In allen Lebenslagen bist du an meiner Seite

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Kapitel 15:

„Mein anderes Selbst, meine Ratsversammlung, Orakel und Prophet"- William Shakespeare

(bezieht sich auf die Freundschaft zwischen Em und Melli)

Wenn man als Frau zu den Menschen gehörte, die, wenn das Wort Beziehung fiel, auf Autopilot schalteten, dann wurde man schnell zur Schlampe.

Müsste ich das Wort Beziehung definieren, würden die drei Worte Vertrauen, Ehrlichkeit und Offenheit sicher eine tragende Rolle haben. Vielleicht war aber genau das das Problem dafür, dass ich keine Beziehung auf die Reihe bekam. Vielleicht setzte ich, wenn es um Beziehungen ging, einfach die falschen Prioritäten. Meine Prioritäten bauten aufeinander auf, das war dann bestimmt das zweite Problem. Vertrauen brauchte einen gewissen Grad an Offenheit, um jemandem gegenüber offen sein zu können, muss man ehrlich sein und über die Dinge reden, die einen tief im Inneren bewegen. Wenn meine Prioritäten doch nicht so falsch sind, würde ich bestimmt einen prima Paartherapeuten abgeben, die versauten doch auch ihre Beziehungen. Ich war weder offen, noch ehrlich und um jemandem zu vertrauen, brauchte ich Zeit.

Mit Stolz konnte ich von mir behaupten, für das Aus meiner beiden Beziehungen verantwortlich zu sein und warum? Weil ich meine eigenen Prioritäten nicht befolgte.

Norbert kletterte auf meine Hand und schaute mich aus seinen schwarzen Knopfaugen an. Nach meinem Lateinkurs hatte ich mich sofort auf den Weg ins Büro gemacht. Mein ursprünglicher Plan hatte besagt, dass ich noch ein Video schneiden würde, wie so oft hatte ich diesen Plan aber geschmissen. Ich hatte meine kleine Farbmaus Norbert aus seinem Käfig genommen und war zu meinem Schreibtisch geschlendert. Während er auf der Tischplatte umher flitzte, hatte ich den PC angeschaltet und mich wie immer während des Hochfahrens zurückgelehnt und ein bisschen auf Insta vorbeigesehen. Irgendwann war ich dann auf die glorreiche Idee gekommen, dass ich Floid ja wieder folgen könnte und dann kam Eines zum Anderen.

Als Floid damals mit YouTube aufgehört hatte und auf keinem der Social Networks ein Lebenszeichen von ihm erfolgte, hatte ich ihn sozusagen aus meinem Leben gekickt. Ihn jetzt wieder in mein Virtual Life aufzunehmen, war eine der miesesten Ideen, die ich je gehabt hatte. Seit nun fast zwei Stunden starrte ich dieses dämliche Bild an, dass er in Amerika gemacht hatte. Das Bild, auf dem er der Welt stolz sein Tattoo präsentierte. Er hatte den Mund zu einem schiefen Lächeln verzogen und seine von dunklen Augenringen untermalten Augen funkelten spitzbübisch. Ein leises Seufzen entwich mir, er sah auf diesem Bild einfach unglaublich süß und sexy zu gleich aus!

Sanft stupste mich die kleine, schwarze Farbmaus mit dem Näschen an, mir war klar, dass Norbert darauf spekulierte, dass ich ihm gleich eine Nuss geben würde. Allerdings hatte der arme Kerl da heute einen schlechten Tag erwischt, die Nüsse waren innerhalb von zehn Minuten von mir verputzt worden, als ich angefangen hatte, mir auszumalen, wie eine Beziehung zwischen Flo und mir wohl aussehen würde. Das alt bewerte Frustessen hatte eingesetzt, als mir bewusst wurde, dass es nie zu einer Beziehung kommen würde und wenn, dann war diese von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Wie gesagt, ich war nicht gerade beziehungstauglich.

Wütend starrte ich mein Handy an, vor ein paar Minuten hatte ich sogar überlegt, es einfach gegen die nächste Wand zu werfen, damit ich Flo's Bild nicht länger vor Augen hatte. Es war schrecklich, ich konnte einfach nicht aufhören, in sein vor Stolz fast platzendes Gesicht zu sehen!

Nun konnte ich noch weniger nachvollziehen, dass manche Menschen gern verliebt waren, ich meine, was ist schön daran, für jemanden zu schwärmen, der absolut unerreichbar war? Wie mussten sich dann erst diese ganzen Directioner fühlen, bei mir und Flo gab es ja wenigstens noch eine minimale Chance, auch wenn die bei 0,0... lag. Aber die meisten von den Mädchen, die Zayn oder wen weiß ich von diesen Kerlen als Schwarm hatten, würden ihm mit großer Wahrscheinlichkeit nie begegnen und wenn, kamen sie nur auf etwa 20 Meter an ihn heran. Die Tatsache, dass ausgerechnet heute auch noch dieser dämliche DVD- Abend stattfinden würde, machte es nicht besser, eher im Gegenteil! Für Außenstehende musste ich wie jemand wirken, der dringend psychologische Betreuung in Anspruch nehmen sollte. Seit geschlagenen zwei Stunden, vielleicht auch schon drei, saß ich hier und starrte mit den verschiedensten Gefühlsregungen, die von himmelhochjauchzend bis zu „Ich brauche Antidepressiva!" reichten, ein Bild von einem 10 Jahre älteren Kerl an. Entschlossen, mich nicht weiter irgendwelchen Hirngespinsten hinzugeben, steckte ich mein Handy weg und fuhr den PC wieder runter.

If you're going through hell, keep going (LeFloid FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt