Kapitel 72

120 6 0
                                    

Kimis Sicht:

Ash lag in seinem großen Doppelbett und wand sich hin und her. Ab und zu schlug er mit den Armen ins Nichts. Seine Gesichtszüge waren verkrampft. Anscheinend hatte er Alpträume. Aber warum? Da ich jetzt aber weder schlafen noch ihn allein lassen konnte, ging ich in sein Zimmer und schloss leise wieder die Tür. Ich setzte mich neben ihm aufs Bett und legte meine Hand auf seine warme Stirn. Er zuckte kurz zusammen, doch dann beruhigte er sich. Mit meiner anderen Hand zog ich mir ein Kissen her, das ich an die Wand legte, damit ich mich anlehnen konnte. Dann deckte ich uns zu und legte schließlich noch seinen Kopf auf meinen Schoß. Meine Finger fuhren durch seine zerzausten Haare. Ich spürte sein Herz pochen. Es ging schnell, jedoch wurde es mit der Zeit immer ruhiger. Ich sah mich im Zimmer um. Es war mit den Farben schlicht gehalten. Hauptsächlich grau und weiß.
Die Balkontür war weit geöffnet, und ich hörte draußen den Wind, wie er durch die Blätter der Bäume fuhr.
Die ganze restliche Nacht saß ich da und malte mit meinem Daumen Kreise auf Ashs Schlüsselbein. Und er lag da und schlief. Es war, als hätte ich die Träume vertrieben. Obwohl ich nur in einen Dösezustand verfiel, war ich nicht müde, als draußen der Tau in der Sonne zu glitzern begann.
Nach einer Weile öffnete Ash verschlafen die Augen. Verwirrt sah er zu meiner Hand, dann wanderte sein Blick an meinem Arm hoch zu meinen Augen, wo er dann hängen blieb. Ich lächelte ihm zu. „Du hattest Alpträume, und ich hab mir Sorgen gemacht“, murmelte ich. Er kniff die Augen zusammen. „Vollmond“, sagte er mit einer tiefen rauen Morgenstimme. „Bei Vollmond hab ich immer Alpträume. Normalerweise bleib ich dann immer die Nacht lang wach, aber dieses Mal hab ich‘s wohl wortwörtlich verpennt.“ Er richtete sich auf und stand auf. Noch etwas steif ging er zu seinem Kleiderschrank. Er machte eine Schiebetür auf und zog T-Shirt und Hose heraus.
Ohne mich zu beachten, zog er sich um. Ich beobachtete jeden seiner Handgriffe. Wie immer hatte er eine Cargohose angezogen. Nachdem er angezogen war, verschwand er im Bad.
Ich lehnte mich nach vorne und streckte mich wie eine Katze. Es tat gut, nach so langer Zeit still sitzen, sich wieder bewegen zu können. Nachdem ich mich gedehnt hatte, lief ich in mein Zimmer, um mich umzuziehen. Ich entschied mich für Leggins und ein grauen lockeres Top mit V-Ausschnitt, das ich vorne locker in die Hose steckte. Noch schnell Haare kämmen, deodorieren und fertig.
Als ich in die Küche kam, stand Ash bereits da und schnipselte zwei Äpfel klein. Dann verteilte er die Äpfel auf zwei Schüsseln, in die er dann noch Vanillejoghurt gab. Schließlich holte er noch zwei Löffel und ging dann mit den zwei Schüsseln ins Esszimmer, wo wir es uns am Tisch bequem machten.
„Was machen wir heute?“, fragte ich, bevor ich mir schon wieder den nächsten Löffel Joghurt in den Mund schob. „Heute, meine Liebe gehen wir shoppen. Du brauchst ein paar Abendkleider“, antwortete Ash mit einem Grinsen, das mich nervös machte. Dieses Grinsen bedeutete nichts Gutes.
Als wir fertig gegessen hatten, räumten wir alles auf. Ash holte sich noch kurz einen Pulli, und auch ich nahm noch eine Jacke mit. Dann gingen wir nach draußen, wo bereits ein schwarzer Audi vor der Tür stand. Wir stiegen ein, und Ash ließ den Motor aufheulen. „WOW“, entfuhr es mir. „Jaja, das ist das Motorgeräusch eines Audi RS7. Geil, oder?“, fragte Ash grinsend, und ich nickte. Ash raste den Schotterweg zur Straße entlang. Es dauerte nicht gerade lange, bis wir in der Stadt waren, denn Ash drückte ordentlich aufs Gas. Aber er fuhr trotzdem sicher, und das war die Hauptsache. Als er das Auto auf den Parkplatz der Einkaufsmeile lenkte, waren sofort alle Blicke auf uns gerichtet.
Wir fanden ziemlich schnell einen Parkplatz.
Und dann machten wir uns auf den Weg zum ersten Geschäft.

Gut kann auch böse...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt