Epilog

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15 Jahre Später

Gähnend schloss ich mein Atelier ab, welches in den letzte Jahren einer der besten der Stadt wurde und drehte mich um, um fast mit einem Mann zusammen zustoßen. Erschrocken wich ich zurück und knallte mit dem Rücken an die geschlossene Glastür. Der Mann vor mir hatte grau-schwarze Haare, einen gepflegten drei-Tage Bart und grüne stechende Augen, die mich liebevoll anschauten. Beleidigt schlug ich ihm auf die Brust, die sich all die Jahre nicht verändert hat und immer noch gleich trainiert war, worauf er ein raues Lachen losließ.

„Tunc, musst du mich so erschrecken?", schimpfte ich mit ihm.

„Du erschreckst dich einfach viel zu schnell, Engel."

Liebevoll schaute ich ihn an, als ich seinen Kosenamen für mich hörte, den er seit 27 Jahren benutzte und ich deswegen immer noch Bauch kribbeln bekam. Sanft legte er seine Hände auf meine Hüfte und küsste meine Lippen, was ich nur zu gern erwiderte. Trotz seiner 50 Jahren benahm er sich immer noch wie Anfang 40. Sein Aussehen, Sein Verhalten.

Ich finde ihn immer noch genauso attraktiv wie vor 15 Jahren, auch wenn man schon Falten in seinem Gesicht sah. Da haben sich wohl die guten Gene von Meltem anne durchgesetzt. Die Leidenschaft zwischen Tunc und mir ist nicht erloschen und natürlich freuen wir uns beide, wenn unsere Kinder mal nicht zuhause sind. Grinsend löste er sich von mir und legte seinen Arm um meine Hüfte, um mich zu seinem Auto zu ziehen.

Zusammen fuhren wir nachhause, wo er den Wagen parkte und wir ausstiegen. Plötzlich parkte ein blauer Wagen neben uns und eine aufgebrachte Nazli stieg aus der Beifahrerseite aus. Sie lief auf die Haustür zu und verschwand im inneren. Verwundert konnte ich kurz einen Blick auf ihr Gesicht erhaschen und sah etwas glitzern. Schnell tauschten Tunc und ich einen Blick aus und dachten wahrscheinlich das gleiche. Was war mit unserer 17-jährigen Tochter los? Unsere Blicke wanderten zu Cemil, der ebenfalls aus dem Auto ausstieg und sich seufzend über die Haare fuhr. Mein erstgeborener war schon 24 Jahre alt und sah haargenau aus, wie sein Vater. Sogar der Charakter ähnelt dem von Tunc. Selbst seine Angewohnheit sich über die Haare zufahren, hat unser Sohn übernommen.

„Was ist los, Cemil?", fragte Tunc unseren Sohn und schaute ihn streng an.

„Weiß ich nicht, Baba. Sie ist so ins Auto eingestiegen."

Ohne die zwei Männer zu beachten, betrat ich das Haus und ging die Treppen hoch in das Zimmer meiner Tochter, die weinend auf ihrem Bett lag. Schnell setzte ich mich neben sie und fuhr über ihre braunen Locken, die sie von ihrer Oma geerbt hat. Nazli, die meine Hand gespürt hat, umarmt meinen Bauch und legte ihren Kopf auf meine Oberschenkel. Dabei schluchzte sie weiter. Beruhigend strich ich weiter über ihre Haare und wartete bis sie sich beruhigt hatte. Was hat sie so zum Weinen gebracht?

Langsam beruhigte sie sich und schniefte ein paar Mal auf meinem Schoß, bis sie ihr Gesicht zu mir drehte und mich aus ihren großen braunen Augen ansah, die meinen so ähnlich waren.

„Was ist los, mein Schatz?", fragte ich sie besorgt. Unsicher schaute sie mich an. In ihren Augen sah ich, wie sie im Zwiespalt war es mir zu erzählen oder nicht. Beruhigend lächelte ich sie an und fuhr weiter über ihre Haare, in dem Wissen, wie sehr sie es mochte.

„Du darfst es nicht meinen Brüdern oder Baba sagen, okay?", vergewissert sie sich. Nachdem ich genickt habe, holte sie tief Luft und öffnete ein paar Mal den Mund, doch sie warf mir immer noch prüfende Blicke zu. Ich strich ihr beruhigend über die Haare, sodass sie endlich einen Ton aus ihrem Mund bekam.

„Ich habe seit zwei Monaten einen Freund."

Mein Mund formte sich zu einem tonlosen „oh", ehe ich quietschend meine Tochter in den Arm nahm. Sie hatte ihren ersten richtigen Freund, sie war verliebt. Ihre Augen leuchteten so schön. Oh, das ist so toll. Lachend legte auch Nazli ihre Arme um mich.

Gefährliche LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt