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Danny und ich verbringen einen gemütlichen Samstag auf dem Sofa und machen einen Filmmarathon. Es ist fast wie immer aber irgendwie verhält sich Danny anders, komisch. Ich hab aber keine Ahnung, was mich darauf bringt.

Sonntag muss Danny nach dem Frühstück gehen, verrät mir aber nicht, was er vorhat. Das mulmige Gefühl in meinem Magen macht sich immer breiter, doch ich ignoriere es konsequent und lerne noch ein wenig. Schließlich setze ich mich auf meine Fensterbank. Sie ist breiter als normale und ich habe es mir mit ein paar Kissen und einer Decke gemütlich gemacht, sodass ich hier sitzen kann. Fast wie ein kleiner Erker. Nachdenklich schaue ich aus dem Fenster runter auf die Stadt. Wo ist Danny hin? Und was hat er vor?

Um mich von meiner Grübelei abzubringen, krame mein Zeichenbuch hervor und fange eine Skizze von meinem Fensterblick an, die ich immer weiter verfeinere und mehr Details einbringe. Zeichen hat für mich etwas Faszinierendes. Man bringt etwas auf Papier, mit wenigen Strichen kann man Strukturen schaffen und jedes Detail macht das Gesamtbild größer und gibt ihm einen Ticken mehr Liebe. Vollkommen vertieft merke ich gar nicht, wie die Zeit vergeht. Erst als Liam an die Tür klopft, realisiere ich wie spät es ist.

„Darf ich?", fragt Liam mit seinem Kopf durch den Türspalt geschoben. Ich nicke und er kommt zu mir. „Mach mal Platz!" Ich rücke ein Stück. Er betrachtet die freie Fläche kritisch und schiebt mich noch ein Stück mehr zum Fenster bevor er sich setzt. „Fettsack!", grinse ich, „Was wenn ich Höhenangst hätte und jetzt eine Panikattacke bekommen würde, weil ich den Blick aus dem Fenster nicht ertrage?" Ich sehe ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. Liam schaut mich seinerseits mit einem dein-Ernst-Blick an. „Sehr witzig, Kleine, aber dafür kenn ich die mittlerweile zu gut. Was machst du eigentlich?" Wortlos reiche ich ihm mein Zeichenbuch mit der noch offenen Zeichnung. „Wow, das ist echt gut!", Liam scheint ehrlich überrascht und blättert weiter. „Bitte nicht", ich will ihm das Buch entreißen doch mein Bruder reagiert rechtzeitig und springt auf. „Die sind alle verdammt gut!", staunt er. „Bitte, Liam, gib mir das Buch!", bettle ich. „Wieso?", er sieht mich herausfordernd an. „Ich...oh Mann, manche Bilder dadrin sollst du einfach nicht sehen!", ich sehe ihn bittend an. Ich habe das Buch vor fast zwei Jahren angefangen und die Zeichnungen sind teilweise einfach nur grauenvoll. Auf Liams Gesicht formt sich ein Grinsen. „Jetzt schau ich erst recht!", meint er dann. Ich stöhne. Alles, bloß das nicht! „Liam", meckere ich. „Nö", er grinst und blättert unbeeindruckt weiter.

Irgendwann bleibt er bei einer Seite hängen. „Das ist...", er scheint sprachlos. Verwirrt sehe ich ihn an. „Wann hast du das gezeichnet?", er hält mir fragend die Seite hin, sodass ich auch schauen kann. Nachdenklich schaue ich auf das Bild. Liam zeigt mir mein erstes und einziges Portrait. Ich habe es damals für Nathan gezeichnet, der unbedingt wollte, dass ich mal ein Portrait zeichne. Er hat sich auch gleich als Modell angeboten als habe ich ihn gemalt. „Das war im Sommer bevor wir hierhergezogen sind. Unser letzter Sommer in England.", ich nehme das Buch wieder an mich und verstaue es mit einem traurigen Lächeln auf den Lippen in einer Schublade.

„Du vermisst Harwich, oder?", Liam kommt zu mir und legt eine Hand auf meine Schulter. Ich schaue zu ihm hoch und nicke. „Ich vermisse Nate, meine Freunde und auch einfach die englische Seeluft. Es klingt vielleicht verrückt, aber Harwich hat für mich einen eigenen Duft, ganz anders als Melbourne, und sobald ich den rieche fühl ich mich zu Hause.", erkläre ich traurig. Erst jetzt wird mir klar, wie sehr ich England und meine Heimatstadt vermisse. Liam zieht mich in seine Arme und nur zu gerne lasse ich mich in die Umarmung sinken. „Wir besuchen deine Freunde bald, versprochen!", murmelt er leise und zur Antwort drücke ich ihn fest. Nach einer Weile lösen wir uns voneinander und Liam wirft einen Blick auf die Uhr. „Wir sollten langsam mal schlafen, Kleine. Morgen ist Schule." Ich nicke und kann ein Gähnen nicht unterdrücken. Mein Bruder lacht leise. „Gute Nacht!" Er kommt zu mir und drückt mir einen Kuss auf den Kopf. „Nacht", ich lächle als Liam die Tür hinter sich schließt. Ich ziehe schnell das Shirt von Danny über, das ich ihm neben anderen Sachen entwendet habe, und kuschle mich unter meine Decke.

Broken Home #CA19Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt