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„Morgen", ich laufe in die Küche und streiche Emma kurz über den Kopf, die mit einem Büchlein vor sich in ihrem Kinderstuhl sitzt. „Morgen", erwidern die Zwillinge und James erstaunt. Okay, die letzten Wochen war ich wirklich nicht gesprächig oder hab mich auch nur aus meinem Zimmer bewegt. James schaut mich weiterhin nur erstaunt an, während die Zwillinge einen kurzen Blick tauschen. „Okay, ich will das jetzt wissen. Was hat Danny mit dir angestellt, dass du wieder redest?", fragt Liam schließlich, Alex starrt mich immer noch nur mit großen Augen an. Schmunzelnd lasse ich mich zwischen die beiden auf die Küchenbank fallen, nachdem ich mir eine Tasse mit Kaffee genommen habe. Ohne Kaffee geht bei mir nun mal nichts.

„Er hat mich irgendwie aufgefangen, mir den Halt gegeben, den ich gebraucht habe.", gebe ich leise zu, es auszusprechen ist nochmal etwas ganz anderes als es nur zu denken, „Wir waren in einem kleinen Burgerladen essen und er hat mich einfach abgelenkt. Und durch ihn ist mir klargeworden, dass ich mich nicht hängen lassen sollte, dass Mum das nicht wollen würde." James lächelt mich an. „Schön, dass du jemanden zum Reden gefunden hast. Aber denk dran, du kannst auch immer zu mir kommen." Lächelnd nicke ich. „Danke, ich weiß." Er drückt kurz leicht meine Schulter, dann hebt er Emma aus dem Stühlchen und geht aus der Küche.

„Moment, also nochmal langsam... Du hast den Tod deiner Mutter so ganz einfach verkraftet?", will Alex zögerlich wissen. Ich schüttle den Kopf und stelle nach einem weiteren Schluck meine Tasse auf den Tisch. Ich ziehe meine Knie zu mir und schlinge die Arme drum. „Es tut immer noch weh und ich werde wahrscheinlich nie aufhören sie zu vermissen, aber ich schätze ich hab es, wie soll ich sagen, akzeptiert. Ich wollte es anfangs glaub ich einfach nicht wahrhaben und nicht ohne Mum weitermachen. Jetzt ist mir klar, dass es irgendwie weitergehen muss.", erkläre ich. Prompt werde ich eine Umarmung gezogen und befinde mich in der Mitte eines Brüder Sandwiches.

Alex löst sich als erstes. „Das wird mir hier jetzt alles zu sentimental, wir schauen einen Film." Mit diesen Worten zieht er mich von der Bank auf seinen Rücken und joggt mit mir Huckepack die Treppe hoch. Liam folgt uns lachend. Oben suchen wir eine Komödie raus und fläzen uns ineinander verknotet zu dritt aufs Sofa.


Ding, ding, ding. Stöhnend werfe ich ein Kissen nach meinem Wecker, verfehle ihn aber leider um Meter. Meine Hand kracht dann allerdings an der richtigen Stelle auf dem Nachttisch runter und endlich verstummt der Lärm. Seufzend vergrabe ich mein Gesicht wieder im Kissen. Ich hasse es aufzustehen. Vor allem so früh. Ich mein für einen Urlaub würde ich das immer tun, aber für Schule?!

Aber was sein muss, muss sein. Also rapple ich mich auf und greife nach der Schuluniform. Seit zwei Wochen habe ich die nicht mehr angehabt, heute ist mein erster Schultag ohne Mum. Ich schüttle den Kopf, um nicht noch weiter nach zu denken und gehe ins Bad. Aus diesem kommt mir Liam entgegen. „Toast?", fragt er. Ich nicke. „Tasche?", frage ich zurück und auch er erwidert nur ein Nicken. Wir sind beide keine Morgenmenschen und verstehen uns auch so gut. „Layla?", ich drehe mich zu meinem Bruder um, als ich gerade die Tür schließen will. „Alex", er deutet zur Tür unseres Bruders hinter der sich immer noch nichts regt. „Alles klar", grinse ich und schließe endlich die Tür hinter mir.

Nachdem ich fertig bin und auch extra zweimal gecheckt habe, ob ich ein Haargummi dabeihabe, laufe ich in mein Zimmer. Schlafsachen abladen, Tasche schnappen und weiter zu Liam. In seinem Zimmer nehme ich ebenfalls seine Tasche. Wir haben das seit einiger Zeit so gemacht. Er steht immer etwas früher auf als ich und während ich im Bad bin, macht er Kaffee und Toast und ich nehme dafür seine Tasche mit runter, wobei ich manchmal auch noch Hefte oder sein Mäppchen verstaue. Heute wandere ich ausnahmsweise noch weiter zu Alex. Vorsichtig klopfe ich, nichts. Als ich die Tür öffne und ins Zimmer schaue, wird mir auch klar wieso. Der werte Herr liegt noch im Bett und schläft seelig wie ein kleines Kind. Damit ist jetzt aber leider Schluss. Ich lasse die Taschen von Liam und mir fallen und reiße die Vorhänge auf. „Alex, aufwachen", ich trete zu meinem Bruder und rüttle ihn an der Schulter. Von ihm bekomme ich allerdings nur ein Murren. „Alex, wir müssen bald los. Also raus aus den Federn oder wir fahren ohne dich!", starte ich einen zweiten Versuch. Diesmal kriege ich auch eine Antwort, zumindest eine genuschelte. „Jaja, gib mir zehn Minuten."

Broken Home #CA19Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt