Kapitel 29
„Die steht alles gut, der Fehler wird durch dich zum Schmuck erhoben." - William Shakespeare
Mit einer Sicherheit von 100% glühte ich gerade mit dem Notausgangsschild um die Wette, das Schild in strahlendem Giftgrün und ich in elegantem Scharlachrot. Meine Kunstlehrerin wäre über diesen Komplementär-Kontrast entzückt, genauso wie die Feministinnen, die seit Jahren die weibliche Form des Ampelmännchens forderten.
Ich war einfach nur entzückt darüber, dass es im Kino dunkel war.
Bis jetzt hatte ich mich immer noch nicht entschieden, was ich von der Affekttat meines Unterbewusstseins auf Florian halten sollte, also den Wangenkuss (Erwähntes Unterbewusstsein dramatisierte gern.). Fakt war, dass meine Lippen kribbelten, als würde ein ganzer Ameisenhaufen auf ihnen herumwuseln, und ich der Versuchung widerstehen musste, sie mit meinen Fingern zu berühren. Das war doch wirklich zum Verrücktwerden!
„Offenbar habe ich bei der Wahl meiner Begleitung und deren Filmgeschmack mehr Glück gehabt, als das Mädchen zwei Reihen vor uns.", erschrocken fuhr ich zusammen. Florian saß so nah neben mir, dass ich seinen Atem bei jedem seiner Worte auf meiner Haut spüren konnte. Zum Verrücktwerden, sag' ich ja!
Mein Blick schweifte einen Moment über die Leute, die vor uns saßen und blieb an einem Mädchen in meinem Alter hängen. Die Arme hatte jetzt schon einen Blick wie Sieben-Tage-Regenwetter aufgesetzt und dabei lief noch nicht einmal die Werbung. „Scheint so, der gleichen Meinung ist ihre beste Freundin wohl auch.", meinte ich und beobachtete ein anderes Mädchen drei Plätze neben uns, die das Geschehen zwei Reihen vor uns kritisch beäugte. Ohne jeden Zweifel die beste Freundin. „Ihre beste Freundin?"
„Ja, drei Plätze links von uns."
„Bist du dir sicher, dass das die beste Freundin ist?", mit nach oben gezogener Augenbraue schaute er abwechselnd zu mir und den beiden Mädchen. „Zweifelst du an meiner Menschenkenntnis, eigentlich müsste dir das doch sofort auffallen so als Psychologiestudent und mit fast dreißigjähriger Lebenserfahrung.", neckte ich ihn und er verdrehte nur schmunzelnd die Augen. „Willst du riskieren, dass diese Unterhaltung das gleiche Ende nimmt wie das letzte Mal?". Flo hatte sich näher zu mir gebeugt und mir ins Ohr geflüstert. Der Kerl trieb mich noch in den Wahnsinn! „Das würdest du nicht wagen.", krächzte ich. Super, jetzt starb schon meine Stimme an der Nähe zu ihm, dieser Abend dürfte sich bei den Voraussetzungen noch als interessant herausstellen. „Sicher?". Wenn er schon so fragte, nicht im Geringsten. „Aber warum nimmt man denn mit mindestens 17 die beste Freundin zu einem Date mit?", er flüsterte mir immer noch in mein Ohr, was mir weiterhin eine Gänsehaut bescherte und die Angst schürte, ich könnte in den nächsten Minuten einen Herzinfarkt bekommen. „Hättest du Em heute mitgebracht, wenn sie jetzt nicht in Houston wäre?". Mit ziemlicher Sicherheit wäre ich damit beschäftigt gewesen, ihr ein eigenes Date zu organisieren, um sie von so etwas abzuhalten. Mit 17 wurde man für so was wirklich etwas zu alt, zumindest dafür, dass dann jedes Mal abzuziehen, selbst bei einem eigentlich harmlosen Kinodate. Wobei ich in meinem Fall das „harmlos" streichen konnte, das Risiko heute noch die Notaufnahme zu besuchen, schätze ich als ziemlich hoch ein. Allerdings war ein bisschen Unterstützung von der besten Freundin manchmal nicht so schlecht, aber Em undercover zwei Reihen hinter Floid und mir, nein, das wäre definitiv nicht gutgegangen.
Viel spannender, als sich Gedanken über eine Antwort zu machen und sich daran zu erinnern, wie oft Em und ich uns bei derartigen Aktionen gegenseitig den Arsch gerettet oder bis auf die Knochen blamiert hatten, war doch die wortwörtliche Aussage von Flo. Er hatte „Date" und „Hättest du heute auch..." gesagt. Hatte er damit jetzt indirekt gesagt, dass er unseren gemeinsamen Kinobesuch als Date sah? Das war genauso eine Krisensituation, für die man die beste Freundin brauchte. Zur Debatte über diese Frage, während des vermeintlichen Näschenpuderns und für mögliche Wiederbelebungsmaßnahmen, da mein Herz gerade schon wieder ins Stolpern geriet. Vielleicht sollte ich mal zum Arzt oder so.
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If you're going through hell, keep going (LeFloid FF)
Fanfic(LeFloid x OC) Ein geschickt gesponnenes Netz aus Lügen, eine gehörige Portion Sarkasmus, sowie eine Prise Selbstironie und eine effektive Verdrängungstaktik mehr braucht Mel nicht, das selbsternannte menschliche Komplettfiasko, um sich still und l...