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„Was willst du?", unwillkürlich rücke ich ein Stück von ihm ab. Was will er jetzt? Nach einem Jahr? „Layla, lass uns reden", er sieht mich bittend an. „Ach ja, jetzt auf einmal. Aber immer wenn ich reden wollte, warst du nicht da. Ich hab mich das verdammte letzte Jahr mit deiner Mailbox unterhalten und du hast dir nicht mal die Mühe gemacht zurückzurufen und wenn ich dann doch mal durchgekommen bin, hast du mich abgewimmelt. Aber jetzt willst du reden?! Klar doch, Dad!" ich betone das Dad und zeige ihm auch wie sauer ich bin. Mal ehrlich, er hat sich fast ein Jahr lang nicht für mich interessiert und erwartet jetzt, dass ich ihn mit offenen Armen empfange und mit ihm rede als wäre nichts passiert.

„Layla, es war ein Fehler!", beginnt er. „Aha!", ich lehne mich zurück und verschränke die Arme. Was kommt jetzt? „Ich liebe deine Mum immer noch, ich will sie zurück. Und du musst mir dabei helfen!", er sieht mich eindringlich an. Was ist denn bei dem falsch? „Mum hat James und sie ist glücklich, Dad. Wieso genau sollte ich dir helfen, sie zurückzubekommen? Sie war im vergangenen Jahr immerhin da. Und hast du nicht auch jemand neuen?! Deine Sekretärin?!", fragend sehe ich ihn an. Er blickt auf den Tisch. „Sie hat Schluss gemacht." Jetzt verstehe ich, daher weht der Wind. Seine Freundin hat ihn verlassen und jetzt will er, auf einmal, Mum zurück.

„Sorry, Dad, aber das kannst du vergessen! Nur weil deine Freundin dich verlassen hat, werde ich dir nicht helfen Mum aus ihrer glücklichen Beziehung zu reißen!" Ich greife nach der einen Krücke, stehe auf und nehme dann auch die andere. Gerade will ich gehen als mein Vater mich am Handgelenk greift und festhält.

„Du bist meine Tochter, du musst mir helfen!", seine Hand schließt sich schmerzhaft fester um mein Handgelenk. „Dad, du tust mir weh!" Ich erkenne diesen Mann nicht wieder. Es scheint fast so als wäre von meinem Vater, dem liebevollen Mann, der immer für mich da war, nichts mehr übrig.

„Wir sind eine Familie, Layla! Du hilfst mir deine Mum wieder zu bekommen!", er zieht mich ein Stück zu sich und sieht mich eindringlich an. „Lass mich los, Dad!" „Du wirst mir helfen, Layla!", ich bekomme Angst. Vor meinem eigenen Vater! Was ist nur aus ihm geworden? „Was ist aus dir geworden, Dad?", frage ich leise, doch er scheint mich gar nicht zu hören. „Wir werden wieder eine Familie sein!", verträumt schaut er in die Ferne. Seien Finger zerquetschen mein Handgelenk und Tränen steigen mir in die Augen. Das ist nicht mein Vater, nicht mein Dad!

„Dad, lass mich los!", flüstere ich tränenerstickt, doch er macht nicht mal Anstalten seinen Griff zu lockern.

„Haben Sie sie nicht gehört?! Lassen Sie Layla los, Sie tun ihr weh!", ich bin noch nie so froh gewesen seine Stimmt zu hören. Mit einem erleichterten Schluchzer drehe ich mich zu ihm. Immer noch hält mein Vater mich fest. Bestimmt greift Danny nach seiner Hand und löst sie von meinem Arm, seine Hand legt er auf meine Schulter. Ein wenig entspannter lehne ich mich leicht an ihn. Seine Hand drückt beruhigend meine Schulter, dann wendet er sich an meinen Vater. „Ich weiß, Sie kennen mich nicht und ich sollte mich eigentlich nicht einmischen, aber ich bin mit Ihrer Tochter befreundet. Und ich hoffe, Ihnen ist klar, wie sehr Sie Layla verletzt haben, wenn nicht sollten Sie sich mal Gedanken machen!" Danny wirft ihm noch einen kalten Blick zu, dann legt er mir eine Hand auf ein Rücken und schiebt mich vorsichtig Richtung Ausgang.

Als wir draußen stehen, atme ich erleichtert auf. „Danke", ich sehe Danny dankend an. „Gerne", lächelt er und seine süßen Grübchen kommen zum Vorschein. „Aber solltest du nicht eigentlich beim Arzt sein?" Verdammt! Das hab ich total vergessen! Hektisch ziehe ich mein Handy hervor und schaue auf die Uhr. „Scheiße, mein Termin ist in zwanzig Minuten und die Bahn ist schon weg", wenn ich keine Krücken hätte, würde ich jetzt wahrscheinlich verzweifelt hin und her laufen.

„Ich fahr dich!", ohne auf eine Antwort zu warten öffnet Danny mir die Beifahrertür von seinem Pickup, der genau vor uns steht, wie mir erst jetzt auffällt. „Danke, du rettest mir das Leben!", ohne drüber nachzudenken beuge ich mich zu Danny und drücke ihm einen Kuss auf die Wange. Er lacht. „Immer wieder gerne", dann konzentriert er sich auf die Straße und wir kommen tatsächlich noch rechtzeitig an.

Broken Home #CA19Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt