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"Endlich!", erleichtert atmet James, der schon im Flur auf uns wartet, auf als Danny und ich die Wohnung betreten. "Sorry, wir waren noch bei Mum", betreten schaue ich zu Boden. Das alles hat sich dann doch länger gezogen als ich dachte und dann kam noch dieser blöde Stau dazwischen. Sanft drückt James kurz meine Schulter. "Hey, alles gut. Ich komm ja noch rechtzeitig los." Er verabschiedet sich von Danny und mir, dann fällt die Wohnungstür hinter ihm ins Schloss. 

Peinliches Schweigen breitet sich im Flur aus. Keiner will dem anderen in die Augen schauen und wir starren beide gegen die Wand. Ich bin schon fast erleichtert als Emma in ihrem Zimmer anfängt zu weinen und ich mich aus meiner Starre lösen kann, um nach ihr zu sehen. Ohne Danny eines längeren Blickes zu würdigen gehe ich den Gang entlang zum Zimmer meiner kleinen Schwester. Leise schlüpfe ich durch die Tür und, wie sonst auch, bietet sich mir ein herzzerreißendes Bild: Emma steht mit ihrem Schlafsack in ihrem kleinen Gitterbettchen, klammert sich an den Stäben fest und weint als würde die Welt untergehen. Ungläubig den Kopf schüttelnd, warum man beim Aufwachen so ein Drama machen kann, laufe ich zum Bettchen. Sobald ich mich davor knie und Emma aus ihrem Schlafsack befreie, wird sie ruhiger. Ganz beruhigen tut sie sich aber erst als ich ein paar Runden mit ihr auf dem Arm im Zimmer rumgelaufen bin. Nachdem ich schnell, mehr oder weniger, ihre Windel gewechselt und ihr andere Sachen angezogen habe, gehen wir ins Wohnzimmer, wo Danny schon auf dem Sofa sitzt.

"Na?", sobald er uns sieht, steht er auf und kommt zu uns. "Die kleine hier hat mal wieder ordentlich den Terz gemacht, weil sie beim Aufwachen alleine war", ein wenig anklagend sehe ich Emma an. Aber erstens kann ich ihr überhaupt nicht böse sein, dafür ist sie zu knuffig und zweitens würde es ihr nicht mal auffallen, da sie viel zu sehr mit Danny beschäftigt ist, der sanft ihre Nase stupst. Seufzend gebe ich meine kleine Schwester an Danny weiter. Wobei eigentlich hat sie sich fast in seine Arme geschmissen. Aber das kann ich ihr nicht verdenken. "Jetzt bin ich sogar schon bei meiner kleinen Schwester abgemeldet", seufze ich und werfe theatralisch die Arme in die Luft. "Bei mir wirst du nie abgemeldet sein" sagt Danny leise. Er kommt mir näher und legt sanft seine Lippen auf meine Wange. Ein Kribbeln schießt durch meinen Körper, die Schmetterlinge in meinem Bauch werden sofort wieder aktiv und gefühlt alles Blut, das ich habe, verlagert sich in meine Wangen, die knallrot anlaufen. 

Peinlich berührt wende ich mich leicht ab und kriege es dann wirklich hin wieder normal mit Danny zu reden. Keine Ahnung, was vorhin im Flur schiefgelaufen ist. Jedenfalls verbringen Danny und ich den restlichen Tag mit Emma auf dem Spielplatz, aber ich bin irgendwie nicht ganz bei der Sache. Die ganze Zeit drehen sich meine Gedanken, um das letzte Mal als wir zusammen auf dem Spielplatz waren und meine Reaktion auf seinen Wangenkuss vorhin. Und eins ist mir klar: Karma ist eine Bitch. Das letzte Mal als wir mit Emma auf dem Spielplatz waren, sind wir zusammengekommen. Und jetzt sitze ich neben Danny auf der Wiese, beobachte meine Schwester wie sie im Sand spielt und wünsche mir nichts mehr als wieder Danny Hand halten, ihn küssen und meins nennen zu können. Das ist doch alles ein kranker Witz des Schicksals!


Vollkommen entnervt laufe ich zum tausendsten Mal in Emmas Zimmer auf und ab. Die kleine weint seit einer Ewigkeit und will einfach nicht schlafen. Ich bin mit meinen Nerven am Ende, will einfach nur noch in mein Bett und mich würde es ehrlich gesagt nicht wundern, wenn im Boden schon Spuren von meinen Schritten sind. Leise quietschend geht die Tür hinter mir auf und ich drehe mich um, um zu sehen, wer da ist. Danny, wer auch sonst. Eigentlich kann nur er es sein, denn wir sind die einzigen in der Wohnung und da Emma und ich hier sind, gibt es keine allzu große Auswahl mehr. 

"Kommst du...?", beginnt er, unterbricht sich jedoch als er uns erblickt. "Sie schläft immer noch nicht?!" "Nein, Madame hat sich in den Kopf gesetzt heute mal wach zu bleiben und mir den letzten Nerv zu rauben", schnaube ich. Leise lachend legt mir Danny eine Hand auf die Schulter. "Irgendwas wird ihr wohl nicht passen", vermutet er. Ich will gerade ein Ach ja, und was? erwidern als mir die Worte im Hals stecken bleiben. Denn als ich meinen Kopf drehe, um Danny anzuschauen, fällt mein Blick auf eine Brust. Eine nackte und zugegeben gut trainierte Brust. Wie zur Hölle kann mir erst jetzt auffallen, dass Danny nur in Boxershorts in Emmas Zimmer steht? Ich räuspere mich und will meinen Blick lösen, aber schaffe es nicht. Stattdessen gleitet er weiter zu seinem Sixpack. Das, nebenbei gesagt, genauso göttlich ist wie der Rest. 

Broken Home #CA19Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt