Kapitel 23 - Wer ist Royce?

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Als sich alle versammelt hatten, sah Blake genervt in die Runde. "Wie ihr vielleicht schon bemerkt habt, haben wir seit heute einen 'Gast'", brummte er und sah zu Royce. Er lächelte uns an und Blake verdrehte die Augen. "Das ist mein Bruder Royce. Wenn ihr was von ihm wissen wollt, fragt ihn und nicht mich. Ich hab keine Ahnung was er hier will aber er wird bald wieder verschwinden. Er hat ein eigenes Rudel irgendwo weit weit weg von hier und er sollte sich um sie kümmern und nicht hier sein. Ja Jamie, auch normale Wölfe können Rudelführer sein", sagte er als er meinen fragenden Blick sah.

Clarissa hatte schon vor zu gehen doch Blake hielt sie auf. "Das war noch nicht alles. Wir sind hier nicht ohne Grund bei Jamie. Unser Haus ist nicht mehr bewohnbar deswegen bleiben wir für ne Zeit lang hier", sagte er und sah mich an. "Wieso?", fragte ich laut. Blake sah mich kurz an, wand aber den Blick wieder ab.

"Ab morgen geht es ganz normal weiter. Ihr werdet wieder in die Schule gehen und du Royce stellst hier keinen Scheiß an.", meinte Blake und funkelte ihn böse an. Royce zuckte nur mit den Schultern. Blake seufzte, drehte sich um und ging. Ich rannte ihm hinter her doch Royce hielt mich auf. "Wohin willst du?", fragte er mich. "Ich will mit Blake reden", sagte ich grob. "Das muss warten.", meinte er. "Was willst du?", fragte ich ihn und verschränkte die Arme. "Es geht um deine Grandma", sagte er und sah mir direkt in die Augen. Ich erschrak als ich sah, dass sich das Gold in seinem Auge zu einem schwarz verwandelte.

Er griff nach meiner Hand und sah mich weiterhin direkt an. "Sobald ihr ein neues Haus bekommt, wird es geschehen. Ihr werdet es verhindern und sie wird ihre Augen öffnen", ratterte er hinunter. Ich sah ihn fragend an. "Was wird geschehen? Was redest du für Zeug?" Er schüttelte den Kopf. "Nichts, vergiss es. Merk dir nur meine Worte", meinte er und drehte sich um.

Verwirrt ließ er mich stehen. Seufzend sah ich auf die Uhr und es traf mich wie ein Schlag im Gesicht. Heute war Montag und ich hatte vergessen, dass ich mit Cole ausgemacht hatte, zusammen in die Schule zu gehen. Er würde bald aus haben, also nahm ich meine Sachen und verließ das Haus. Ich war froh, dass es keiner gemerkt hatte, sonst wäre ich nicht so schnell aus dem Haus raus gekommen und vor allem nicht alleine.

Vor der Schule wartete ich auf Cole. Ich setzte mich an die Treppe und wartete darauf, dass es klingelte. So oft wie in den letzten paar Wochen hatte ich noch nie die Schule geschwänzt. Ich seufzte laut auf. Wann ich das letzte Mal gelernt hatte, wusste ich auch nicht.

Es klingelte und die Schüler kamen aus dem Schulhaus gestürmt. "Jamie?", hörte ich eine Stimme vor mir. Ich sah nach oben. Es war Jana, eine Klassenkameradin von mir. "Ja?", fragte ich verwirrt. Sie hatte zuvor noch nie mit mir geredet oder mich überhaupt angesehen aber jetzt sah sie mich mit großer Begeisterung an. "Seit wann hast du verschiedene Augenfarben?", fragte sie erstaunt. "Wie kann das sein? Blake hat dasselbe, seit ihr Geschwister?" Mir stockte der Atem. Ich hatte vergessen meine Kontaktlinse an zu ziehen. Wie konnte ich das vergessen? "Ich... äh. Das ist nur eine Kontaktlinse. Blake und ich sind keine Geschwister", versuchte ich mich raus zu reden. Sie sah mich fragend an und fing dann an zu lachen. "Wolltest du so aussehen wie er?" Ich funkelte sie wütend an und sie ging davon. Wenn sie nur wüsste. Ich wunderte mich, dass sie Blake kannte. Ich meinte wir hatten zwar ein paar Fächer gemeinsam aber so oft war er nicht im Unterricht, dass sogar sie ihn kannte. War er den so beliebt?

Jemand stupste mich an und ich drehte mich um. Diesmal war es Cole. Ich lächelte ihn erleichtert an, doch als ich seinen Gesichtsausdruck sah, verschwand es. "Du bist sauer, hab ich recht?", fragte ich ihn und stand auf. "Es war abgemacht, Jamie." Ich packte seinen Arm und zog ihn in eine Umarmung. "Es tut mir Leid. Ich hab es vergessen. Am Abend war so viel Aufregung bei uns zu Hause und dann in der Nacht..." meinte ich und sah ihn flehend an. Er sah mir in die Augen und sah mich plötzlich erschrocken an. "Seit wann trägst du keine Kontaktlinsen mehr?", quiekte er. Ich hielt ihm den Mund zu. "Nicht so laut. Ich hab vergessen sie an zu ziehen", sagte ich und ließ langsam meine Hand sinken. "Warum darf es keiner wissen?", fragte er mich. Ich sah mich um und führte ihn einige Schritte von der Schülermenge weg. "Weil mich Jana schon deswegen angesprochen hat und sie glaubt nicht das so was Schicksal ist", zischte ich. "Warte, warte. Jana hat dich angesprochen?", fragte er verwirrt. Ich nickte. "Okay aber was ist daran so schlimm? Es sind deine Augen und wenn es kein Schicksal ist, kann es einfach nur dummer Zufall sein.", meinte er. Ich schüttelte den Kopf. "Ich kann nichts riskieren." Er legte den Kopf schief. "Du kannst mir nicht sagen was du nicht riskieren kannst oder?", fragte er. Ich drückte seine Hand. "Tut mir Leid." Er sah mich an und lächelte leicht. "Solange du mich nicht anlügst ist alles okay", meinte er.

Ich war froh das Cole nicht länger sauer auf mich war. Ich hätte das nicht ertragen. Er ist immer noch mein bester Freund und er wird immer vor allem anderen stehen. Ich hackte mich bei ihm ein und gemeinsam gingen wir nach Hause. "Erzähl mal. Was gibt es so neues?", fragte ich ihn lächelnd.

Er zuckte mit den Achseln. "Nichts eigentlich. Ich hab mich nur in der Mittagspause einsam gefühlt." Ich sah ihn traurig an. "Tut mir Leid aber ich komme morgen und dann wird alles so wie früher", versprach ich ihm. "Versprich nichts, wenn du es nicht einhalten kannst", sagte er. Ich nickte. "Du hast recht.", sagte ich.

Ich begleitete Cole bis zur Haustür. "Wir sehen uns morgen am Brunnen, okay?", fragte ich ihn und sah ihn an. Er nickte. Ich umarmte ihm zum Abschied und machte mich auf den Rückweg. Eigentlich hatte ich keine Lust nach Hause zu gehen aber wer weiß, was sie mit dem Haus anstellen würden, wenn ich nicht da bin. Es war schon schlimm genug, dass sie in Grandma's Bett schliefen.

Ich sollte in den nächsten Tagen wieder zu Grandma fahren um sie zu besuchen.

Mit diesem Gedanken erinnerte ich mich zurück an Royce Worte. "Ihr werdet es verhindern und sie wird ihre Augen öffnen." Was hatte er damit gemeint? Woher sollte er überhaupt so was wissen und was war mit seinen Augen? Er war sogar noch merkwürdiger als Blake.

Ich steckte den Schlüssel in das Schloss und hörte wie zwei männliche Stimmen rum brüllten. Ich trat ein und sah, dass es Royce und Blake sind. "Du hast doch keine Ahnung", knurrte Blake. "Du weiß ganz genau, dass ich viel mehr Ahnung habe als du", schrie Royce. Ich trat zwischen die beiden. "Mein Gott, haltet eure Klappe", schrie ich laut und zu meiner Verwunderung verstummten beide. Ich sah zu Blake. Sein Blick war unergründlich. Er packte meinen Arm. "Komm mit", sagte er und zog mich mit. Ich versuchte mich, wie jedes Mal vergeblich, aus seinem Griff zu befreien. "Was willst du?", fragte ich ihn. Er ging auf mein Zimmer und schmiss die Tür hinter mir zu. "Was sollte das?", fragte ich verwirrt. Er sah mich einfach nur an. Wenn ich es nicht besser wüsste, sah er so aus, als würde er mich gleich fressen.

Er trat einige Schritte näher an mich heran. "Halte dich von Royce fern", sagte er knurrend. Ich wich zurück. Er sog meinen Duft ein und zog dann wütend seine Augenbrauen zusammen. "Du warst bei deiner Schwuchtel, hab ich recht?", fragte er und hob seine Hand an meine Kehle. Er drückte mich gegen die Wand, drückte aber nicht fest auf meine Kehle. "Ich war bei Cole und es geht dich nichts an wohin ich gehe. Du kannst mir nichts sagen, vor allem nicht wenn du unter meinem Dach lebst", knurrte ich. Er lachte verächtlich auf. "Ist da jemand mutig geworden? Glaubst du wirklich, DU jagst mir Angst ein? Wenn du uns ins Verderben treibst, bist du tot. Hast du mich verstanden? Dann werde ich dich nicht mehr verschonen und niemand wird dir zur Hilfe eilen. Du wirst auf dich allein gestellt sein und wenn nicht deine Schwuchtel dich tötet, werde ich es zu tun. Nur weil ich dich einmal verschont habe, werde ich dich nicht ein zweites Mal verschonen.", hauchte er mir ins Ohr und verstärkte seinen Griff um meine Kehle immer mehr. Er schnürte mir langsam aber sicher die Luft ab.

Under the woods [Band 1]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt