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Kapitel 11:

„Was getan ist, ist getan und bleibt's"- William Shakespeare

Müde klappte ich das Bügelbrett auf und steckte anschließend den Stecker des Bügeleisens in die Steckdose. Tatsächlich hatte ich es geschaffte, mich dazu aufzuraffen, mein Zimmer zu putzen, bevor hier wirklich noch etwas durch die Gegend rennt, was im besten Fall nicht rennen sollte. Florian hatte ich gestern wirklich nicht mehr gesehen und darüber war ich mehr als erleichtert gewesen. Allerdings hatten die Jungs gerade Was geht ab? gedreht und so war es dazu gekommen, dass wir Teams gebildet hatten. Ich könnte jetzt behaupten, dass Jako und ich alle abgezogen hätten, aber das wäre gelogen. Wir hatten mit Ach und Krach den 4. Platz belegt. Die Punkteverteilung, die sich Rick ausgedacht hatte, da wir schlecht alle zur gleichen Zeit hatten spielen könne, war mir aber immer noch ein Rätsel und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass Rick auch nicht wirklich verstanden hatte, was er uns da vorgeschlagen hatte. Ein Schmunzeln stahl sich auf mein Gesicht, als ich an den vergangenen Abend dachte.

Während ich bügelte, dudelte Cepheus leise vor sich hin, allerdings so leise, dass ich hören konnte, ob sich bei uns im Haus etwas tat. Wenn man jetzt nur die Wohnungssituation betrachtete, hätte es mich auch schlimmer treffen können. Zusammen mit meiner Mutter und deren Freund wohnte ich in einem kleinen Reihenhaus am Rande von Berlin- Kreuzberg. Manchmal stellte ich mir die Frage, was wäre, wenn wir in einem der Blocks in einer engen Wohnung wohnen würden. Mit meiner Strategie meinen „Mitbewohnern" aus dem Weg zu gehen, wäre ich auf ganzer Linie gescheitert. Natürlich war es nicht gerade toll, jeden Morgen aus dem Fenster zu klettern und jeden Abend oder späten Nachmittag das Gegenteil zu tun. Wann hatte ich eigentlich das letzte mal die Haustür benutzt?

Wie immer, wenn ich an etwas anderes denken wollte, machte ich mir eine Liste im Kopf. Dazu war es in den letzten Tagen ziemlich häufig gekommen, weil meine Gedanken entweder nur bei der Sache in der Schule, meinem Auszug oder Flo hingen. Verliebt war ich trotzdem nicht! Ich fand ihn lediglich sympathisch! Außerdem konnte man sich nicht innerhalb von drei Tagen in jemanden verlieben, ob er nun mal mein Schwarm war oder nicht, so etwas war einfach komplett unrealistisch! Wer glaubt denn bitte noch an so einen Kram wie Liebe auf den ersten Blick? Jetzt dachte ich schon wieder an ihn! Half jetzt nicht mal mehr meine Listenmethode? Scheiße. Erschrocken zuckte ich zusammen und kniff dann vor Schmerz meine Augen zu. Na super, ich hatte es allen ernstes geschafft, mit meiner Hand an den heißen Teil des Bügeleisens zu fassen! Scheiß-Schmerz, Scheiß-Tag, Scheiß-Leben. „Einmal tief durchatmen, dann wird es besser.", flüsterte ich mir selbst zu, aber es wurde nicht besser, nicht einmal als ich meine geschundene Hand unter eiskaltes Wasser hielt. Da wollte ich einmal mein Zimmer aufräumen und es passierte so was. Fluchend inspizierte ich den Kühlschrank, schließlich musste doch hier irgendwo diese verdammte Kühlsalbe sein. Skeptisch beäugte ich den Verband, den ich um meine Hand gewickelte hatte, darunter hatte ich eine dicke Schicht der Salbe aufgetragen. Meine Hand schmerzte jetzt zwar nicht mehr, aber sie fühlte sich nun seltsam taub an. War das jetzt gut oder schlecht?

Kaum zu glauben, aber meine Laune hatte einen neuen Tiefpunkt erreicht. Seit ich Flo einfach so im Park hatte stehen bzw. sitzen lassen, befand sich meine Laune, bis auf wenige Ausnahmen, durchgehend im Minusbereich. Mir war klar, dass ich einen Fehler gemacht hatte und sicher hielt er mich jetzt für total bekloppt. So richtig darüber freuen, ihn gestern nicht gesehen zu haben, konnte ich mich auch nicht, denn morgen war Freitag und es war war geplant, dass wir mal wieder zusammen einen DVD-Abend machten. Mit wir waren Nikkie, Em, Zack, Frodo, Rick, Steve, Jako und Felix gemeint und als „Special-Guest" war auch der liebe Florian mit von der Partie. Als wäre das nicht schon schlimm genug, könnte es auch noch dazu kommen, dass ich neben ihm schlafen muss. Bei unseren DVD-Abenden übernachteten wir immer alle zusammen auf der riesigen Couch des Büros und losten vorher aus, wer neben wem schlafen würde.

Wenn ich nur daran dachte, wurde mir schon schlecht. Wie sollte ich mich denn ihm gegenüber verhalten? Abzusagen kam blöd, Em wüsste sofort was los ist und ich weiß nicht, ob Flo da nicht auch was hineininterpretieren könnte. Fakt ist, ich saß in einer Zwickmühle und musste wohl in den sauren Apfel beißen. Eigentlich hatte Em ja auch Recht, irgendwann musste ich sowieso wieder mit ihm reden.

Plötzlich fühlte ich mich in einem Zimmer schrecklich eingeengt. Es fühlte sich an, als würden die Wände näher kommen und mich letztendlich zerdrücken. Ich hatte dieses Gefühl schon öfter, meistens überkam es mich, wenn mein Kopf zum bersten voll mit Gedanken über Themen war, die ich eigentlich meiden wollte und Floid war nun mal ein solches Thema.

Meine Finger vergruben sich in den Sand am Ufer des Teiches, meine Ballerinas hatte ich ausgezogen, sodass ich unter meinen nackten Füßen ebenfalls den feinen, warmen Sand spüren konnte. Ausnahmsweise hatte ich meine Sonnenbrille mal nicht vergessen, was mich ein klitzekleines bisschen stolz machte, weil ich sonst die Vergesslichkeit in Person war. Weiter entfernt hörte man Kinder lachen, es wirkte alles so friedlich und das hatte zur Folge, dass ich nur noch schläfriger wurde, mühsam unterdrückte ich ein Gähnen. Mit geschlossenen Augen hörte ich den Vögeln zu, wie sie ihre Lieder sangen. Seit wann mir das gefiel, wusste ich selbst nicht. Ich war mehr so der Vogelgezwitscher-Hasser.

Gestern noch hatte ich zusammen mit Flo hier den Nachmittag verbracht, zwar hatten wir etwas weiter hinten gesessen und geredet, aber ich befand mich noch auf seinem Lieblings Platz. Im Angesicht der Tatsache, dass ich ihn nicht sehen wollte, war das irgendwie dämlich. Noch dämlicher war, dass ich nicht mal wusste, warum ich überhaupt hierher gekommen war. Ursprünglich war ich mit dem Skateboard raus, um die Gedanken an Flo loszuwerden, aber stattdessen lag ich nun hier im Park, auf seinem Lieblingsplatz und verwirrte mich selbst. Ich bin wirklich voll der Pro.


If you're going through hell, keep going (LeFloid FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt