Kapitel 18 - Guten Freunden gibt man nunmal ein Küsschen

2.2K 104 8
                                    

"Er wird schon wieder auftauchen", gab ich von mir, meinte es aber nicht so. Blake würde nicht einfach so verschwinden und erst recht nicht einfach so wieder auftauchen. "Jamie, du musst mir sagen wie der Kampf ausgegangen ist. Es kann damit einen Zusammenhang haben", sagte Isaac eindringlich. Mir schoss die Röte ins Gesicht. Unsere Lippen haben sich berührt. Da gibt es keinen Zusammenhang mit dem Verschwinden. Isaac nickte verständlich. Er hatte meine Gedanken gehört.

Er stand auf und lächelte breit. "Das ist ein besseres Ergebnis als ich erwartet hatte", sagte er und verbeugte sich vor mir. Ich zog eine Augenbraue hoch. "Isaac was redest du da?", fragte ich ihn. "Du und Blake seid unseren neuen Rudelführer. Ihr habt euch vereint.", sagte er mit einem breiten Lächeln. Allison sah mich erstaunt an und ich sah Isaac ungläubig an. Ich schüttelte den Kopf. "Du hast gesagt ein schwarzer Wolf vereint sich nicht!", sagte ich laut. "Doch aber nicht mit weißen Wölfen.", sagte er. Ich verstand in dem Moment nur Bahnhof. "Er vereint sich nicht mit weißen Wölfen aber mit mir schon? Isaac, das ergibt überhaupt keinen Sinn!", rief ich. Er zuckte nur mit den Schultern. "Ich wusste auch nicht das so was geht aber ich hab dir ja gesagt, Blake wird dich verschonen.", sagte er. Ich sah ihn wütend an. "Ich wäre erfroren wenn du mich nicht raus geholt hättest.", schrie ich ihn an. "Vielleicht hat er damit gerechnet, dass ich dich da raus holen werde", erwiderte er und grinste immer noch breit. Ich verschränkte die Arme und schmollte. Wenn es drauf an gekommen wäre, hätte er mich getötet. Es nervte mich, dass Isaac das nicht einsah. Er verteidigte ihn immer noch, nach allem was er mir angetan hat.

Ich zog die Decke weg und setzte meine Füße auf dem Boden ab. Ich hob meinen Brustkorb an und überprüfte, ob er immer noch weh tat, doch ich spürte nur ein kleines Ziehen. Vor dem Aufwachen hatte das noch anders ausgesehen.

"Jamie wohin gehst du?", fragte Isaac mich als er an mir vorbei lief. Ich ignorierte ihn und ging ins Badezimmer. Ich zog mich aus und betrachtete mich im Spiegel. Ich fasste mir an die blauen Flecke und wunderte mich, dass sie kaum mehr weh taten. Wie konnte das möglich sein, dass das so schnell verheilt? Ich kam mit diesem übernatürlichem Kram immer noch nicht klar. Ich realisierte es immer noch nicht wirklich. Ich hätte so was nie für möglich gehalten. Das war einfach immer eine Sache gewesen, die nur in Filmen vor kamen. Ich hatte so viele Fragen auf die ich aber keine Antwort wollte weil sie mich nur noch mehr verwirren würden.

Ich nahm eine lange ausgiebige Dusche und dachte einfach nach wie sich mein Leben so schnell verändern könnte. Ich hatte plötzlich Freunde. Mein Leben war nicht mehr alltäglich. Auch wenn ich jetzt nicht mehr so viel darüber nach dachte wie früher, wie ich meinem Leben einen Sinn geben könnte, wollte ich mein altes Leben zurück. Ich gehöre da einfach nicht rein. Es ist in letzter Zeit zu viel passiert.

Ich kam aus der Dusche und föhnte meine Haare. Ich ging gar nicht mehr zurück in mein Zimmer. Ich wollte Isaac einfach nicht mehr hören. Ich glaube nicht daran, dass Blake mich bewusst verschont hat. Ich denke er hat erwartet, dass ich sterben werde und ihm damit eine Last weg fällt.

Ich verließ das Haus und ging zurück in den Wald, wo der Kampf stattgefunden hatte. Ich verwandelte mich. Es fiel mir von mal zu mal immer einfacher. Es war keine Herausforderung mehr ihn hervor zu holen. Ich kannte meinen Wolf jetzt und wusste wie ich ihn einsetzten konnte. Ich hatte mich langsam wirklich daran gewöhnt.

Sofort überkamen mich die überwältigende Gefühle eines Wolfes. Meine Sinnesorgane waren wieder auf Hochtouren. Auch wenn ich nie ein Gestaltwandler sein wollte, war das dass beste daran. Ich sog den Duft des Waldes ein und suchte nach einem bestimmten Geruch. Ich konnte ihn aber nicht riechen. Ich ging weiter in den Wald hinein in der Hoffnung Blake zu finden. Ich musste einfach wissen warum er mich verschont hatte. Davor hat er mich noch kurz und klein geschlagen und dann das mit dem halben Kuss. Sofort begannen meine Lippen zu prickeln. Ich spürte wieder seine Lippen auf meinen und ich dachte zurück an seinen Blick als er langsam die Augen schloss um den Kuss komplett zu machen.

Ich schüttele heftig den Kopf. Wieso dachte ich darüber nach? Wieso sehnte ich mich, seine Lippen auf meine zu spüren? Es war einfach verrückt. Ich empfand nichts für ihn aber ich hatte trotzdem solche Gefühle. Ich bin wahrscheinlich viel zu verwirrt. Was anderes kann es einfach nichts sein. Das wäre absurd.

Ich beschleunigte meine Geschwindigkeit. Plötzlich roch ich ihn, ganz schwach aber er war da. Ich war mir hundertprozentig sicher. Niemand anders versprüht diesen Duft. Ich folgte ihm und koppelte meine Gedanken. Auch wenn ich wusste, dass er mich ebenfalls riechen wird, wenn er ein Wolf ist, sollte er meine Gedanken auf keinen Fall hören.

Der Geruch wurde mit jedem Schritt intensiver. Ich war mir jetzt sicher, das er sich hier befand. Ich wurde etwas langsamer als sein Geruch anfing schon in meiner Nase zu brennen und dann sah ich ihn. Er war in seiner menschlichen Gestalt und saß dort wo er mich eingeweiht hatte. Er saß mit dem Rücken zu mir auf dem Boden. Er hatte mich anscheinend nicht gehört und nicht gesehen, was mir die Möglichkeit verschaffte ihn zu beobachten. Anscheinend war er vollkommen unverletzt aber was machte er am fischlosen See? Ich konnte seine Gedanken nicht hören was mich noch mehr grübeln ließ.

Über was dachte er nach? Wieso war er hier? Warum kam er nicht zurück zu den anderen? Seit wann sitzt er schon hier? Wie konnte Isaac ihn hier nicht finden?

Plötzlich wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. "Denkst du wirklich, das ich deine Anwesenheit nicht spüre, wenn ich ein Mensch bin?", sagte er und ich erschrak. Zuerst hatte ich gedacht, er hätte es mir in meinen Gedanken gesagt aber er hatte es laut zu mir gesagt. Er hatte sich immer noch nicht umgedreht.

Ich wechselte meine Gestalt wieder zu einem Menschen und ging mit bedachten Schritten auf ihn zu und blieb neben ihm stehen. Er sah zu mir hoch. Ich konnte seinen Ausdruck nicht deuten. "Was willst du?", fragte er grob. Ich setzte mich zu ihm runter. Ich fragte mich woher ich den Mut dazu nahm. Immerhin wollte er mich vor wenigen Stunden töten. Ich sah zu ihm rüber und überging seine Frage. "Was machst du hier?", fragte ich ihn ruhig. Er sah wieder nach vorne und zog die Augenbrauen zusammen. "Das geht dich ein Dreck an", knurrte er. Ich verdrehte die Augen. Konnte er auch mal eine normale Antwort geben? "Gut, dann frag ich es so. Warum hast du mich nicht getötet? Das wolltest du doch oder? Das war der Sinn des Kampfes. Wieso hast du es nicht getan?", fragte ich direkt heraus und musterte ihn. Das Lippen streifen erwähnte ich gar nicht. Das wäre mir zu unangenehm. Plötzlch wendete er sich wieder zu mir und jetzt sah ich puren Hass in seinem Blick. Ich schluckte hart. Er sah mich weiter hin einfach nur an, sagte aber nichts. "Blake?", sagte ich viel zu leise. Ich konnte es nicht ertragen wenn er mich so ansah. Wieder blieb er einfach nur still, wand den Blick aber endlich ab.

Ich wurde ungeduldig als er trotzdem nichts sagte. Ich wollte gerade den Mund öffnen um ihn anzuschreien aber jetzt nahm er das Wort auf. "Du wolltest doch wissen, warum der See keine Fische hat.", wechselte er einfach das Thema. Ich runzelte die Stirn. "Dieser See, ist kein normaler See. Für Menschen schon aber nicht für uns. Steh auf.", befahl er mir und erhob sich. Ich bleib sitzen und sah ihn fragend an. "Los steh auf!", knurrte er lauter. Auch wenn ich mir nichts von ihm sagen lassen wollte, erhob ich mich ebenfalls und sah ich erwartungsvoll an. "Lass uns eine kleine Bootstour machen", meinte er. Wieder bekam er von mir nur einen fragenden Blick. Was zur Hölle hatte er jetzt schon wieder vor?

Under the woods [Band 1]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt