Gefährliche Liebe

„Lass mich los. Hilf mir, Abi."

Am nächsten Morgen wache ich alleine im Bett auf, obwohl Tunc gestern noch neben mir lag. Gähnend stehe ich auf und gehe ins Bad, um schnell mein Geschäft zumachen und meine Hände und mein Gesicht zu waschen. Dann verlasse ich mein Zimmer und steige die Treppen runter. Im Wohnzimmer sehe ich niemanden, weshalb ich weiter ins Esszimmer gehe, wo die Familie am Tisch sitzt und frühstückt. Alle sind anwesend, nur Tunc nicht. Ich schaue auf die Uhr und sehe, dass wir erst zehn Uhr haben. Wo kann er um diese Uhrzeit wohl sein? Wir haben doch gestern noch abgemacht, dass wir zusammen in die Stadt gehen. Hat er das vergessen?

„Guten Morgen, Ada.", reißt mich Ipek abla aus meinen Gedanken. Lächelnd wünsche ich ihnen ebenfalls einen guten Morgen und setze mich zu ihnen.

„Wo ist Tunc?", frage ich in die Runde.

„Er ist in seinem Arbeitszimmer."

Traurig nicke ich und schaue auf meinen Teller. Warum arbeitet Tunc so viel? Heute ist Sonntag und das ist für alle der freie Tag der Woche. Wir wollen heute doch etwas zusammen machen. Hat er es vergessen? Er muss sich doch nicht wieder auf die Arbeit stürzen, nachdem er mir das gestern erzählt hat.

„Geh hoch zu ihm, Ada. Er wird sich bestimmt darüber freuen.", muntert mich Kerem auf und lächelt mich an. Freudig hebe ich meinen Kopf und nickt. Schnell stehe ich auf und steige die Treppen wieder hoch. Ich klopfe an die Tür und höre ein brummendes „Herein", worauf ich die Klinke runter drücke und das Zimmer betrete. Tunc sitzt in seinem Anzug an seinem Schreibtisch und ist über Dokumente gebeugt. Als ich eintrete, schaut er hoch und sieht mich fragend an.

„Musst du noch viel arbeiten? Wir wollten doch zusammen in die Stadt gehen."

Seine Augen weiten sich, nach meiner Frage. Er hat es also wirklich vergessen.

„Wenn du arbeiten musst, können wir auch wann anders gehen.", mache ich ihm einen Vorschlag, doch er schüttelt den Kopf.

„Ich mache das noch kurz fertig. Dann können wir gehen. Zieh dich schon einmal an."

Ich nicke und verlasse lächelnd sein kleines Büro. Ich betrete mein Zimmer und stelle mich vor den Kleiderschrank, um mir eine Jeans und ein Top rauszuziehen, die ich schnell anziehe. Meine Haare kämme ich und binde sie zu einem lockeren Dutt, ehe ich mir eine kleine Tasche zusammen packe und das Zimmer verlasse. Tunc sitzt schon im Wohnzimmer auf der Couch und schaue ungeduldig auf seine Uhr. Er trägt einen grünen Anzug, der seinen Körper wieder betont.

Ich sehe, wie er ungeduldiger wird und aufsteht. Bestimmt wollte er mich holen, bleibt aber stehen, als er mich an der Treppe sieht. Skeptisch schaut er mich von oben bis unten an und bleibt an meinen freien Armen hängen. Brummend wollte er gerade etwas sagen, als ich ihn schnell unterbreche.

„Ich ziehe gleich noch eine Jacke an."

Zufrieden dreht er sich um und geht zur Haustür. Vor der Tür zieh ich meine Lederjacke und meine Schuhe an und folge ihm zu seinem Auto. Wir steigen ein und er fährt los. In der Stadt parkt Tunc das Auto und wir steigen aus. Natürlich nimmt Tunc direkt meine Hand in sein und verschränkt sie miteinander. Er hat wieder sein kaltes Gesicht aufgesetzt, was ich schon von ihm gewöhnt bin. Ein paar Menschen schauen uns an. Ich weiß, dass Tunc hier bekannt ist. Zusammen gehen wir in das Einkaufszentrum und steuern den ersten Laden an. Ich ziehe Tunc an der Hand in die Männerabteilung und suche ihm Klamotten, während er seufzend hinter mir her geht. Ich drückt ihm ein paar Hemde in die Hand und gebe ihm einen leichten Schubs zu den Kabinen. Brummend verschwindet er in einer, während ich mich auf die Sofa setze, die davor stehen und auf ihn warte. Natürlich habe ich Tunc nur elegante Klamotten rausgesucht. Wenn ich ihm eine Jogginghose gegeben hätte, wäre ich wahrscheinlich von seinen Blicken erdrosselt worden. Nach zwei Minuten kommt er wieder heraus und trägt dabei eine beige Hose, ein schwarzes Shirt und eine schwarze Jacke. Er sieht unglaublich attraktiv aus. Mit großen Augen betrachte ich ihn. Er stellt sich vor den Spiegel und betrachtet sich prüfend.