Kapitel 30 - Nenn mich deinen persönlichen Stalker.

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Ich ging zögernd nach Draußen und sah, dass Cole schon auf mich wartete. Ich rieb mir meine schwitzenden Hände an der Hose ab. Ich weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal so nervös war.

Cole blickte mich an als er mich entdeckte. "Alles okay? Die sieht ziemlich blass aus." Ich nickte. "Alles in Ordnung. Danke nochmal, dass du mit kommst.", sagte ich und versuchte ein Lächeln aufzubringen. "Kein Problem", erwiderte er ebenfalls mit einem Lächeln.

Gemeinsam machten wir uns auf den Weg zum Sportplatz. Die Spieler waren noch nicht auf dem Spielfeld aber es sollte in Kürze los gehen. Wir setzten uns auf die Tribühne aber so versteckt, dass man uns kaum sah. Ich wollte nicht wirklich große Aufmerksamkeit erregen. "Du willst also mit ihm reden?", fragte Cole und ich sah ihn nickend an. "Ja, ich versuche ihn nach dem Spiel abzufangen. Vielleicht ist er dann zu erschöpft um mir was zu tun. Kannst du hier warten? Wenn ich mit ihm mit gehe, solltest du gehen. Anderenfalls komm ich zu dir zurück." Er war einverstanden.

Ich wartete angespannt darauf, dass es endlich los ging aber andererseits wollte ich einfach nur weg. Ich hatte immer noch keine Ahnung was ich zu ihm sagen sollte. Ich würde wahrscheinlich spontan irgendwelche unterverständlichen Sätze von mir geben.

Nach einer halben Stunde, kamen die Spieler auf das Spielfeld. Ich war garantiert kein Mensch, der gerne Sport sah aber diesmal war es irgendwie doch interessant. Ich fixierte Tyler mit meinen Augen und versuchte ihn nicht zu verlieren. Es war gar nicht so einfach weil er die ganze Zeit hin und her stürmte. Es kam mir wie eine halbe Ewigkeit vor. Diesmal aber eine unangenehme Ewigkeit.

Ich wollte es endlich hinter mich bringen. Ich würde es wenigstens versuchen. Ich versuchte mich zurück zu erinnern, wie es Blake damals geschafft hatte und plötzlich kam mir ein Gedanke.

"Tyler, schau auf die Tribühne", schickte ich ihm in seinen Kopf und hoffte, dass es funktionierte. Und tatsächlich, er hob seinen Blick und sah genau hier her. Ich versuchte ein Lächeln auf zu setzten. Doch er sah gleich wieder weg, denn einer seiner Kameraden schubste ihn mit voller Wucht. Beinahe wäre er umgefallen aber er hielt noch das Gleichgewicht und sah kurz wieder zu mir. "Komm nach dem Spiel zur Tribühne", sendete ich ihm durch meine Gedanken.

Ich wusste nicht ob er es tun würde aber wie es aussah verwirrten ihn die Stimmen in seinem Kopf. Er war nicht mehr richtig bei der Sache aber das war mir egal. Ich war froh einen Plan zu haben und hoffte darauf, dass er wenigstens auf die Stimme in seinem Kopf hören würde.

Ich ließ ihn zu Ende trainieren und beobachtete ihn angespannt. Ich schielte immer wieder zu Cole rüber aber er war wie gefesselt von dem Training. Ob er wohl jemanden attraktiv fand oder interessierte er sich einfach für Sport? Ich glaube es ist das Erste. Er hatte so ein Glitzern in den Augen. Ich lächelte vor mich hin und sah wieder zum Spielfeld.

Der Trainer rief seine Crew vom Feld und Tyler steuerte direkt auf uns zu. Ich sah erschrocken zu Cole. "Du solltest gehen", flüsterte ich. Er zog fragend eine Augenbraue hoch, nickte aber und verschwand. Ich stellte mich auf und versuchte zu lächeln.

Tyler sah Cole hinter her und wand deine Augen zu mir. In ihnen lag Interesse und Verwirrung aber auch ein Tick Wut. "Hey du da, wer bist du?", fragte er mit tiefer Stimme. "Ich bin Jamie", meinte ich schlicht und versuchte das Lächeln zu halten. Es war ziemlich schwer, denn eigentlich wollte ich einfach nur weg rennen. Seine Augen weiteten sich. "Du hast die-", er unterbrach sich selbst indem er räusperte. Schweißperlen rannten ihm die Stirn runter. "Was machst du hier?" Ich fuhr mir durch die Haare. "Nun ja, ich interessiere mich für Football und ich hatte auch vor zu einem Spiel von euch zu gehen aber ich wollte erst wissen, welches Team ich anfeuern soll", sagte ich und lachte. Ich denke man sah mir die Nervosität an aber ich versuchte mich nicht aus er Ruhe bringen zu lassen. "Soso und sind wir es wert angefeuert zu werden?", fragte er und zog lächelnd eine Augenbrauche hoch. "Auf jeden Fall. Du bist mir am Meisten aufgefallen. Bist du so etwas wie der Teamkaptain?" Ich spielte mit meiner Haarsträhne. "Nein aber ich bin auf dem Weg dahin", meinte er lächelnd. Irgendwie hatte ich es geschafft, ihn aus seinem ernsten Verhalten raus zu holen. Es hatte wohl funktioniert. "Darf ich dich was fragen?", hörte ich ihn dann sagen und ich nickte verwundert. "Hast du mir während den Spiel was zu gerufen? Ich bin sicher dich gehört zu haben." Ich biss mir unauffällig auf die Unterlippe und schüttelte den Kopf. "Nein, eigentlich nicht." Er trat einen Schritt zurück und überlegte. "Hm. Komisch. Naja ich bin dann mal duschen. War nett dich kennen zu lernen, Jamie.", sagte er und winkte wir. "Tyler! Warte!", rief ich und rannte zu ihm. Er blieb abrupt stehen. "Woher kennst du meinen Namen?", fragte er mit einem tiefen Unterton. "Hör zu, ich hab keine Ahnung was du hier abziehst aber lass mich in Ruhe. Ich brauche keine Stalker.", meinte er und drehte sich um. "Mist", murmelte ich vor mich hin und rannte wieder zu ihm. Ich stellte mich vor ihm. "Bitte warte doch! Hör zu, es ist schwer zu erklären aber wenn du mir zu hörst, wirst du alles verstehen. Wenn du wissen willst, was während dem Spiel passiert ist, komm in einer halben Stunde zur Schule. Ich warte dort auf dich und wir reden, Einverstanden?" Er runzelte die Stirn. "Was willst du mir erklären? Sorry aber für so einen Scheiß habe ich keine Zeit", meinte er und drängte sich an mir vorbei. Ich drehte mich zu ihm und sah ihm hinter her. Was sollte ich jetzt tun? Er wird mir nie wieder irgendwas glauben. Doch bevor er die Halle betrat, hatte ich erneut eine Idee.

"Das ist keine Einbildung. Ich rede wirklich per Gedanken mit dir. Willst du jetzt Antworten oder nicht?", schickte ich ihm und wartete auf seine Reaktion. Er drehte sich um und sah mich fragend an. Ich nickte ihm entschieden zu und er verschwand in der Sporthalle. Ich seufzte und machte mich auf den Weg zur Schule. Ich hoffe er kommt, sonst habe ich die Arschkarte gezogen. Blake würde mich für noch unfähiger halten als sonst schon.

"Jamie!", rief jemand hinter mir. Ich drehte mich um und sah in Cole's Gesicht. "Hey, er hat dich anscheinend nicht umgebracht. Und wie ist es gelaufen? Konntest du mit ihm reden?", fragte er und ich nickte. "Ich muss vor der Schule auf ihn warte, willst du mir wenigstens für 10 Minuten Gesellschaft leisten?", fragte ich und lächelte ihn an. Er stimmte zu und wir setzten uns beide an die Treppe. "Du stehst doch nicht auf Tyler, oder?", fragte er mich. Ich sah ihn schockiert an. "Auf keinen Fall!", rief ich und lachte. "Ich habe viel zu viel Angst vor ihm." Cole nickte bloß. "Stehst du auf ihn?", fragte ich lächelnd und sah plötzlich, dass Cole rot wurde. Ich sah ihn schockiert an. "Du stehst wirklich auf ihn, oder?", fragte ich. Cole schüttelte den Kopf. "Nein also... ja. Er sieht halt gut aus...", murmelte Cole. Ich schüttelte den Kopf. "Ach Cole...", ich legte ihm meine Hand auf die Schulter. Er sah mich an. "Keine Sorge, ich bin nicht verliebt oder so was." Ich nickte erleichtert.

Ich wusste nicht was Tyler für ein Mensch war aber ich war mir nicht so sicher ob Cole und er klar kommen würde. Ich vermutete eher weniger. Ich schätze, er würde Cole eher verprügeln. Er tat mir irgendwie Leid. Ich wünsche ihm so sehr, dass er endlich mal einen Jungen findet, der ihn genauso liebt, wie er ihn. Für ihn war es nie einfach. Er hat sich immer in die Falschen verliebt.

Ich konnte mich noch gut erinnern, wie er über einen Jungen hinweg kommen musste, der ihn geschlagen und schikaniert hatte. Das war wirklich schlimm für ihn.

Wenn man ihn jetzt darauf ansprach, würde er nicht antworten und seine Laune war für 3 Tage verdorben. Er hatte diesen Jungen damals wirklich geliebt aber der war nur daran interessiert, ihm weh zu tun.

Ich lehnte meinen Kopf gegen seine Schulter und legte meinen Arm um ihn. Er sah mich verwundert an, legte aber dann seinen Kopf auf meinen.

Die halbe Stunde war bald vorbei, deswegen stand ich auf und zog Cole hoch. "Du solltest jetzt gehen. Er wird gleich da sein.", meinte ich und lächelte aufmunternd. Er verabschiedete sich von mir und ich sah ihm hinter her. Dann setzte ich mich wieder auf die Treppe und wartete darauf, dass er kam. Ich wusste schon ganz genau, wie ich als nächstes vorgehen werde und wie ich es ihm sagen werde. Es war alles perfekt, er müsste nur noch auftauchen, damit ich meinen Plan in die Tat umsetzten konnte.

Ich schmiss seufzend die Steine die neben mir lagen, die Treppe runter und blickte mich nur alle 2 Minuten um. Als ich zum 4 Mal auf sah, sah ich ihn auf mich zu kommen.

Under the woods [Band 1]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt