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Leise schließe ich hinter mir die Tür und rutschte daran herunter. Ich ziehe meine Knie an und schlinge die Arme darum. Tränen laufen immer noch heiß meine Wangen herunter. Was mache ich immer falsch? Und wieso kann Danny mir nicht vertrauen? Mit Mum's Tod und meiner Phase danach hat er so ziemlich alles extrem Wichtige in meinem Leben mitbekommen. Ich hab das Gefühl er kennt mich in und auswendig. Jedes Mal, wenn er mir in die Augen schaut und eine Gänsehaut meinen Körper überzieht, habe ich das Gefühl, er könne in mir lesen, wie in einem offenen Buch. Es ist als würde er mit jedem längeren Blick auf den Grund meiner Seele schauen. Und ich? Im einen Moment glaube ich ihn zu kennen und zu verstehen. Im nächsten ist er mir wieder fremd. Und trotzdem liebe ich ihn.

Plötzlich erhellt sich der Flur und gegen das Licht und die Tränen blinzelnd schaue ich auf. James steht im Türrahmen zu seinem Zimmer. „Layla?!", als er meine Tränen sieht, kommt er schnellen Schrittes zu mir, hockt sich vor mich und legt seine Hand sanft auf meine Schulter. „Was ist passiert? Wo ist Danny?" Es schmerzt ein wenig seinen Namen zu hören. Er hat mich wieder einfach stehen lassen. „Ich...Ich will grad nicht drüber reden, James", sage ich schließlich leise, meine Tränen sind immer noch nicht versiegt. „Okay", er erhebt sich und hält mir eine Hand hin. Dankend greife ich danach, ziehe mich hoch und wische mir dann über die Wangen. „Wenn du reden willst oder einfach jemanden brauchst, der dich in den Arm nimmt, ich bin da", versichert mir James. „Danke", ich bringe ein schwaches Lächeln zustande und mache mich auf den Weg nach oben. Halb auf der Treppe werde ich erneut von meinem Dad aufgehalten. „Layla, die Zwillinge sind noch oben. Sie wollten auf dich warten", informiert er mich. „Okay. Gute Nacht, Dad!" Er lächelt. Wie jedes Mal, wenn ich ihn Dad nenne.

Oben angekommen gehe ich gar nicht erst in mein Zimmer, sondern gleich ins Wohnzimmer von wo ich den Fernseher höre. Die Zwillinge würden mich sowieso nicht in Ruhe lassen, wenn ich mich jetzt verkrieche. Und ich bin mir sicher, dass sie mich gehört haben. „Na?", sobald ich das Zimmer betrete, dreht sich Alex zu mir und wackelt anzüglich mit den Augenbrauen. Ich kann ein Grinsen und ein Augenverdrehen nicht zurückhalten. Doch angesichts Alex Gesichtsausdruck sieht man wohl doch noch, dass ich geweint habe. Elegant hüpft er über die Lehne, legt einen Arm um meine Schulter und dirigiert mich zurück zum Sofa. „Wie oft und wie fest muss ich ihn schlagen?", kommt es halb scherzend, halb ernst von Liam, der mich jetzt auch kritisch mustert.

Gerade eben meinte ich noch, ich wolle nicht reden, aber bei den Zwillingen fühle ich mich sicher und wohl und es bricht einfach alles aus mir heraus. Ich erzähle ihnen mit einem echten Lächeln auf dem Gesicht vom Date, dem Essen bei Margret und dem Konzert danach. Doch dann komme ich zu dem Moment an der Haltestelle und mein Lächeln verschwindet. „Ich hab gefragt, was damals passiert ist und immer weiter nach gebohrt. Er wollte nicht antworten. Er hat gesagt, er kann es mir nicht anvertrauen", als ich das sage, breche ich erneut in Tränen aus. Es tut einfach weh zu wissen, dass ich ihm so ziemlich alles erzählt habe als es mir schlecht ging und er mir seine Vergangenheit nicht anvertrauen will. „Ich bin schuld", schluchze ich.

„Bist du nicht", widerspricht mir Alex und streicht sanft über meine Haare und meinen Rücken. „Das ist nun mal ein heikles Thema, aber seine Reaktion war auch nicht gerade fair", sagt Liam und zieht mich in seine Arme. Schluchzend klammere ich mich an ihn und weine mich an seiner Schulter aus. Ohne irgendwelche Worte zwischen den beiden steht Liam mit mir im Arm auf und setzt uns auf die andere Couch. Verwirrt hebe ich meinen Kopf und sehe wie Alex das andere Sofa zum Schlafsofa umbaut. Ein kleines Lächeln taucht wieder in meinem Gesicht auf. Was würde ich nur ohne die beiden machen?


„Was als nächstes?", fragt Liam und reibt sich mit einer Hand übers Gesicht. Alex am DVD Player zuckt mit den Schultern. „Seelen", quietsche ich. Zwar verdreht Alex leicht die Augen, legt den Film dann aber doch schmunzelnd ein. Er kommt wieder zu uns und ich kuschle mich tief zwischen meinen Brüdern ein. Sie haben ohne groß zu reden, entschieden, dass wir eine Filmnacht machen. Mittlerweile dürfte es kurz vor fünf oder auch schon halb sechs sein. Mitten im Film merke ich wie meine Augen schwer werden und langsam zu fallen. „Wisst ihr eigentlich, wie lieb ich euch habe?", frage ich leise. Ich höre Liam zu meiner linken leise lachen und spüre wie er mich richtig zudeckt. „Wir haben dich auch lieb, Kleine", flüstert Alex. Ich merke noch, wie er mir einen Kuss auf den Scheitel drückt, dann bin ich eingeschlafen.

Broken Home #CA19Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt