Kapitel 8

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Auch an diesem verregneten Dienstagmorgen dachte ich immer noch an die Sache mit den Klienten. Was hatte Ashley gemeint mit: 'Ich nehme keine Drogen aber meine Klienten.' Ich stand voll auf dem Schlauch.

Ah, mir ging ein Licht auf, war er vielleicht Drogendealer? Ich beschloss, ihn bei der nächsten Gelegenheit zu fragen.

In diesem Moment kam ein kleiner Herr rein, er war vielleicht gerade mal 1,60 m groß, hatte einen schwarzen Schnauzer und schwarze Haare, vermutlich ein Italiener, und er trug einen schwarzen Anzug mit Krawatte. „Ich glaube, Sie sind im falschen Zimmer“, meinte ich zu ihm, da ich ihn noch nie zuvor gesehen hatte. „Mh, nein ich glaube nicht, Sie sind doch sicher Mrs. Cleroyl oder?“, fragte er mit seinem italienischem Akzent. „Na super, noch jemand, den ich nicht kenne, der aber mich kennt“, seufzte ich.

Der kleine Mann kam zu mir ans Bett: „Also Mrs. Cleroyl, ich bin Paolo und Ashley schickt mich zu ihnen, damit Sie hier unterschreiben können.“ Er reichte mir den Zettel. Schnell unterschrieb ich und gab Paolo den Zettel zurück. „Ist Ash eigentlich umgezogen oder warum ist er erst seit Kurzem hier?“ „Ach ja,  Ash, nein, das hängt alles mit Mr. Gambino zusammen. Mist, vergessen Sie den Namen, ich meinte natürlich seinen Vater. Entschuldigen Sie mich jetzt bitte. Ich muss wieder los. Ich werde noch erwartet.“ Ich nickte ihm zu und er nickte zurück, dann verschwand Paolo.

Gambino. Endlich hatte ich mal etwas zum Nachforschen. Sofort rief ich Linsey an. „Hey Linsey, dringend! Bitte kannst du heute mal vorbeikommen und dein Handy mitnehmen? Ich will jemanden im Internet suchen.“ „Okay, und wen genau willst du suchen?“ „Erzähl ich dir, wenn du da bist.“ Nachdem wir unser Telefonat beendet hatten, fing ich an mein Frühstück zu essen, welches mir die Schwester gerade hereingebracht hatte.

***

Keine 10 Minuten später kam Linsey schon. „Sorry, ich weiß, ich bin viel zu früh, aber ich will endlich wissen, wen du suchen willst, also?“ „Also, heute in der Früh kam ein kleiner Italiener zu mir, der meinte, Ash hätte ihn geschickt. Ich musste wieder unterschreiben, und dann hat er einen Namen erwähnt: Gambino.“ „Na dann wollen wir mal schauen.“ Linsey fing an, auf ihrem Handy herumzutippen.

„Hm, da haben wir doch schon was. Ähm, Kimi? Bist du dir sicher, dass dieser Paolo ,Gambino' gesagt hat?“ „Ja. eigentlich schon. Warum?“ „Weil ein gewisser Carlo Gambino vor einigen Jahrzehnten eine Mafia gegründet hat, die Skorpions, die hier in der Gegend ist. Und jetzt kommt's, die haben ihre Finger wirklich bei allem mit drin: Drogenhandel, Menschenhandel, Auftragsmord, Geldwäsche, Organhandel und Pässe fälschen.“ Ich schaute erschrocken. „Der momentane Anführer wird von der Polizei international gesucht, er heißt Hadrick Gambino, und der ist der Sohn von diesem Carlo. Hier steht auch noch, dass vor 15 Jahren ein Bandenkrieg herrschte zwischen den Colombos und den Skorpions.“

Langsam stieg Übelkeit in mir auf, ich musste an das Skorpions-Tattoo an Ashleys Handgelenk denken. Vielleicht war er ja Mitglied in dieser Mafia? „Linsey, mir geht’s grad nicht so gut. Ich brauche etwas Ruhe.“ „Schon verstanden. Und hey, wenn irgendwas ist, ich kann jederzeit kommen. Okay?“ „Danke, du bist die beste.“ Linsey stand auf, schnappte sich ihre Jacke und ging.

***

Am nächsten Tag verlief soweit alles ruhig. Nachmittags kam Ashley, die Kapuze tief im Gesicht, sodass ich nichts erkennen konnte. Er ging steif, nicht so locker und lässig wie sonst, er ließ sich wie ein alter Mann, dem alle Knochen wehtun, in den Sessel fallen. „Was hat es mit deinem Tattoo am Handgelenk auf sich?“ Ashley zuckte zusammen. „Gehörst du zu einer Mafia?“ Ich wollte es jetzt endlich wissen. „Es ist besser für dich, wenn du aufhörst, so viele Fragen zu stellen. Informationen können gefährlich werden.“ Während er redete, fingen seine Muskeln an zu zucken, und es schien, als wäre er abwesend, wie in Trance. „Ashley, ich will es aber wissen, und wenn mir jemand wehtun will, geh ich zur Polizei, die kann mir helfen, dazu gibt es Gesetze.“

Gut kann auch böse...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt