32

1.8K 55 15
                                    

Danny P.O.V.

Ich greife nach meiner Lederjacke und will sie grade überziehen als ich aufgehalten werde. „Wo willst du hin?", tönt es aus dem Wohnzimmer. Die Augen verdrehend stelle ich mich in den Türrahmen. „Das kann dir egal sein." „Nicht in diesem Ton!", kommt es vom Sofa. „Jaja, ich bin schon rechtzeitig da, mach dir keine Gedanken", sage ich und wende mich wieder zur Tür. „Wehe, wenn nicht", höre ich noch aus dem Wohnzimmer, dann ziehe ich die Haustür zu und lehne mich erst einmal daran an. Es ist schon fast armselig, wie er mich selbst mit fast zwanzig noch im Griff hat. Jedes Haustür-zuziehen ist wie eine Flucht, eine Flucht aus der Hölle meiner Kindheit.

Seufzend jogge ich die Treppe runter zu meinem Pickup, jetzt will ich mich erst einmal auf Layla konzentrieren. Meine anderen Probleme können mich danach wieder in Beschlag nehmen. Immer und immer wieder habe ich nachgedacht, Vor-und Nachteile, aber jedes Mal ist Layla erneut in meinem Kopf aufgetaucht. Ich vermisse sie einfach!

Ich drehe das Radio lauter und mache mich auf den Weg zu meinem zweiten Zuhause, das eigentlich schon mehr ein Zuhause ist als die kleine Wohnung meiner Eltern. Ich lege mir Sätze zurecht, verwerfe sie wieder und beginne von vorne. Auch wenn mir eigentlich klar ist, dass ich, wenn ich dann vor ihr stehe, nicht dass sagen werde, was ich wollte. Ich bin gerade bei einem gar nicht so schlechten Anfang als mein Handy mich aus meinen Überlegungen reißt.

„Ja?" „Wo bist du, Danny?" Was will Liam denn jetzt von mir? „Gerade auf dem Weg zu euch, wieso?", antworte ich. „Dreh um und fahr zum Flughafen. Du musst Layla aufhalten!" Moment, stopp, wieso ist Layla am Flughafen? Und warum soll ich sie aufhalten? „Was?", gebe ich als verwirrt von mir. Liam seufzt. „frag nicht, mach einfach. Du fährst jetzt zum Flughafen und hälst sie verdammt nochmal auf!" „Okay, aber ich will ne Erklärung haben!" „Geht klar, bro, wir fahren auch in ein paar Minuten los!" Er will schon auflegen, doch ich halte ihn ab. „Ich müsste noch den Flug wissen, Liam" „Der nach Singapur, um drei" Mit diesen Worten legt er auf. Die Zwillinge sind mir definitiv eine Erklärung schuldig. Trotzdem mache ich eine scharfe Kehrwende und fahre weiter in die entgegengesetzte Richtung, das verärgerte Hupen hinter mir ignoriere ich.

Völlig abgehetzt stehe ich vor der Tafel mit den Abflügen und suche den nach Singapur. Sobald ich ihn gefunden habe, merke ich mir den Schalter und sprinte los. Entschuldigungen, um mich werfend dränge ich mich durch die Menge. Am Schalter angekommen, stütze ich meine Hände außer Atem auf die Oberschenkel. Ich bin echt raus ausm Training. Suchend schaue ich mich um, aber ich scheine zu spät zu sein. Frustriert drehe ich mich um als ich ganz vorne glaube, Laylas braune Haare zu erkennen. Gerade wird der letzte Koffer gewogen.

„Layla! Halt!", schreie ich und renne außen an der Absperrung entlang. Etwas unsanft schubse ich eine Angestellte aus dem Weg. So kurz vorm Ziel werde ich nicht aufgeben, sie ist mir nämlich noch ein Date schuldig. Der Grund wieso ich überhaupt die Wohnung verlassen habe. Endlich ganz vorne, tauche ich unter der Absperrung durch und da steht sie wirklich. Das Mädchen, das mir mehr bedeutet als mein Leben und die mir komplett den Kopf verdreht hat.

„Warte", keuche ich. Sie sieht mich überrascht an. Sobald ich wieder einigermaßen kontrolliert atme, ziehe ich sie an mich. Zu meiner Verwunderung erwidert sie die Umarmung und stößt mich nicht weg. Doch als ich sehe, wer ebenfalls am Schalter steht, schiebe ich Layla so, dass sie an meiner Seite steht, immer noch einen Arm um sie geschlungen. „Was wollen Sie?", frage ich ihren Vater. Er will Layla anscheinend nicht in Ruhe lassen. Das Personal hat uns in der Zwischenzeit zur Seite genommen und mit den anderen Passagieren weitergemacht. Soll mir recht sein?

„Ich fliege mit meiner Tochter zurück in ihre Heimat", erklärt ihr Vater leicht angesäuert. „Heimat?!", ich sehe ihn spöttisch an, „Sie haben sich das letzte Jahr nicht einmal um sie gekümmert. Woher wollen Sie wissen, wo Laylas Heimat ist? Sie hat hier ihre Familie, hier sind die Leute, die sie lieben!" Zu meiner Überraschung widerspricht mir nicht ihr Vater, sondern Layla selbst. „Ja, hier ist meine Heimat, Danny. Aber er hat das Sorgerecht, ich hab keine Wahl", niedergeschlagen schaut sie zu mir hoch.

Broken Home #CA19Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt