Das Erlangen von Erkenntnis

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Kapitel 23:

„Verliebte Neigung schmält man nicht hinweg." - William Shakespeare

Entspannt lesend lümmelte ich auf einem der Sessel im Mediakraftbüro und versuchte so zusammen mit Zack, Nikkie und Em die Zeit, bis die Anderen hier eintrudelten, totzuschlagen. In nicht einmal mehr einer Stunde würde ich mit der ganzen H- und UWG und meinen drei Leutchen in Tegel am Badesee in der Nähe des Forsthauses liegen und natürlich mit Flo. Flo, den ich heute in Badeshorts sehen würde, bei diesem Gedanken musste ich mich anstrengen, ein verträumtes Grinsen zu unterdrücken. Oh Gott, eigentlich hatte ich gedacht, ich hätte die plötzlichen Anfälle vom Verliebtsein endlich in den Griff bekommen, aber scheinbar war dieses Unterfangen aussichtslos. Ich sollte aufhören mir Flo halbnackt vorzustellen und wie er nach dem Schwimmen aus dem Wasser steigen würde, sich durch seine dunklen Haare fuhr und einzelne Wassertropfen über seinen Oberkörper liefen, über das Sixpack, dessen Ansatz mir ja schon einmal vor Augen gekommen war und mir die rote Farbe ins Gesicht getrieben hatte. Dann würde er auf mich zu kommen und sagen: „......", wow okay das reicht jetzt aber mal! Langsam aber sicher verwandelte Florian mein sonst relativ harmloses Kopfkino in einen Schundroman á la Fifty Shades of Grey, wobei ich von Fantasien mit Fesselspielchen noch verschont geblieben war. Das war auch eher nicht so meins, zumindest hatte ich bis jetzt noch nicht das Verlangen etwas in diese Richtung auszuprobieren.

Trotz der ziemlich erfreulichen Aussichten, von denen nur zu hoffen blieb, dass ich sie still und heimlich genießen durfte, war ich angespannt. Flo hatte, seitdem ich ihm gestern abgesagt hatte, nicht mehr geschrieben und ich ihm auch nicht, da mir die Lüge immer noch sau unangenehm war. Selbstverständlich war die kleine Lüge irgendwie gerechtfertigt, ich hätte ja nicht sagen können: „Nee du Flo, heute ist schlecht, weil wir unseren Beitrag für das Video, was sich Frodo für dich ausgedacht hat, um dich auf YouTube wieder willkommen zu heißen, machen müssen." Die ganze Sache, die wir uns ausgedacht hatten, war derart aufwendig gewesen, dass ich ihn nicht einmal auf später vertrösten konnte. Es hatte eine Ewigkeit gedauert, das ganze Material, das uns seine Fans im Rahmen unserer Community-Action geschickt hatten, zu sichten und auch zu schneiden, dabei hatten wir noch zauberhafte Unterstützung von den LeFloid-Army Mädels gehabt.

Aber eigentlich könnte ich ihm heute noch sagen, dass ich ihn angelogen hatte, am See würden wir alle das Video hochladen und zusammen mit Floid anschauen, danach konnte ich ja gegen mein schlechtes Gewissen vorgehen, bis dahin würde mir dieses kleine Notlüge sicher nicht auf die Füße fallen.

„Kennt ihr das, wenn ihr etwas sucht und zufällig Geld findet? Das ist fast so, als würde man sich selbst Geld schenken!", erfreut grinsend hielt Zack uns ein zwei Eurostück unter die Nasen, das er eben in den Tiefen seines Rucksacks bei der Suche nach seinem Handy gefunden haben musste. Etwas verdattert starrten wir auf den Fund, den er uns stolz präsentierte, bevor wir alle in schallendes Gelächter ausbrachen. „Kennst du das, wenn dir auf einmal bewusst wird, mit was für seltsamen Kreaturen du deine Freizeit verbringst, die du zu allem Überfluss auch noch Freunde nennst?", neckte ich und grinste ihn an, gespielt beleidigt zog er eine Schnute. „Kennst du das, wenn eine deiner beiden besten Freundinnen etwas mit einer YouTube-Ikone hatte und du das nur durch Zufall erfährst?", schoss Nikkie in meine Richtung. Erschrocken blickte ich von meinem Buch auf, um den Lockenkopf anzusehen. Hatte er den Mist, den Frodo beim DVD-Abend erzählte hatte, wirklich geglaubt? „Kennt ihr das, wenn eure Freunde über etwas Wichtiges reden und ihr absolut keinen Schimmer habt worüber?", warf Em frustriert und etwas enttäuscht darüber, dass sie anscheinend die einzige Unwissende war, ein. Mit nach oben gezogenen Augenbrauen blickte sie fordernd nach einer Erklärung zwischen den Jungs und mir hin und her.

„Warum erzählst du mir nicht, dass zwischen dir und Floid was läuft.", ein verletzter Blick aus braunen Augen lag auf mir, den ich allerdings nicht erwidern konnte, da ich mich lieber hinter Shakespeare versteckte. Wieso dachte sie eigentlich sofort an Flo, wenn sie dem Mist schon Glauben schenkte. Ich könnte doch auch was mit... Ja mit wem denn Mel? Pewdiepie oder dann vielleicht doch Dagi Bee? Ehe ich mich in meinem inneren Monolog weiter (unberechtigterweise) über das fehlende Vertrauen von meiner besten Freundin aufregen konnte, wurde mir auch schon Romeo und Julia entwendet und mein Protest schlichtweg einfach ignoriert.

„Beruhig' dich Em, Melli hatte nichts mit Floid, zumindest war das nur ein dummer Spruch von Frodo, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass sie gern etwas mit ihm hätte.", sagte Zack. Nun ruhten drei Augenpaare unverwandt auf mir. Zu sagen, das Ganze würde sie nichts angehen, wäre eine Lüge, es ging sie ja irgendwie was an. Schließlich waren sie meine Freunde und ich kannte auch so gut wie jedes Detail ihres Liebeslebens. Angestrengt starrte ich nach links auf eine weiß gestrichene Wand, mir fehlten die Worte, mal wieder. „Ja.", kam es nach einigen Minuten leise von mir. „Was?", ich wandte mich zu Nikkie. „Hörst du mir nicht zu?", fauchte ich ärgerlich über die Kreuzverhörsituation, natürlich tat es mir danach schon wieder Leid, ihn so angefahren zu haben. Ich hasste es über meine Gefühle zu sprechen und das wusste jeder von ihnen. „Aber er will auch was von ihr.", mischte sich Em erneut ein und nickte zur Bekräftigung ihrer Worte überzeugt. „Weil er mich ins Kino eingeladen hat? Ich bitte dich!", „Stimmt ich lade ja massenhaft Mädchen ins Kino ein, nur der sozialen Kontakte wegen.", kam es sarkastisch von Zack, der sein Handy offenbar wieder gefunden hatte, da es jetzt vor ihm auf dem kleinen Tischchen lag. „Das mit dem Kino ist wirklich quatsch, genauso wie die Tatsache, dass ihr zusammen im Park rumliegt, in der Nacht gemeinsam boarden geht oder er dir immer zulächelt. Florian hasst dich bestimmt bis auf's Mark!", schloss sich Nikkie dem Tonfall seines Kumpels an. Was hatte er gerade gesagt? Flo lächelte mir immer zu? Das war doch vollkommen lächerlich, genauso wie die Tatsache, dass ich anfing zu lächeln, als ich auch nur in Betracht zog, dass er das Gleiche für mich fühlen könnte wie ich für ihn. Mein Körper war ein verdammt mieser Verräter! „Aber warum ist es für dich denn so unwahrscheinlich, dass er sich auch in dich verliebt haben könnte Melli?", Unverständnis schwang in der Stimme meiner Freundin mit. „Weil...", setzte ich voller Überzeugung, auf Anhieb hundert Gründe nennen zu können, an und brach nach dem ersten Wort ab. Ja, warum sollte er sich nicht auch in mich verliebt haben? Unwahrscheinlich bedeutete immerhin nicht unmöglich.




So ihr Lieben, ich hoffe niemand ist ausgerutscht und hat sich ein Bein gebrochen


Frohes Neues 2017, auf das diese FF ein glückliches, nicht allzu weit entferntes Ende findet :)


If you're going through hell, keep going (LeFloid FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt