„Lass mich in Ruhe, Tunc!"

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Ich spazierte in einem dunklen Park, als plötzlich alles hell wurde und die Gestalt meines Bruders vor mich auftauchte. Freudig schaute ich ihm entgegen.

„Abi...", hauchte ich.

„Ich vermisse dich, meine Prinzessin.", sprach er und lächelte mich sanft an. Prinzessin hat er mich früher immer genannt. Ich war immer seine kleine Prinzessin, die er beschützen wollte.

„Ich dich auch, Abi.", sagte ich und strahlte ihn an, froh über seine Worte.

„Ich muss jetzt gehen, Prinzessin. Wir werden uns wiedersehen.", teilte er mir mit und löste sich langsam auf. Hektisch schaute ich mich um, da ich ihn nirgendwo mehr sehen konnte.

„Wann denn, Abi?", rief ich, um eine Antwort zu bekommen.

„Bald.", hauchte die Stimme meines Bruders, ehe wieder alles schwarz wurde.

Blinzelnd öffne ich meine Augen. Ich liege auf etwas weichem. Gähnend setze ich mich auf und reibe meine Augen, ehe ich mich umschaue. Dieses Zimmer gehört nicht mir. Ich liege auf einem großen Bett und in einem großen Zimmer. Das Zimmer besteht nur aus einem Kleiderschrank, einer Kommode und zwei Tür. Nachdenklich wandern meine Augen auf meine Hand, als ich den Ring sehe. Meine Augen weiten sich, als mir nach einem Moment wieder einfällt, was passiert ist. Ich habe geheiratet, mit Tunc. Automatisch füllen sich meine Augen mit Tränen. Er hat sein Versprechen gebrochen, welches er mir gegeben hat. Der Mann, der mich nach der Aktion meines Bruders aufgemuntert, geliebt und beschützt hat. Ich habe ihm so sehr vertraut, wie keinem anderen. Wie soll ich ihm jemals wieder vertrauen? Das ganze Vertrauen ist dank ihm einfach weg. Ich spüre gar nichts. Was dachte er sich dabei? Dass ich das einfach so hinnehmen werde und wir weiter leben werden wir vorher? Das kann er vergessen. Meine Trauer wandelt sich in Wut und die Tränen fließen weiter über meine Wangen, aber diesmal aus Wut. Wenn ich könnte, würde ich von hier abhauen, aber wohin will ich gehen? Ich habe doch überhaupt keinen und nach dieser Hochzeit wird mir mein Bruder nicht mehr verzeihen. Ich bin mit seinem Feind verheiratet.

Tränen wegwischend stehe ich auf und schaue mich noch einmal im Zimmer um. Wir sind nicht im üblichen Haus, sonst würde ich dieses Zimmer kennen. Ich stehe auf und gehe auf eine Tür zu, die ich öffne. Ein Bad. Ich betrete den Raum und schieße hinter mir die Tür, ehe ich an das Waschbecken gehe und einen Blick auf den Spiegel riskiere. Zwar sieht man meine Augenringe, aber so schlimm sehe ich nicht aus. Jemand hat wohl mein Gesicht gewaschen und meine Haare geöffnet, als ich bewusstlos war. Umgezogen wurde ich auch, wie ich gerade feststelle. Anstatt das Kleid, habe ich eine beige Hose und ein beiges Top an. Kopfschüttelnd erledige ich mein Geschäft im Bad und verlasse es wieder, um mich im Zimmer vor den Schrank zu stellen. Daraus hole ich mir einen dicken Cardigan, da mir doch etwas kalt ist, mit dem Top. Dann versuche ich die zweite Tür zu öffnen, die zu meiner Überraschung nicht abgeschlossen ist. Ich verlasse das Zimmer und schaue mich um, ehe ich den langen Flur entlang gehe und an einer Treppe ankomme. Vorsichtig steige ich sie runter und lande in einem Wohnzimmer. Weit und breit keine Menschen zu sehen. Ich blicke durch ein Fenster und erkenne draußen Männer stehen. Ebenfalls erkenne ich Cem abi unter ihnen. Also bin ich in einem von Tuncs Häusern.

Plötzlich geht eine Tür auf und ich sehe die Gestalt von Tunc, der wie immer in einem Anzug steckt. Mein Blick ändert sich automatisch bei seinem Anblick. Wut macht sich in meinem Bauch breit und Enttäuschung in meinem Herzen, dass er so einfach ein Versprechen brechen kann. Er schaut hoch und erblickt mich sofort. Dabei merke ich, wie überrascht er ist.

„Du bist schon wach?"

„Wo sind wir hier?", spreche ich und gehe nicht auf seine Frage ein. Er sieht doch, dass ich wach bin. Mit verschränkten Armen vor der Brust schaue ich in sein Gesicht, welches sich etwas verdunkelt hat.

Gefährliche LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt