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„Nein!?", rufe ich als ich beim Landeanflug aus dem Fenster sehe und die Stadt unter uns erkenne. Die Zwillinge grinsen mich nur an und geben sich ein High-Five. Ebenfalls grinsend und leicht mit dem Kopf schüttelnd wende ich mich wieder dem Fenster zu.

Wir stehen vor dem Kofferband und warten auf unsere Koffer. Ich kann immer noch nicht fassen, dass die Zwillinge das getan haben! Immer wenn Ansagen über unser Ziel kamen oder zu sehen waren, hat einer der Zwillinge mir Augen oder Ohren zugehalten und bis zu meinem Blick aus dem Fenster hatte ich keine Ahnung, wo sie hinwollen. Und jetzt stehen wir hier! In London!

„Mann, ist das kalt hier!", Liam reibt sich fröstelnd über die Arme. Ich lache. „Geht noch", antworte ich. Mal ehrlich, mit fünfzehn Grad ist es hier auf der Insel fast noch warm. „Ich hol mir bevor wir irgendwas anderes machen Jacke und Pulli aus dem Koffer!", stimmt Alex seinem Bruder zu. „Holt mir auch einen Pulli raus, ich bin kurz auf Klo!", bitte ich die beiden und verschwinde. Das Grinsen ist gerade nicht aus meinem Gesicht zu wischen. Endlich bin ich zuhause, zumindest fast! Die englische Luft ist einfach anders als die australische. Als ich die Toiletten erreiche werde meine Augen groß. Das mit dem kurz auf Klo gehen hat sich dann wohl erledigt. Die Schlange zieht sich gefühlte Kilometer. Seufzend stelle ich mich an, Mutter Natur lässt sich leider nicht unterdrücken.

„Mann, wir dachten schon du bist ins Klo gefallen", begrüßt mich Liam. „Sorry, die Schlange war kilometerlang", erkläre ich. „Habt ihr en Pulli für mich?" Erst jetzt mustere ich die Jungs und pruste los. Die beiden tragen je einen Pulli, eine dicke Jacke und Liam einen Schal, Alex hat eine Mütze in der Hand. „Ernsthaft?!", ich gestikuliere zu den Outfits der beiden hin. „Es ist arschkalt hier!", rechtfertigt sich Liam und drückt mir einen großen Pulli in die Hände.

Schlagartig ist meine gute Laune weg. Danny...das ist sein Pulli. Ich habe ihn ihm irgendwann mal geklaut und bis heute behalten. Mein Herz krampft sich zusammen und mir steigen Tränen in die Augen. Warum tut das immer noch so weh? Wieder einmal wird mir klar, wie sehr ich ihn vermisse. Und wie absurd das ist!

Verdammt, reiß dich zusammen! ,ermahne ich mich selbst und schlüpfe in den Pulli. Die Ärmel schiebe ich ein Stück hoch, damit meine Hände rauskommen und atme tief durch, um die Tränen zurückzuhalten. Das war definitiv ein Fehler! Der Pullover riecht immer noch nach ihm und der Geruch setzt sich in meiner Nase fest. Wieso?

Als wir die Eingangshalle betreten schaue ich die Zwillinge an. „Wohin?" Liam zuckt mit den Schultern, während Alex suchend umherblickt. Ich verdrehe die Augen. „Zum Taxistand kann ich uns bringen, dann müsst ihr sagen wohin." „Nicht nötig!", ich drehe mich zu meinen Brüdern um. Alex zeigt lächelnd in eine Richtung und ich folge seinem Finger. Mein Kiefer fällt nach unten! Ohne weiter auf etwas zu achten, lasse ich all meine Sachen liegen und renne los. Ich werfe mich in seine Arme und klammere mich fest an ihn. Er strauchelt kurz wegen meinem Schwung, kann sich dann aber fangen. „Ich hab dich vermisst!", murmle ich und ziehe den vertrauten Duft ein. „Ich dich auch!"

Wir bleiben fest umklammert stehen bis Nathan sich langsam von mir löst und ich erkenne, dass die Zwillinge mittlerweile mit meinen Sachen bei uns stehen. „Hey, schön euch auch mal so in Original zu sehen", begrüßt mein bester Freund die beiden. Die Jungs lachen und tauschen einen Handschlag aus. „Wieso bist du hier?", frage ich Nate, während wir zu seinem Auto laufen. Nate lacht. „Na ja, die Zwillinge wollten sich nicht mehr angucken wie du leidest und hatten die Idee herzukommen. Dann wurde ich per Anruf eingeweiht und zusammen haben wir alles geplant!" Ich lasse mich etwas zurückfallen und sehe zwischen meinen Brüdern hin und her. „Eigentlich müsste ich euch erschießen, weil ihr einfach so an meinem Handy wart, aber dafür bin ich euch zu dankbar. Es tut einfach so gut hier zu sein!" Die Jungs atmen aus und grinsen sich über meinen Kopf hinweg an. Bei Nates Wagen angekommen, laden wir die Koffer ein, die Zwillinge klettern auf die Rückbank und ich auf den Beifahrersitz. Die zwei Stunden Fahrt nach Harwich nutzen meine Brüder um noch eine Mütze Schlaf zu bekommen, während ich Nathan alles von Danny erzähle. Es tut gut einfach mit jemand vertrautem darüber zu reden und alles loszuwerden.

Broken Home #CA19Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt