Ich nehme die Tatsache, dass Danny mich ohne Erklärung mit Emma und ohne Essen allein gelassen hat, einfach mal hin und hoffe, dass meine Fragen später beantwortet werden. Schnell hole ich mein Zeichenbuch und Stifte aus meinem Zimmer, dann mache ich es mir auf dem Sofa bequem und verbringe einen gemütlichen restlichen Tag mit meiner kleinen Schwester.
Gegen sechs gehe ich dann doch mal auf den Flur, um mich nach Emmas Essen umzuschauen, das ja angeblich hier irgendwo sein soll. Ich will gerade runtergehen, Verbot hin oder her, und fragen wo das verdammte Zeug steht als mir der Teller auf der Kommode auffällt. Trotz das mich keiner sehen kann, werden meine Wangen leicht rot und ich hole schnell Emmas Abendessen. Beim Umdrehen fällt mein Blick auf die Treppe und ich muss mich zusammenreißen, um nicht in Gelächter auszubrechen. In Ermanglung an Absperrband hat Danny Paketschnur vor dem Abgang aufgespannt und mit Klebeband einen Zettel mit der Aufschrift Zutritt verboten! daran befestigt. Ich beiße mir auf die Lippe, um mein Gelächter zurückzuhalten. Aber hey, an Kreativität mangelt es Danny definitiv nicht.
Immer noch grinsend kehre ich zurück ins Wohnzimmer. Sobald ich mich mit dem Teller auf der Couch niederlasse, sieht Emma von ihrem Spiel auf zu mir. Kurz mustert sie mich, dann steht sie, umständlich wie Kleinkinder es eben tun, auf und tapst zu mir rüber. Ja, die kleine kann seit ein paar Wochen laufen. Die Zeit vergeht einfach viel zu schnell. Lächelnd stelle ich den Teller auf dem Tisch ab, um Emma auf meinen Schoß zu ziehen. Dann hebe ich den Teller wieder auf und lasse Emma mehr oder weniger selber ihr Brot essen. Kaum ist der Teller mit ein zwei Bissen meiner Mithilfe leer, gähnt Emma auch schon herzzerreißend. "Na, ich würde mal sagen es ist Zeit fürs Bettchen", mit Emma auf dem Arm stehe ich auf. Meine kleine Schwester legt ihren Kopf an meiner Schulter ab und ein erleichtertes Lächeln macht sich auf meinen Lippen breit. Wenn sie schon so müde ist, schläft sie schnell ein und es gibt keinen Stress heute Abend.
Im Bad ziehe ich Emma ihren Schlafanzug an, kurz Zähne putzen und dann geht es auf in Richtung Liams Zimmer. Als klar war, dass James manchmal am Wochenende wegmuss und wir Emma haben, haben wir ein zweites Bettchen angeschafft und bei uns hier oben deponiert. So können wir vermeiden, dass wir das Bettchen immer hin und her tragen müssen oder dass einer von uns unten schlafen muss.
Und tatsächlich hatte ich Recht mit meiner Vermutung. Kaum hat Emmas Kopf das Kissen berührt und die Decke liegt über ihr, fallen ihre Augen zu und fünf Minuten später schläft sie tief und fest. Mit den Gedanken bei meiner Mum lege ich lächelnd Emmas Kuschelhasen an ihre Seite und streiche ihr noch einmal sanft durch die Haare, bevor ich das Babyphone anmache und das Zimmer verlasse.
Aufseufzend wandert mein Blick zu dem Schild am Treppenabgang. Von unten ist nur ein leises Rumpeln zu hören. Mein Magen macht sich langsam bemerkbar und wenn Danny sich nicht bald beeilt mit was auch immer er da tut, werde ich einen Scheiß auf sein Verbot geben und mir Essen holen. Um beschäftigt zu sein und nicht die ganze Zeit an ein saftiges Schnitzel zu denken, mache ich mich daran das Wohnzimmer aufzuräumen. Denn glaubt mir, es gibt nichts Schlimmeres als mit dem Fuß auf einen kantigen Baustein zu treten. Als Emmas Sachen verstaut sind, schnappe ich mir mein Notizbuch, um es in mein Zimmer zu bringen. Ich hab ja nichts Besseres zu tun!
Mein Blick wandert durch mein Zimmer, als die Tür hinter mir zufällt, und bleibt an den Bildern auf meinem Schreibtisch hängen. Lächelnd lege ich mein Zeichenbuch daneben ab. Die beiden Bilderrahmen stehen schräg hintereinander. In dem hinteren ist das erste Bild, was es von Danny und mir gibt: Wir liegen zusammen auf dem Sofa in unserem Wohnzimmer, sein Arm fest um mich geschlungen, nach der Party, auf der ich ein wenig zu tief in den Becher geschaut habe. Wenn ich daran denke, wie wenig wir uns damals kannten und wie wenig ich über ihn wusste, kann ich nur lächeln. Das zweite Bild bedeutet mir alles. Es ist das einzige Bild, was es von uns als Familie gibt. Es ist etwa einen Monat nach Emmas Geburt aufgenommen. Mum hat sie auf dem Arm und James Arm liegt um ihre Schultern, beide lächeln glücklich in die Kamera. Davor auf einer kleinen Bank sitze ich zwischen den Zwillingen, die die Arme um mich geschlungen haben. Wir sehen alle einfach aus wie eine glückliche Familie, aber werden wir das ohne Mum je wieder sein?
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Broken Home #CA19
Teen FictionFür Layla bricht eine Welt zusammen. Ihre Eltern trennen sich und sie muss mit ihrer Mutter nach Australien ziehen. Doch in Melbourne wird alles nur noch schlimmer: Ihre Mutter klebt nur so an ihrem Neuen, ihre Stiefbrüder scheinen sie zu hassen, ih...