Gefährliche Liebe

„Meine reizende Schwiegermutter."

Am nächsten Morgen wache ich selbstständig auf, ohne dass mich jemand wecken muss. Als ich auf die Uhr schaue, sehe ich, dass wir schon elf Uhr haben. Ich schaue zur Seite, wie immer bin ich alleine im Bett. Seufzend stehe ich auf und mache mich im Bad kurz frisch, ehe ich mir eine schwarze Jeans und ein weißen Pullover anziehe. Ich verlasse das Zimmer und steige die Treppen runter, um ins Esszimmer zu gehen. Dort sitzen schon Ipek abla und Kerem, die schon frühstücken.

„Guten Morgen.", wünsche ich ihnen, was sie mir gleichtun und setze mich auf meinen Platz. Kerem und ich haben seit zwei Tagen Ferien, da wir im März viele Feiertage haben.

Kerem und ich reden über den Geburtstag von Melek, der in einer Woche ist. Er hat noch immer kein Geschenk gefunden, da er meint, es soll etwas Besonderes sein. Hauptsache es kommt vom Herzen. Das ist das wichtige.

Plötzlich hören wir die Haustür aufgehen und schauen uns gegenseitig verwirrt an. Wer kann das sein? Tunc und Fatih abi wollen doch erst später kommen.

„Immer wieder das gleiche. Keiner meiner Söhne holt uns vom Flughafen ab. Sie schicken nur ihre Männer!", hören wir auf einmal eine Frauenstimme. Ich schaue mit großen Augen auf die Tür, während Ipek abla neben mir ihre Augen verdreht. Diese Frau hört sich nicht begeistert an.

„Meine reizende Schwiegermutter.", beantwortet mir Ipek abla meine stumm gestellte Frage, wobei ich bemerke, dass ich bei ihren Worten kalkweiß geworden bin. Die Eltern von Tunc? Ich bin doch gar nicht auf sie vorbereitet.

Langsam stehe ich von meinem Platz auf und folge Ipek abla und Kerem ins Wohnzimmer. Mein Herz klopft laut in meiner Brust und meine Hände schwitzen, weil ich so nervös bin. Ich habe noch nie fremde Eltern kennengelernt. Im Wohnzimmer stehen ein Mann und eine Frau, deren Alter man nicht genau sagen kann. Für mich sehen sie noch sehr jung aus. Zwar hat der Mann schon graue Strähnen in seinem schwarzen Haar, doch seine schwarzen Augen funkeln noch mächtig wie ein junger Mann. Er trägt einen Anzug, mit dem man nicht verwechseln kann, dass er der Vater von Tunc und Fatih abi ist. Auf jeden Fall kann man die Ähnlichkeit zu Tunc nicht verleugnen. Mein Blick schweift zu der Frau, die wirklich sehr hübsch ist, dafür dass sie drei Kinder auf die Welt gebracht hat. Sie hat braune Haare und grüne Augen, die mich sehr an Tunc erinnern. Dazu trägt sie einen lockeren Jumpsuit, der ihr sehr gutsteht. Tunc, Fatih abi und Kerem sind eine schöne Mischung aus ihren Eltern.

Ich schaue in die Augen der Mutter, schrecke aber etwas zurück, als wir auf einmal Blickkontakt haben. Sie mustert mich, sodass ich mich unwohl in meiner Haut fühle. Gekonnt zieht sie eine Augenbraue hoch. Schnell senke ich meinen Blick auf den Boden.

„Willkommen Schwiegermama und Schwiegerpapa.", begrüßt Ipek abla die beiden und geht auf sie zu, um ihre Hände zu küssen. Kerem tut es ihnen gleich und umarmt die beiden. Die Augen der Eltern wandern zu mir. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, was ich tun soll, weshalb ich unwohl zappele.

„Willkommen.", bringe ich endlich hervor, da mir nichts anderes einfällt. Schließlich kenne ich sie gar nicht. Doch ich bereue meine Worte, als Tuncs Mutter mich rüde unterbricht.

„Hat man dir nicht beigebracht ältere anständig zu begrüßen?!"

Ihre herrische Stimme lässt mich zusammenzucken. Unwohl gehe ich auf sie zu und küsse ihre Hand. Wenigstens weiß ich jetzt, woher Tunc seine herrische Art hat. Als ich die Hand von Tuncs Vater küsse, tätschelt er leicht meinen Kopf und lächelt mich sanft an. Leicht lächele ich zurück. Sein Vater strahlt eine tolle Ruhe aus, von der sich Tunc eine Scheibe abschneiden kann, doch wie er schon gesagt hat, irgendetwas muss er von seiner Mutter haben. Natürlich ist das mein erster Eindruckt. Ich weiß ja nicht, wie die beiden wirklich sind. Da muss ich sie erst einmal besser kennenlernen, ehe ich ein Urteil über sie falle.