Die zwei Wochen vergehen wie im Flug. Heute ist es soweit, heute werde ich meinen Erzeuger wiedersehen und mit ihm nach England gehen. Beides Dinge, die ich auf keinen Fall will. Allein schon aus Protest habe ich kein Stück von meinen Möbeln verpackt, geschweige denn nach Harwich bringen lassen. Das könnte dem so passen! Einzig meine Klamotten und andere wichtige Dinge habe ich zusammen mit den Zwillingen gepackt. Ich sehe mich in meinem Zimmer um und fühle mich in der Zeit zurückversetzt. Es ist fast wie damals als Mum und Martin sich getrennt haben und ich mit nach Melbourne musste. Am Flughafen hätte ich Mum am liebsten den Hals umgedreht, aber im Nachhinein kann ich sagen, dass mir eigentlich nichts Besseres passieren hätte können.
Ich hab zwei große Brüder bekommen. Zwei Jungs, die ich über alles liebe, die immer für mich da sind, mit denen man jeden Scheiß machen kann. Einfach die Brüder, die ich nie hatte, und zwei beste Freunde in einem.
Dann James, zugegeben unser Verhältnis war anfangs ziemlich dürftig, aber mittlerweile habe ich ihn definitiv ins Herz geschlossen und er ist für mich fast schon wie ein eigener Vater.
Und Emma, mein kleiner Engel, sie hat zwar keine Ahnung davon, aber jedes Mal, wenn ich sie ansehe, werde ich an Mum erinnert. Kurz nach ihrem Tod konnte ich das nicht ertragen, aber seit ein paar Tagen kommt es mir fast vor wie ein Segen. Ein Stück von Mum, das immer noch bei mir ist. Ich will meine kleine Familie hier nicht verlassen! Tränen schleichen sich in meine Augen und mein verklärter Blick wandert noch einmal durch mein kleines Reich, bevor ich runter in die Küche gehe.
„Morgen", gebe ich betrübt von mir. „Hey", erwidert James und zieht mich in eine Umarmung, die ich nur zu gerne erwidere. Von den Jungs bekomme ich ein schiefes Lächeln. Die einzige, die einigermaßen fröhlich wirkt, ist Emma, aber die Kleine hat ja auch keine Ahnung, was hier abgeht. Betrübt lasse ich mich mit meinem Kaffee zu meinen Geschwistern fallen.
„Ich hab ne Idee, bleibt mal einfach so sitzen", sagt Liam irgendwann. Er holt sein Handy und wechselt zur Innenkamera. Er klopft auf seinen Schoß, ich setze mich und die Brüder rücken zusammen. Liam schießt mehrere Bilder und leitet sie mir sofort weiter. Mit Tränen in den Augen schaue ich auf meinen Bildschirm von dem mir meine Geschwister und ich entgegen lächeln, wir Mädels auf den Schößen der Jungs. Sofort stelle ich mir das beste (auf dem auch Emma in die Kamera guckt und lacht) als Hintergrund ein.
Viel zu schnell geht auch das Frühstück und damit unsere letzte gemeinsame Zeit vorbei und Martin schreibt mir, dass er unten wartet. Ich seufze. „Es...ist soweit." Langsam rappeln wir uns alle auf, ich ziehe im Flur Jacke und Schuhe an und stehe dann vor meiner Familie. „Verdammt, ich werd euch so vermissen! Ich hab euch alle so lieb!", schluchze ich. Die Zwillinge stürzen sich auf mich und wie so oft entsteht aus uns eine Art Sandwich. „Wir dich auch, Kleine", kommt es von den beiden wie aus einem Munde. Kurz darauf lassen mich die beiden los, Alex wuschelt mir ein letztes Mal durch die Haare und ausnahmsweise bekommt er keine Kopfnuss von mir. Liam drückt mir noch einen Kuss auf den Kopf, dann nimmt er James Emma ab.
Während Tränen über meine Wangen laufen, nehme ich meine kleine Schwester noch einmal auf den Arm. „Und dich werd ich auch vermissen, Süße!", ich drücke ihr einen sanften Kuss auf die Stirn und gebe sie nach einem letzten Knuddler zurück in Liams Arme. „Ihr müsst mir Bilder und Videos schicken. Von ihren ersten Schritten und Wörtern, ich will nichts verpassen. Und passt mir auf sie auf!", verlange ich von den Zwillingen. Sie lächeln beide und nicken. Ich könnte schwören, dass ich auch Tränen in ihren Augen erkennen kann.
„Komm ich helf dir mit den Koffern und bring dich runter", sagt James. Ich schnappe mir meinen Rucksack und einen Koffer, die anderen beiden nimmt James. Ein letzter Blick auf meine Geschwister, dann ist die Wohnungstür zu und wir betreten den Aufzug. „Ich wollte nie, dass das so endet", erklärt James. Es klingt fast als wolle er sich entschuldigen. „Ich weiß, du kannst ja nichts dafür!"
„Na, endlich!", werden wir von Martin begrüßt. Ohne weitere Worte reißt er uns die Koffer aus der Hand und lädt sie ins Taxi. „Na komm schon her", lächelt James, während ihm auch Tränen in die Augen steigen. Schluchzend werfe ich mich in seine Arme. „Du schaffst das, da bin ich mir sicher.", er drückt mich fest an sich und ich würde meinen Stiefvater am liebsten nie wieder loslassen. Er schiebt mich ein Stück von sich und sieht mich ernst an. „Und Layla?! Du weißt, dass du hier immer ein Zuhause hast?! Wenn du was braucht sind wir immer da. Zwar vielleicht nicht um die Ecke, aber wir werden alles versuchen." James Worte bringen mich ein wenig zum Lächeln und ich sehe ihn dankbar an. „Ich weiß", kurz zögere ich, schiebe es dann aber doch hinterher, „Dad!" Mein Stiefvater sieht mich überrascht an. „Dad?" Ich lächle schief. „Na ja, der ist es auf keinen Fall", mit meinem Kopf mache ich eine wage Bewegung in Richtung Taxi und Martin, „also dachte ich..." „Schon klar, kleine. Ich hab dich lieb!", sagt James. „Ich dich auch, bis in zwei Jahren!", ein letztes Mal drücke ich ihn fest an mich, dann gehe ich zum Taxi.
Ich schätze James weiß genau, was ich meine. Seit klar ist, dass ich wieder nach England muss, habe ich gesagt, dass ich in zwei Jahren wiederkomme. Wenn ich achtzehn bin, kann mir Martin nichts mehr sagen und dann werde ich heimgehen. Viel lieber wäre ich natürlich ganz in Melbourne geblieben, aber laut Anwalt ist das nur möglich, wenn Mum irgendwas in die Richtung verfügt haben sollte. Aber wieso sollte sie das getan haben? Ich meine keiner hat damit gerechnet, dass sie stirbt, also war es auch gar kein Thema.
Mit angepisster Miene und Tränen in den Augen setze ich mich zu Martin auf den Rücksitz. „Glaub ja nicht, dass ich das machen würde, wenn ich die Wahl hätte", ich schenke meinem Erzeuger einen letzten hasserfüllten Blick, dann wende ich mich mit Musik auf den Ohren ab. Der Taxifahrer fädelt sich geschickt in den Verkehr ein und fährt Richtung Flughafen. Zwei Jahre sind gar nicht so lang...hoffentlich...vielleicht......
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Soooo ich wieder :) Zwar kürzer als das letzte aber hoffe es gefällt euch trotzdem :)
Na ja, jz bräuchte ich erstmal eure Hilfe: Was könnte Danny tun um Layla seine Liebe zu beweisen? Bzw ist das überhaupt noch möglich, ob durch England oder die Vorgeschichte? Bin grade nämlich ein wenig ratlos :/ Widmung is auch mit drin so als kleine Bestechung :P (Wenn mir jd sagt wie das geht :D)
Auf jeden Fall hab ich jz mal wieder genug gelabert und ich würde mich ehrlich über Ideen oder auch einfach sonstige Kommentare riesig freuen :D
Fühlt euch geknuddelt und bis demnächst :) :*
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Broken Home #CA19
Teen FictionFür Layla bricht eine Welt zusammen. Ihre Eltern trennen sich und sie muss mit ihrer Mutter nach Australien ziehen. Doch in Melbourne wird alles nur noch schlimmer: Ihre Mutter klebt nur so an ihrem Neuen, ihre Stiefbrüder scheinen sie zu hassen, ih...