Falsche Hoffnungen

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Kapitel 19:

„Hoffnung ist oft ein Jagdhund ohne Spur."- William Shakespeare

Meine Beine fühlten sich an wie Pudding versetzt mit zu viel Milch. Schritt für Schritt näherte ich mich meinem persönlichen Folterzimmer mehr, sein Lachen, welches durch die Küche und den angrenzenden Flur hallte, ließ mir das Blut in meinen Adern gefrieren. Die Übelkeit, die sich in meiner Magengegend ausgebreitet hatte, verschlimmerte sich gefühlt um das Zehnfache, mir wurde abwechselnd heiß und wieder kalt. Je weiter ich zusammen mit Vanessa auf die Küche der WG zuging, desto stärker begannen meine Hände zu kribbeln und zu zittern.

„Hey.", ich hob, mit einem halbherzigen Lächeln auf den Lippen, meine Hand kurz zur Begrüßung in Richtung von Frodo und Flo, bevor ich mich zu Steve verzog, der aussah wie eine Schaufensterpuppe drapiert mit Jakos Klamotten und sich mit eben diesem unterhielt. Frodo hatte meine Begrüßung knapp mit einem Lächeln erwidert und sich dann wieder abgewandt, Floid hatte es ihm gleich getan. Allerdings hatte ein Wimpernschlag von Blickkontakt schon ausgereicht, um mein Herz unkontrolliert stolpern zu lassen und mir eine Gänsehaut zu verpassen.

Mein schlechtes Gewissen meldete sich. Ob er böse war, dass ich ihm nicht geantwortet hatte? Hoffentlich...hoffentlich was? Es interessierte mich einen ziemlichen Dreck, wenn ich Anderen unbewusst oder auch bewusst vor den Kopf stieß, ich war nun mal ein schlechter Mensch. Daran würde ich nach fast achtzehn Jahren jetzt auch nichts mehr ändern, aber vielleicht für ihn.

Mir fiel es schwer über meinen inneren Monolog nicht die Augen zu verdrehen. Was für absurde Dinge mein Hirn schon wieder ausspuckte.

Ich hatte die Zeit und Ruhe der letzten Tage genutzt und recherchiert. Ein Fehler, jetzt schwirrten in meinem Kopf noch mehr Fragen als vorher kreuz und quer durch die Gegend, sehr hilfreich in Anbetracht der Tatsache, dass ich fieberhaft nach einer Lösung suchte, mich wieder zu entlieben, was, nebenbei bemerkt, nicht möglich aber irgendwie auch nicht unmöglich war, da die Dauer einer Verliebtheit ungefähr sechs bis neun Monate betrug. Zusätzlich war mir bei der Suche nach allgemeinen Anzeichen von Verliebtheit aufgefallen, dass mit mir definitiv etwas falsch lief.

Typische Anzeichen waren zum Beispiel, dass man immer mit der Person zusammen sein wollte, zugegeben, das war bei mir so halbe halbe, dass man bei Alltagssituationen unkonzentriert ist, da müsste ich ja dauerhaft auf Wolke sieben schweben, das gleiche traf auf die Sache mit den Schlafstörungen zu. Die Welt sollte mit einem Mal schöner werden, nein bedaure, ich fand sie immer noch so scheiße wie noch vor circa zwei Wochen. Am besten waren aber immer noch die Behauptung, dass man keine negativen Gefühle wahrnahm und es einem viel besser ging, mir ging es so dreckig, als hätte ich 'ne fette Grippe und Regelschmerzen, na ja dreckig eben. Ihre Aufmerksamkeit kreist nur um die eine Person und sie entwickeln neue Verhaltensweisen, offensichtlich schon, meine Gedanken waren randvoll von ihm und ich machte mir Sorgen um seine Gefühlswelt. Wow, zweieinhalb von acht krasse Bilanz.

Steve stupste mich auffordernd in die Seite, erschrocken fuhr ich aus meinen Gedanken hoch und schaute erschrocken in seine blaugrauen Augen. „Was?", brachte ich nach mehrmaligem Blinzeln einigermaßen geistig anwesend klingend heraus. „Floid hat dich was gefragt.", meinte er und nickte in Flo's Richtung. Verdammt. „Tschuldige.", nuschelte ich peinlich berührt und hörte aufmerksam zu, als er anfing, seine Frage zu wiederholen: „Ick habe dich gefragt, ob ick dich vielleicht heimfahren soll." Ähhhh... Was sollte ich jetzt tun, höflich ablehnen würde wohl das Beste sein, obwohl dass aufgrund des Wetters ziemlich unlogisch war. „Warum denn nicht Melli, sonst sitzt du hier noch ewig und drei Tage fest und du musst doch morgen in die Schule.", schaltete sich Vanessa ein, wahrscheinlich um mir einen guten Grund zu liefern, Flos Angebot anzunehmen. Morgen war Montag, mit großer Wahrscheinlichkeit würde ich sowieso nicht in die Schule gehen. Kam mir das nur so vor oder starrten mich tatsächlich alle nach meiner Antwort hungernd an. Ich fühlte mich hier fast wie in einem Rudel ausgehungerter Wölfe. „Also wenn es dir keine Umstände macht.", brachte ich dann langsam heraus. Ein Lächeln breitete sich auf Florians Gesicht aus. „Quatsch! Ich muss den geliehenen Wagen noch zurückbringen, wenn ich mich recht erinnere, liegt dein zuhause auf dem Weg.", meinte er und ich musste sein Lächeln einfach erwidern. „Uhhh du warst also schon bei ihr zuhause, warum wusste ich das nicht?", gespielt vorwurfsvoll schaute der Hobbit der Runde seinen besten Freund an. Wieso hatte ich ihn noch nicht umgebracht? Frodo holte gerade Luft für eine neue Stichelei, die allerdings von seiner Freundin mit einem mahnenden Blick unterbunden wurde.

Flo schaltete die Scheibenwischer ein und der schwarze VW reihte sich in den Berliner Abendverkehr ein, bis jetzt hatte noch keiner von uns ein Wort verloren, seit wir zusammen im Auto saßen, nicht mal das Radio lief. „Ist bei dir alles in Ordnung?", seine Frage kam überraschend. „Ja.", erst danach fiel mir auf, dass ich einen Tick zu schnell geantwortet hatte, natürlich wusste er, dass ich gelogen hatte. Er warf mir einen kurzen Blick zu, als wir an einer der zahllosen Ampeln halten mussten. „Das war gelogen.", meinte er ruhig. „Ich weiß.", was das einzige, was ich darauf antwortete. Ich rutschte etwas unruhig auf meinem Platz hin und her, es machte mich nervös, dass ich die Richtung dieses Gesprächs nicht erkennen konnte. „Was ist los?", stellte er dieselbe Frage wie zu Anfang aber doch irgendwie eine Andere. „Ich bin verwirrt.", das beschrieb meine momentane geistige Verfassung eigentlich ganz gut. „Warum?", 'Weil ich mich in dich verlebt hab' und nicht weiß, wie ich damit umgehen soll', meine Antwort bestand aus Schweigen. „Du hast meine Nachricht ignoriert.", sagte er, nach einen Moment der Stille. „Ich wusste nicht, was ich drauf antworten sollte.", gab ich ehrlich zu. „Warum?", hakte er nach und konzentrierte sich auf den Verkehr. War das sein verdammter Ernst? „Herrgott, mir ist das Gesagte ziemlich unangenehm okay und was zum Teufel sollte dieser Zwinkersmiley?", brauste ich auf und streckte mich unwillkürlich, um etwas größer zu wirken, was Flo mit einem Schmunzeln bedachte und mich nur noch mehr ansäuerte. „Das muss dir nicht peinlich sein, es ist süß und der Zwinkersmiley sollte gar nicht zwinkern.", entgegnete er und grinste mich frech an. Süß, das war genau das, was ich hören wollte, das Wort hörte sich für mich irgendwie nach Friendzone an. „Hast du nächsten Samstag Zeit?", wollte Flo mit einem Seitenblick auf mich wissen. „Nein.", Em flog an dem Tag nach Houston. „Sonntag?", probierte er es weiter. „Denke schon.", neugierig blickte ich zu ihm rüber. „Hast du Bock auf Kino?", wir bogen in die Straße ein, in der ich wohnte und er fuhr automatisch langsamer. „Ja." „Gut, dann hol ick dich nächsten Sonntag um acht ab, du darfst auch den Film aussuchen.", grinste er. „Was für eine Ehre.", ich versuchte zu ignorieren, dass mein Herz drohte wegzurennen und schallte mich selbst für die Hoffnungen, die ich mir nun machte. „Wo musst du raus?" „Das übernächste Haus."



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If you're going through hell, keep going (LeFloid FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt