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Mich streckend öffne ich meine Augen und will mich gerade aufrichten als ich das Tattoo und die Brust vor meinen Augen sehe und entscheide, doch noch liegen zu bleiben. Ich gebe es ungerne zu, aber Danny ist gemütlich und ich habe seit langem nach einem Albtraum wieder gut geschlafen. In seinen Armen. Was das bedeuten soll ist mir schleierhaft. Lächelnd schließe ich die Augen wieder und kuschle mich an Danny. Sein Arm liegt noch immer um mich, während seine Brust sich langsam hebt und senkt. Lange halte ich es mit geschlossenen Augen nicht aus. Kennt ihr das? Man ist wach und kann die Augen einfach nicht mehr geschlossen halten?! Vorsichtig drehe ich mich ein wenig in Dannys Armen um ihn anschauen zu können. Seine Lippen sind leicht geöffnet, die dichten Wimpern streifen fast die markanten Wangenknochen. Seine braunen Haare fallen ihm verwuschelt in die Stirn. Mir zuckt es in den Fingern die Hand zu heben und seine Gesichtszüge nachzufahren. Wenn er schläft, wirkt er immer so unbeschwert, als hätte es seine Vergangenheit nicht gegeben und er hätte nie so gelitten. 

"Wenn du mich so anstarrst, kann ich nicht schlafen", murmelt Danny verschlafen. Ich zucke zusammen. Ich war so versunken darin ihn anzuschauen, dass ich nicht bemerkt habe, wie er langsam wach wird. " 'Tschuldigung", rot anlaufend befreie ich mich von seinem Arm und stehe auf. "Muss dir nicht leid tun", kommt es zurück. "Wusstest du, dass du verdammt süß aussiehst, wenn du rot wirst?" Noch mehr Blut schießt mir in die Wangen als ich mich zu Danny umdrehe, der mittlerweile am Kopfende lehnt. Unwillkürlich wandert mein Blick zu seinen Bauchmuskeln. Gott, ich muss aus diesem Zimmer raus! "Ich...ich bin im Bad", presse ich hervor, greife mit roten Wangen nach frischen Sachen und verschwinde ins Bad. Aus meinem Zimmer höre ich nur noch wie Danny leise in sich hineinlacht. 


Genüsslich beiße ich in mein Brot und schiebe noch eine Gabel Rührei dazu. "Das ist göttlich", schwärme ich. Danny mir gegenüber grinst. "Gerne" Als ich aus dem Bad kam, hat er schon ein kleines Frühstück für uns gezaubert, das wir jetzt schweigend verschlingen. "Layla, kann ich dich was fragen?", bricht Danny schließlich die Stille und sieht mich leicht verunsichert an. Ich stelle meinen Kaffee ab, nicke und sehe ihn dann erwartungsvoll an. Er schluckt, dann beginnt er zu reden, schaut mich jedoch nicht an. "Wirst...willst du meinen Vater anzeigen?" "Was?", völlig aus dem Konzept gebracht schaue ich Danny verwirrt an. Dieser fährt sich nervös durch seine sowieso schon unordentlichen Haare. "Na ja, rein theoretisch... Er hat dich geschlagen also wäre es dein gutes Recht zur Polizei zu gehen und ihn anzuzeigen", schon die ganze Zeit starrt Danny seinen Teller an und weicht meinem Blick aus. Etwas überrascht, da ich diese Möglichkeit selbst nicht einmal gesehen habe, lehne ich mich zurück. Klar, es wäre definitiv mein mehr als gutes Recht ihn anzuzeigen und dieser Mann hätte es auch mehr als nur verdient. Aber ich kann das ihm nicht antun. Ich sehe auf und Danny an. Der Schmerz, den ich in seinen Augen erkenne, tut mir im Herzen weh. Es tut weh zu sehen, wie verletzt er ist, mit dem Wissen, dass nur er selbst sich wirklich helfen kann. Denn solange er die Hilfe nicht will und seinen Vater nicht als den Menschen sieht, der er wirklich ist, kann keiner auf der Welt ihm helfen. 

"Nein, ich werde ihn nicht anzeigen", sage ich schließlich und sehe Danny fest an. Vollkommene Überraschung macht sich auf seinem Gesicht breit, anscheinend hat er damit nicht gerechnet. "Aber...ich dachte...du...wieso?", stammelt er. "Ich will nicht sagen, dass dein Vater es nicht verdient hätte, denn das hätte er definitiv. Allein für all das, was er dir über die Jahre angetan hat. Aber es würde dich nur noch mehr verletzen und das will ich nicht, weil...", ich stocke. Wenn ich jetzt sage weil du mir viel bedeutest, dann wird sich einiges ändern. Danny würde sicher wissen, dass ich noch etwas für ihn empfinde. Dass ich ihn trotz all der Male, die er mich verletzt hat, noch liebe. Und ich weiß nicht, ob ich das will. Ob ich das kann. Ob ich so weit bin, dass ich ihm ganz verzeihen kann. Genau aus diesem Grund lasse ich das Ende meines Satzes in der Luft hängen. Doch das scheint Danny nicht zu stören. "Danke", er sieht ehrlich erleichtert aus und lächelt mich an. Ohne nachzudenken muss ich das Lächeln erwidern.

Broken Home #CA19Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt