Kapitel 42:
„Sein oder Nichtsein, das ist die Frage." - William Shakespeare
Krisenintervention, prinzipiell ja ein recht schönes Wort, aktuell allerdings mehr so ein fleischgewordener Teaser der Hölle selbst.
Für alle die, die zwar kurz vor ihrer abschließenden Masterprüfung im Fach 'Angewandte Küchenpsychologie' stehen, mit derartigen fachchinesischen Ergüssen trotzdem gänzlich überfordert sind, hier noch einmal die Worterklärung aus dem Quacksalber-Lexikons für jedermann:
„In den gastronomisch geprägten Gefilden der Seelenkunde, besser bekannt unter 'How I Met Your Mother – Methodik' oder auch dualreflektierender Greys Anatomy – Soliloquy.
Der Duden, also das fette, gelbe Ding aus dem Deutschunterricht, was wohl so manchen YouTuber-Rap-Unfall verhindert hätte, fasst das alles kurz und knapp als „methodische Unterstützung von Menschen in Lebenskrisen" zusammen, falls es irgendwen interessierte, meine beste Freundin auf jeden Fall schon mal nicht. Immerhin versucht ich ihr seit geraumer Zeit verständlich zu machen, dass ich keine Krisenintervention einer übermotivierten Freizeitseelenklempnerin nötig hatte, mich geschweige denn in einer Lebenskrise befand und trotzdem hatte sie mich erbarmungslos weiterhin damit belästigt und ich hatte unterdessen die Erkenntnis erlangt, gegen eine Wand zu reden. Mir war nichts und niemand unter den Händen weggestorben, höchstens mein Selbstwertgefühl und die Fähigkeit des Denkens, was das Bedürfnis nach intensiver, psychologischer Betreuung ob durch Stümper oder Fachkraft (wieso spukte ausgerechnet jetzt ein Bild von Em in meinem Kopf umher, wie sie mich eindeutig zweideutig an sah? What the hell?) sicher nicht rechtfertigte und eine Lebenskrise konnte schlecht vorhanden sein, wenn mein gesamtes Leben aus einer einzigen, riesengroßen Krise bestand, nämlich meinem absolut verkorksten Werdegang. Das ergab weniger Sinn als Lionts komplettes Album. Sowas nenne ich eine rekordverdächtige Leistung.
Wie soll ich sagen, da sich aber mittlerweile mein Umfeld ganzheitlich aus glühenden Anhängern der Psychoanalyse Freuds gemausert hatte, sprang ich quasi von Krisenintervention zu Krisenintervention. Langsam war mir nach einer Krisenintervention über das Führen zu vieler Kriseninterventionen. Heiko, die Spackies, die Fewjar-Jungs, Frodo zusammen mit Vanessa, Nikkie, Zack und an vorderster Front unübertroffen Em und Florian, sogar meine Oma fing plötzlich damit an, nachdem ich vor Florians schier unermüdlichen Nachfragen über das Gespräch mit dem Direktor geflohen war. In diesem Moment dachte ich ernsthaft darüber nach, wie schnell ich wohl an einer Schachfigur ersticken könnte, um endlich wieder meine Ruhe zu haben. In einem hellen Moment (zumindest hielt ich ihn am Anfang für hell, jetzt war ich mir ziemlich sicher, dass er sich er in der Region stockfinster ansiedelte) war es mir tatsächlich gelungen, Flo mit der Aufforderung, mich beim nächsten Besuch bei meiner Oma zu begleiten, für die nächsten Tage ruhigzustellen. Inzwischen war mir klar, dass ich damit quasi mein eigenes Todesurteil unterschrieben hatte. „Du bist komisch in letzter Zeit.", durfte ich mir von allen Seiten anhören, es machte die Sache nicht besser. Mir lief die Zeit davon, es war nun schon Mittwoch, in zwei Tagen musste meine Entscheidung gefallen sein und obgleich ich im ersten Moment aus einem störrischen Impuls heraus hatte ablehnen wollen, als ich noch keinen Schritt aus der Tür hinaus getan hatte, hatte ein weiterer störrischer Impuls dafür gesorgt, lieber eine arrogante schwammige Erwiderung zu geben. Manchmal verfluchte ich mich regelrecht selbst für so viel Stolz. Jetzt war daran aber auch nichts mehr zu ändern und seit eben jenem Tag trieb ich mit meinem Verhalten mein Umfeld in den Wahnsinn und sämtliche Leute, die zu diesem gehörten, mich mit ihrer Reaktion darauf. Ein wahrhaftiger Teufelskreis. Also zermarterte ich mir weiter fleißig das Hirn darüber, weshalb ausgerechnet ich mich mit dem Transformator herumplagen sollte. Schwachsinnig, anders ließ es sich nicht bezeichnen. Für diese Bedingung fiel mir einfach keine logische Erklärung ein, mit Sicherheit gab es nicht einmal eine. Außer vielleicht, dass der große, gütige Herr mich zur Nächstenliebe erziehen wollte oder ganz simpel hoffte, mich damit aus der Reserve zu locken. Ein lächerliches Unterfangen.
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If you're going through hell, keep going (LeFloid FF)
Fanfic(LeFloid x OC) Ein geschickt gesponnenes Netz aus Lügen, eine gehörige Portion Sarkasmus, sowie eine Prise Selbstironie und eine effektive Verdrängungstaktik mehr braucht Mel nicht, das selbsternannte menschliche Komplettfiasko, um sich still und l...