Kapitel 6

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15:50 Uhr, gleich müsste eigentlich die Krankenschwester kommen und mich für meine OP abholen. Ich lag richtig, keine 2 Minuten später kam auch schon die Schwester. Sie erklärte mir noch kurz, wie alles ablaufen wird: „Also du bekommst jetzt erst eine Spritze und dann wirst du einschlafen, du kannst dir deinen Traum selber aussuchen. Denk einfach an was Schönes. Dann werde ich dich zum OP bringen, von der Operation bekommst du nichts mit, und dann wachst du wahrscheinlich erst morgen früh wieder auf und da sind dann alle deine Knochen wieder an dem Platz, wo sie eigentlich sein sollten.“ Sie zwinkerte mir aufmunternd zu du wir machten uns auf den Weg zum OP.

***

Die Schwester hatte Recht, ich wachte wirklich erst am Sonntagmorgen auf. Noch ziemlich erschöpft und verpennt richtete ich mich etwas auf.

Meine Rippen und meine Schulter taten ausnahmsweise nicht ganz so weh wie sonst, vermutlich wegen der Narkose. Nur die eine gebrochene Rippe fühlte sich komisch an, ich hatte da auch an einer Stelle einen dickeren Verband. Ich denke mal, das ist die Stelle wo sie mich aufgeschnitten haben.

Die Vorstellung, dass gestern Ärzte  in meinem Körper rumgepopelt hatten, jagte mich eine Gänsehaut über den Rücken. Da wurde die Tür aufgerissen.  „Kimiiiii. Na endlich, hast du die OP gut überstanden?“ Linsey  kam hereingestürmt, dicht gefolgt von Beth und Mum. Ich konnte Linsey gerade noch rechtzeitig, indem ich die Hand hob, klar machen, dass sie mich besser nicht umarmen sollte. „Oh Sorry, aber ich bin grad so aufgeregt, und happy, und nervös, und Ach, keine Ahnung. Ich freu mich einfach, dich zu sehen.“

Jetzt kamen auch Mum und Beth an mein Bett. „Alles gut mein Schatz?“ Mum strich mir sanft über die Wange. Ich nickte. Lange unterhielt ich mich mit Mum, Linsey und Beth über meine OP und sie erzählten mir, was momentan Daheim so abging.

„Kimi, es tut mir soooo leid, aber ich muss die nächsten 3 Wochen geschäftlich weg und Beth wird die Zeit lang zu Oma und Opa ziehen. Wir können dich also leider nicht besuchen.“ Meine Mum sah mich traurig an. „Keine Sorge ich kann mich ja um Kimi kümmern“, warf Linsey ein und strahlte mich an. „Vielen Dank Linsey.“ Mum sah gleich viel glücklicher aus: „Dann werde ich mit dem Arzt noch alles Wichtige für die Entlassung klären und ihr könnt den Rest ausmachen und euch noch unter 'Mädels' unterhalten.“ Und das taten wir auch, nachdem Mum und Beth gegangen waren.

„Also Linsey, was ich dich fragen wollte, jeden Tag kommt so ein komischer Typ hierher, setzt sich 3 Stunden lang in den Sessel, lässt mich auf einem Zettel unterschreiben und geht dann wieder. Weißt du zufällig, was der hier will?“ „Was? Wie sieht der Kerl denn aus?“ „Das ist mein zweites Problem, der hat immer einen schwarzen Kapuzenpulli an und zieht sich die Kapuze ins Gesicht und so konnte ich außer seinem Mund noch nichts sehen.“ „Frag ihn halt das nächste Mal, ob er seine Kapuze abnehmen kann?“ „Ich kann es versuchen, aber ich glaub nicht, dass er das so einfach machen wird.“ „Naja, einen Versuch ist es ja Wert.Rruf mich an, wenn du was Neues weißt oder wenn ich kommen soll.“ Und mit diesen Worten stand Linsey auf und verließ den Raum.

5 Minuten später kam wieder die Krankenschwester zum Verbandwechseln. Doch als sie den Verband abnahm, verfinsterte sich ihr Gesichtsausdruck: „Es tut mir furchtbar leid, dir sagen zu müssen, dass du eine dicke Narbe behalten wirst.“ Ich seufzte: „Naja, halb so wild, Model will ich nicht werden und es gibt ja mittlerweile auch genug Narbencremes zum Abdecken, also was soll’s.“ Die Schwester schien erleichtert: „Na, dann ist es ja gut. Du bist das erste Mädchen in meiner Berufskarriere, die das gelassen nimmt und keinen hysterischen Anfall bekommt.“ Ich fing an zu grinsen.

***

Am Nachmittag kam wieder der Typ. Und wieder kam er rein und setzte sich, ohne mich eines Blickes zu würdigen oder gar 'Hallo' zu sagen. „Einen wunderschönen Guten Tag“, sagte ich in einem provokanten süßlichen Ton „schon mal als kleine Vorankündigung, ich werde heute erst unterschreiben wenn du es geschafft hast, deine Kapuze abzunehmen.“

Kaum merklich richtete er sich in dem Sessel etwas auf und ich merkte, dass sich jeder seiner Muskeln anspannte. „Warum müssen Weiber eigentlich immer so stur sein“, nuschelte er mehr zu sich selbst, aber er machte trotzdem den Anschein nachzugeben. Er sah sich um, suchte die Decke und die Wände nach Kameras ab.

Warum hatte er so Angst, erkannt zu werden?

Nachdem er festgestellt hatte, dass keine Kameras vorhanden waren, entspannte er sich ein klein wenig. Langsam zog er die Kapuze herunter. Ich musste mich beherrschen, nicht mit offenem Mund blöd zu gaffen, so erstaunt war ich darüber, in welches Gesicht ich da blickte.

Jaja, in welches Gesicht sie da wohl blickt, erfahrt ihr leider erst im nächsten Kapitel. Zum Glück habe ich jetzt Ferien und vielleicht schaffe ich es sogar, täglich zu updaten.

Gut kann auch böse...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt