Gefährliche Liebe

„Wenn du es je wieder wagen sollst mich anzufassen, wirst du es bereuen!"

Ein Klingeln holt mich aus meinen Gedanken, worauf ich überrascht meinen Kopf hebe. Die zwei Stunde sind schon um? Ich bin wohl zu sehr in Gedanken gewesen. Wir drei stehen auf, packen unsere Sachen zusammen und verlassen den Raum. Da ich dringend auf die Toilette muss, sage ich den beiden Bescheid und biege in die andere Richtung ab.

Nachdem ich auf der Toilette mein Geschäft erledigt habe, wasche ich meine Hände und verlasse die Toilette, um in die Cafeteria zu gehen, wo Melek und Kerem schon auf mich warten sollten. Als ich vor der Tür bin, höre ich auf einmal laute Geräusche aus dem inneren, worauf ich schnell die Tür aufmache und erstarre. Meine Mitschüler haben einen Kreis gebildet und feuern jemanden an. Nur wen?

Schnell dränge ich mich nach vorne und erkenne Emre und Kerem auf dem Boden, wie sie sich gegenseitig schlagen. Warum ist in so einer Situation kein Lehrer anwesend?  Erschrocken schreie ich auf, als Emre seine Faust auf Kerems Gesicht nieder sausen lässt.

Melek steht mir gegenüber und schaut mich hilflos an. Meinen ganzen Mut sammelnd schreite ich auf die beiden zu und hänge mich an Emres Arm, damit er aufhört, doch beachtet er mich? Nein, natürlich nicht.

„Emre, lass ihn sofort los!", fordere ich lautstark von ihm, doch er schubst mich nur von sich weg, sodass ich auf den Rücken falle. Schnell rappele ich mich auf und hänge mich wieder an seinen Arm.

„Was ist hier los?!", donnert plötzlich die Stimme unseres Direktor durch den Raum. Erschrocken erstarren wir alle an unserem Platz, als eine Lücke in dem Kreis gemacht wird und mein Direktor auf uns zu kommt. Hinter ihm die Cafeteria-Frau, die ihm wohl bescheid gegeben hat.

„Aslanoglu, Aras und Kaplanoglu. Sofort mitkommen!", fordert er uns auf.

„Warum muss ich auch mitgehen?", gebe ich empört von mir, doch er schaut mich nur streng an, worauf ich schnaubend aufstehe und ihm folge, ohne auf die beiden zu achten. Jetzt kriege ich wieder Ärger und das nicht nur von dem Direktor. Warum haben die beide sich auch geprügelt? Kennen die sich überhaupt?

Seufzend setze ich mich auf einen der Stühle, die im Direktorat vor dem Tisch stehen. Neben mich setzen sich Kerem und Emre, die beide Blutergüsse im Gesicht haben.

„Wir warten auf eure Erziehungsberechtigten, solange erzählt ihr mir was passiert ist!", streng schaut uns der Direktor aus seinen alten Augen an. Er hat wirklich wieder meinen Bruder gerufen? Diesmal wird er mich wirklich umbringen. Er wurde doch schon vor zwei Tagen wegen mir angerufen. Ich könnte heulen.

Deshalb sitze ich ruhig auf meinem Platz und lasse die beiden Jungs erzählen, die schon wieder anfangen sich zu streiten.

Mein Direktor sieht selber schon genervt aus, weshalb er uns raus schickte, um dort auf unsere Familien zu warten.

Schweigend sitzen wir vor der Tür. Die Jungs werfen sich über meinem Kopf böse Blicke zu. Mein Blick fällt auf das Flurende, wo eine Person auf uns zukommt. Kerem, der neben mir sitzt, schrumpft in sich, als wir erkennen wer es ist.

„Abi...", versucht Kerem etwas zu sagen, aber sein Bruder lässt ihn nicht zu Wort kommen, sondern bringt ihn mit einem Blick zum schweigen.

Erschrocken zucke ich unter diesem Blick zusammen. Dieser Blick lässt meine Nackenhaare zu berge stehen. Er konnte echt angsteinflößend sein.

Ohne was zu sagen stampft er ins das Büro rein. Mitleid keimte in mir auf, Kerem tut mir echt leid. Im selben Moment tue ich mir selber leid, da mein Bruder auf uns zu stampft und ohne was zu sagen die Bürotür hinter sich zuknallt. Ein paar Minuten später kommen auch schon Emres Eltern, die ihren Sohn böse anfunkeln. Mich lächeln sie leicht an, was ich kurz erwidere.