Kapitel 19

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Es dauerte ein wenig, bis wir uns beide wieder etwas gefasst hatten. „Dann meine zweite Frage: Wieso willst du meinen Vater nicht treffen?“ „Ich kann dir über ihn noch nicht so viel erzählen, da ich selbst noch nicht viel über ihn herausgefunden habe. Das, was ich weiß ist: Wenn er mir begegnen würde, würde ich im Gefängnis landen. Und das ist der Ort, wo die meisten Feinde meines Vaters sind, und die würden alle Gambinos gerne tot sehen.“ „Wer sind die Gambinos, ich dachte eure Mafia heißt Skorpion?“ „Oh, tut mir leid, mein voller Name ist Ashley Gambino. Gambino ist also mein Nachname.“ „Ah, und meine letzte Frage ist: Was meinte Abigail mit 'Ich dachte Seals kennen keinen Schmerz'?“ „Ich mache momentan eine Ausbildung zum Navy SEAL bzw. ich habe vor zwei Wochen meine neunwöchige Grundausbildung fertig gemacht und werde jetzt noch eine ein- oder zweijährige Ausbildung bei einem Ex-SEAL machen.“ „Und wie hast du es geschafft, zur Ausbildung zu kommen, wenn du gesucht wirst als Verbrecher?“ „Ich werde dort Ron Murkes genannt, und Victoria hat ein bisschen mit ihren Computerfingern gespielt.“ Er zwinkerte mir zu und sofort wusste ich, dass sich Victoria irgendwo reingehackt haben musste und Ashley einen gefälschten Pass hatte. „Und weißt du was, Kimi?“ Ich sah ihn fragend an. „Ich bin momentan wirklich stolz auf mich, vielleicht hört es sich jetzt egoistisch an, aber ich bin stolz, dass ich meinen Vater losgeworden bin, ich bin stolz, die SEAL-Ausbildung geschafft zu haben, und ich bin stolz, dass ich es geschafft habe,einer außenstehenden Person meine Geschichte zu erzählen.Und mein nächstes Ziel wird sein, dass ich auch Gefühle zu lasse. Versprochen.“

Ich musste lächeln, es war einfach ein toller Anblick: Ashley, wie er da im Bett saß, von einem Ohr zum anderen grinste und meine Hand hielt. „Und mit dem letzten Punkt werde ich direkt Mal anfangen.“ Kaum hatte er das gesagt, zog er mich zu sich runter aufs Bett und schloss mich in eine lange Umarmung. „Danke, dass ich dir alles erzählen konnte. Danke, dass du mir zugehört hast. Und danke, dass du so offen bist und mir zeigst, wie es geht.“

Ich war ganz schön überrascht, denn eigentlich hatte ich ja gar nichts getan und das sagte ich jetzt auch. „Ashley ich habe doch nichts getan, du brauchst mir nicht danken.“ „Doch, und Danke, dass ich die umarmen darf. Du bist die erste weilbliche Person seit neun Jahren, die ich umarme.“ Es war faszinierend, Ashley war plötzlich wie ausgewechselt. „Ich glaube du hast ein falsches Schmerzmittel bekommen“, meinte ich grinsend und löste mich langsam aus der Umarmung.

Ashleys Sicht:

Ich weiß selbst nicht, was mit mir passiert war, aber es tat so gut, Kimi alles zu erzählen. Sie befreite mich von diesem schrecklichen Gefühl der Kälte in meinem Inneren. Und irgendwie fühlte ich mich hingezogen zu ihr. All die physische und psychische Last, die ich in der Ausbildung und mit meinem Vater und dem Geschäft aushalten musste, war in diesem Moment der Umarmung verschwunden gewesen. „Ich muss jetzt leider gehen, aber ich komm morgen wieder“, meinte Kimi und lächelte mich an. „Ganz sicher?“ „Ja, versprochen.“ Sie lächelte mir noch einmal zu und verschwand dann aus der Tür.

Plötzlich klingelte mein Handy am Tisch neben mir, ich angelte es mir und bereits beim Erkennen der Nummer jagte es mir einen Schauer den Rücken runter. Dieser Anruf würde vieles verändern, das wusste ich bereits jetzt. Das Telefonat dauerte keine 5 Minuten, und als ich auflegte, versuchte ich, so gut es ging aufzustehen. In der einen Zimmerecke stand ein Rollstuhl und zu dem musste ich hinkommen. Auf einem Bein hüpfte ich zu dem Rollstuhl und ließ mich dann in hinein fallen. So schnell ich konnte, fuhr ich rüber zu unserer Trainingshalle und sah, dass die anderen gerade am Tisch saßen und redeten. Ian war der Erste, der mich entdeckte. „Boss, was machen sie hier?“ „Kennt ihr noch Shingho, unseren Spitzel im Gefängnis?“ Alle nickten und ich fuhr fort. „Er hat mich gerade angerufen und meinte, er habe etwas Wichtiges mitbekommen.“ „Jetzt reden Sie schon, was hat er mitbekommen?“, fragte Victoria und wurde ganz hibbelig. „Ein paar unserer Feinde planen, Kimi gefangen zu nehmen, um an mich ranzukommen, und das ist nicht das Schlimmste…“ „Was kann denn noch schlimmer sein, als unser Schätzchen gefangen zu nehmen?“, fiel mir Victoria ins Wort. „Es geht ein Gerücht um, dass mein Vater noch lebt und sich mit unseren Feinden zusammenschließt, um die Skorpions zu vernichten und sich alles unter den Nagel zu reißen.“

Jetzt sagte niemand mehr auch nur ein Wort. Es herrschte vollkommene Stille. Und alle meine 5 Leute schauten mich fassungslos an. „Und wie willst du vorgehen?“, fragte Paolo. „Also, ich möchte euch ja nicht entmutigen, aber Mr. Gambino weiß Sachen über die Skorpions, die niemand von uns besser weiß“, warf Ian jetzt ein und ich musste feststellen, dass er Recht hatte. Sollten wir versuchen wollen, die Skorpions aufrechtzuerhalten, mussten wir uns jetzt dringend etwas einfallen lassen.

Gut kann auch böse...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt