Kapitel 13 - "Blake wird mich (nicht) töten"

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"Aber so ist Blake nicht. Also hör auf dir Sorgen zu machen.", meinte Isaac und lächelte mir aufmunternd zu. Ich schluckte hart aber nickte. Ich hatte trotzdem höllische Angst aber ich ließ es mir nicht mehr anmerken. Es würde keinen weiter bringen wenn ich das weiter durch kaute.

Ich hatte gar nicht gemerkt wie dunkel es geworden war. "Wir sollten langsam zurück gehen, dass reicht für heute", sagte dann Isaac und lief voraus. Wir rannten den ganzen Weg wieder zurück aber diesmal langsamer. Als wir in die Nähe des Hauses kamen, nahm ich schon sofort den Geruch von Blake war. Ich wusste gar nicht warum er so eine Wirkung auf mich hatte. Wenn ich menschlich bin, verfiel ich ihm doch auch nicht? Vielleicht lag es auch nur daran, dass er auch ein Auserwählter ist. Ich wusste es nicht und ich kam mir irgendwie blöd vor, das du fragen.

An der Schwelle des Hauses wurden wir wieder zum Menschen und gingen nach Drinnen. Sofort waren alle Gerüche verschwunden, alle intensiven Gefühle und die klare Sicht im Dunklen. Wenn man länger als paar Minuten ein Wolf war, fühlte es sich in der menschlichen Gestalt ungewohnt an. Ich hatte Angst das Wohnzimmer betreten. Die laute Musik lief immer noch aber man hörte niemanden reden. Isaac ging vor und blieb an der Türschwelle stehen. Ich versuchte irgendwas zu sehen, doch Isaac war zu groß und versperrte die Sicht. Er drehte sich zu uns. "Ich glaub ich geh in mein Zimmer", meinte er nur und drängte sich an Allison und mir vorbei. "Kommst du alleine klar?", fragte mich Allison schüchtern lächelnd. Ich nickte und lächelte zurück. Sie verschwand ebenfalls.

Ich ging ins Wohnzimmer und fand Bryan und Clarissa knutschend auf dem Sofa. Ich verstand jetzt warum Isaac und Allison gegangen waren. Ich fragte mich wo Blake war. Ich schlich mich an den beiden vorbei und sah auf den Balkon aber dort war er nicht. Wie sollte ich bitte nach Hause kommen? Ich wusste ja das er hier war da ich seinen Geruch gerochen habe.

Ich ging nochmal in die Küche und plötzlich zog mich jemand am Arm und ich drehte mich sofort um. Blake stand vor mir. Er kam näher und drückte mich damit gegen die Theke. Er hob seine Hand und nahm eine Strähne zwischen seine Finger. "Du stinkst nach Alkohol", meinte ich und schlug seine Hand weg. Seine Augen huschten über mein Gesicht aber blieben an keinem Punkt hängen. Sein Gesicht zeigte keinen Ausdruck. Er war so was von betrunken. Er sagte einfach gar nichts, sondern beobachtete mich nur. "Alles okay?", fragte ich und versuchte ihn von mir weg zu drücken aber ich schaffte es nicht. Er drückte einfach gegen meine Hüfte mit seinem Körper. Ich spürte seinen warmen Atem in meinem Gesicht. "Blake? Hallo? Kannst du mich mal gehen lassen?", fragte ich und versuchte wieder ihn von mir zu schieben aber wieder bewegte er sich nicht einen Millimeter. Ich wusste nicht mehr wie ich ihn endlich von mir weg bekomme, also schlug ich ihm ins Gesicht. Er sah mich geschockt an und packte mich an der Kehle. "Ich werde dich töten", knurrte er. Ich rang nach Luft. Er drückte fest auf meine Luftröhre und ich versuchte mich aus seinem Griff zu befreien aber er war viel stärker als ich. "Blake, ich krieg keine Luft", brachte ich raus und sah ihn flehen an. Er ließ sofort los, drehte sich um und verschwand im nächsten Zimmer.

Ich atmete schwer und schluckte hart. Ich wollte hier nicht länger bleiben. Ich hätte niemals hier her kommen sollen. Ich rannte aus dem Haus und ging zu Blakes Auto. Ich hatte gehofft, er hätte den Schlüssel drin stecken gelassen. Hatte er aber nicht. Ich ging wieder rein und suchte seine Jacke, fand sie aber nicht. Was sollte ich jetzt tun? Ich konnte hier nicht weg. Ich kannte den Weg zurück nicht. In meiner Verzweiflung, rannte ich nach draußen und verwandelte mich. Auch wenn ich nicht wusste wohin ich renne, rannte ich einfach. Hauptsache weg von dem Haus. Ich wollte nicht in seiner Nähe bleiben.

Ich rannte einfach die Straße entlang. Es war die Einzige hier und es fuhren hier keine Autos. Ich war froh, dass ich bald die Hauptstraße erreichte. Das hieß ich kannte den Weg nach Hause. Bevor mich noch jemand sieht, verformte ich wieder zu einem Menschen. Es fiel mir deutlich leichter mich zu verwandeln als vorher.

Den restlichen Weg rannte ich. Ich war zwar viel langsamer aber dafür riskierte ich nicht, dass mich jemand sah. Ich war froh, dass ich es nicht mehr so weit hatte bis nach Hause.

Dort angekommen fiel ich einfach erschöpft ins Bett und ließ meinen Tränen freien Lauf. Ich wollte das alles gar nicht. Ich wollte kein Gestaltwandler sein. Ich wollte nicht zu "Ihnen" gehören. Ich wollte nicht erfahren, wer mein bester Freund wirklich ist, Ich will diesen blöden Kampf nicht, ich will einfach nur mein altes normales Leben zurück. Da wo man mir nicht mit dem Tod droht. Wo ich keine Angst haben muss. Warum bin ausgerechnet ich hier rein geraten? Ich wollte einfach ein ganz normaler Mensch sein, mit dummen alltäglichen Problemen und mit ganz normalen Freunden. Warum hatte mich Blake überhaupt eingeweiht? Damit hat er sich doch selbst einen Rivalen geschaffen obwohl ich ihm auch so den Posten als Rudelführer überlassen würde. Ich verstand es einfach nicht.

In dem Moment brauchte ich einfach nur meine Grandma. Ihre Worte konnten mich schon immer beruhigen. Wenn sie hier wäre, wäre es nicht so schwer. Sie würde mir helfen. Blake würde sich gar nicht trauen mit mir zu reden. Ich vermisse sie.

Ich griff nach meinem Handy und ahnte schon was mich erwartet. Cole hatte mich zig mal angerufen und mir ewig viele Nachrichten geschrieben.

"Jamie? Warum warst du nicht in der Schule? Ich mach mir wirklich Sorgen. Ruf mich bitte an."

"RUF AN. ICH MACH MIR SORGEN!!!!"

"Wo bist du, verdammt? Du bist nicht zu Hause!!!"

"Bist du sauer auf mich? Was ist los?"

Die meisten Nachrichten wiederholten sich, da er meistens nur schrieb ich soll ihn anrufen. Er tat mir so Leid. Er hatte es nicht verdient, dass man ihn so behandelt. Ich entschied mich ihm zu Antworten. Ich wollte nicht, dass er sich weiterhin wegen mir verrückt macht.

"Tut mir Leid. Mein Akku war leer. Ich hab mir eine Erkältung eingefangen. Ich war nicht zu Hause weil ich bei Grandma war. Mach dir keine Sorgen. Es ist nichts schlimmes. Ich bleib aber morgen noch zu Hause um richtig gesund zu werden."

Tippte ich und schämte mich. Ich log ihn einfach so an. Auch war es wirklich die lahmste Ausrede, die ich hätte benutzen können aber ich konnte im Moment einfach nicht mit ihm reden oder sonst mit jemandem. Ich brauchte eine Auszeit. Von jedem.

Under the woods [Band 1]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt