Ritter töten Drachen

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Kapitel 24:

„Gram um Dinge, die nicht abzuwenden, höhlt, statt zu heilen, unseren Busen aus." - William Shakespeare

Lautes Lachen, Gekreische und Rumgeheule, ich hasste Kinder (mit seltenen Ausnahmen wie Em's Bruder zum Beispiel), sie waren all das, was ich nie wieder sein wollte, dumm, naiv, verletzlich, abhängig und nervig. Die Tatsache, dass sich in diesem Augenblick gerade mehr als zwanzig von diesen nonverbalen Nebenexistenzen in einem Umkreis von nicht einmal fünfzehn Metern zu mir befanden, trug nicht gerade zur Steigerung meiner angeknacksten Gemütslage bei.

Ich saß auf den berühmt berüchtigten heißen Kohlen, seit wir am See waren. Es war früher Nachmittag und viele hatten wie wir für die letzten Stunden Hitzefrei bekommen, dementsprechend voll war es hier auch. Die Entscheidung Florian unser „Werk" erst dann zu zeigen, wenn sich der Badestrand etwas geleert hatte, wurde still und heimlich über WhatsApp getroffen, ohne dass er auch nur den geringsten Verdacht geschöpft hat....nicht. Natürlich hatte er etwas gemerkt, das hätte jeder, völlig egal ob er Psychologiestudent oder Hauptkommissar oder Wasweißich war, und sagen wir mal so, er war nicht gerade very amused über den unauffällig auffälligen Blickkontakt mancher Personen gewesen. Mich hatte er nebenbei bemerkt noch keines Blickes gewürdigt, nicht mal diesen leicht angepissten Blick über die WhatsApp-Aktion war ich ihm anscheinend wert gewesen. Das würde bestimmt noch ein toller Tag werden! Der Sarkasmus sprühte geradeso vor Motivation in mir und könnte wahrscheinlich locker den Londoner Marathon mitlaufen, so fit wie der war. Wenigstens lenkte der mich aber erfolgreich von meiner inneren Unruhe ab, die Floid's abweisendes Verhalten bei mir auslöste. Unter anderen Umständen hätte ich diese Lügengeschichte jetzt schon geklärt, aber unter den Gegebenen durfte Emilie sich einen sarkastischen Kommentar nach dem Nächsten von mir um die Ohren hauen lassen, da ich sonst wahrscheinlich eine Art verzweifelten Anfall von Verliebtsein erlitten hätte. Ohne zu murren ließ meine beste Freundin es über sich ergehen und munterte mich manchmal mit einem Witz über Frodos kläglich scheiternde Versuche, Flo's Mundwinkel nach oben zu bewegen, auf. Selbstverständlich wusste sie mittlerweile von meiner kleinen Notlüge, der verliebte Teil meines Hirns hätte es wahrscheinlich nicht mehr länger ausgehalten, mit niemanden meinen Lösungsweg auszudiskutieren, das hatten wir vor etwa einer Stunde erledigt, als wir mit Straßenbahn hierher gefahren waren. Zu meiner Erleichterung wurde der Plan von ihr als gut befunden und sie machte mir wegen der kleinen Lüge keinen Vorwurf, eigentlich hätte mich das ja beruhigen sollen, dummerweise tat es das nicht.

Je länger er mich einfach ignorierte, desto näher kam ich den Tränen, mein Ritter Sarkasmus war verschwunden, um einen Drachen namens Hoffnung auf erwiderte Gefühle zu töten. Stück für Stück versank ich mehr in Selbstmitleid und Selbsthass, darüber, dass ich es zerstörte hatte, bevor es überhaupt die Chance hatte zu existieren. Ich ganz allein war schuld und die Tatsache, dass es eine Notlüge war, verlor für mich an Bedeutung.

„Können wir nicht einfach verschwinden?", flehte ich Em an, die sich von mir fast die Hand brechen lies, da ich mich immer mehr verkrampfte und ihre Hand hielt. Sie schaute mich mitleidig an und seufzte leicht, ehe sie mir antwortete: „Ich würde nichts lieber tun, als hier einfach aufzustehen und zu gehen, aber..", der Rest ihres Satzes blieb unausgesprochen. Verwundert über ihr plötzliches Schweigen folgte ich ihren teils erschrockenen aber extrem wütenden Blick, um den Grund zu erfahren. Eben dieser kam direkt mit unergründlicher Miene auf uns zu. 'Scheiße', war das Einzige, was mir zum Beschreiben dieser Situation einfiel.

„Okay, bleib ruhig Mel, ich mach' das schon.", sagte meine Freundin, bereit mich vor meinem drohenden Untergang zu bewahren. „Nein, ich will mir anhören, was er zu sagen hat.", mein verliebter Teil klammerte sich verzweifelt an die Hoffnung, dass Florian nicht sauer auf mich war und alles ein riesiges Missverständnis war und ich meine Notlüge später aufklären konnte. Zweifelnd sah Em mich an: „Du wirst nichts sagen können.", warf sie ein, um mich umzustimmen. „Ich weiß.", flüsterte ich und hatte das Bedürfnis, mich wie mein Kleinkind-Ich in einem Kleiderschrank zu verstecken. Ich hatte schon wieder versagt. Weder ihr noch mir blieb Zeit noch etwas zu sagen.

„Ich würde gern mal mit dir reden.". Ich hatte einmal gelesen, dass nichts mehr brannte als Kälte, mir war nie in den Sinn gekommen, dass das auch für Worte gelten konnte, jetzt hatte ich den Beweis. Seine Stimme hörte sich gezwungen und fremd an, von seinem angenehmen Berliner Dialekt ahnte man im Moment nicht einmal etwas. Mir wurde übel. "Sicher.", presste ich leise hervor, bemüht mich selbst vom Weinen abzuhalten. Uneleganter, als es sich für ein Mädchen im Batman-Bikini gehörte, stand ich auf. Langsam folgte ich ihm und wir entfernten uns einige Meter vom Strand. Der Vergleich, wie ein Kalb zur Schlachtbank geführt zu werden, zwang sich mir förmlich auf.

Ich saß auf einem Baumstamm, der offenbar als Bank diente, Florian lief vor mir auf und ab. Keiner von uns hatte bisher ein Wort verlauten lassen, trotzdem schrie in mir alles, die ganze Sache sofort aufzuklären, ob ich nun die Überraschung dabei verriet oder nicht.

„Weißt du,", begann er unerwartet und ließ mich erschrocken aufblicken, „wenn du deine Zeit nicht mit mir verbringen willst, verstehe ich das, schließlich kann ich dich ja schlecht dazu zwingen, aber dann sag' es mir wenigstens ins Gesicht! Verdammt!", den letzten Teil seines Satzes brüllte er wütend und schaffte so mein Gehirn dazu zu veranlassen, eine Assoziation zu Sandro zu bilden. Verzweifelt schloss ich meine Augen. Es war zu spät, um einen Versuch zu unternehmen, die Tränen aufzuhalten. „Ich verstehe einfach nicht, warum du nicht ehrlich sein konntest und mich angelogen hast. Wieso hast du mir nicht von Anfang an gesagt, dass du nichts mit mir zu tun haben willst?", der unausgesprochene Vorwurf, ihm die ganze Zeit etwas vorgegaukelt zu haben, traf mich genau da, wo es am meisten wehtat. Meine Reaktion auf seine Worte hatte er offenbar nicht bemerkt, sonst hätte er mit Sicherheit aufgehört, zumindest war mein Unterbewusstsein davon überzeugt. „Hast du dazu nichts zu sagen?", seine Wut und sein Zorn waren einem verletzten Gesichtsausdruck gewichen, ich schaffte es nicht einmal, ihm richtig in die Augen zu sehen. Ein „Ich kann nicht, zumindest noch nicht jetzt.", lag mir auf der Zunge, aber ich war unfähig es auszusprechen, ich war wie gelähmt und meine Fingernägel bohrten sich tiefer in meine Handgelenke, die Tränen flossen unaufhörlich über mein Gesicht. „Gut, dann hat sich das ja mit unserer Verabredung nun auch, ich werde es ab heute unterlassen, dich noch einmal zu belästigen." Pure Resignation, dann ging er, ohne sich nach mir umzudrehen.

Und in diesem Moment tötete der Ritter erfolgreich den Drachen. Ein Gefühl von dumpfer Leere breitete sich in meiner Brust aus.

Scheiß Leben. Versagt. Allein.

*****

Ich muss morgen wieder in die Schule...ich will nicht -.-

So und nach dem Mitleidgeheische nochmal dreiste Eigenwerbung, schaut mal bei meinem BTS-Oneshot vorbei, auch wenn ihr die Band nicht kennt und nichts mit K-Pop am Hut habt, lest es trotzdem :D

https://www.wattpad.com/353666771-chopin-j-hope-x-oc-chopin



If you're going through hell, keep going (LeFloid FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt