Ashleys Sicht:
Für mich war es ungewohnt, auf einen Menschen zu treffen, der vor ungeladenen und gesicherten Waffen so viel Angst hatte. Schon als kleines Kind wurde mir beigebracht mit Waffen umzugehen. Mit acht fing ich an, Messerwerfen zu üben, mit zehn hatte ich meine erste Schreckschusswaffe und nach dem Tod meiner Mutter dann meine erste richtige Waffe, mit der ich im Ernstfall auch jemanden hätte töten können.
Meine Mutter war immer dagegen, dass ich schon so früh mit Waffen zu tun hatte. Sie wollte immer, dass ich eine behütete und, soweit es mit einem Mafiaboss als Vater ging, normale Kindheit hatte. Für meinen Vater war es ab dem Tod meines etwas älteren Bruders (damals war ich 15) sofort klar, dass ich das Geschäft übernehmen würde. Tja, und das hatte ich ja jetzt auch. Zwar mehr unfreiwillig als freiwillig, aber ich hatte es übernommen.
Da kam plötzlich Vicky herein. „Boss, wir haben was Beunruhigendes von einem Spitzel.“ „Okay, Videokonferenz in vier Minuten unten“, antwortete ich. „Kimi, bitte bleib hier, am Ende der Lagerhalle befindet sich eine Kiste mit der Nummer 3224, such sie heraus und mach sie auf. Es müssten noch ein paar Laken und Proviant drin sein. Bitte bring das zu den Matten.“ Sie nickte, und wir machten uns beide auf den Weg.
So schnell ich konnte, sprintete ich hinunter zum Konferenzraum, der mit einem Bildschirm ausgestattet war, sodass man über Skype Kontakt aufnehmen konnte. Die anderen waren schon alle eingetroffen und warteten, dass unser Informant auf dem Bildschirm erschien. Als er endlich erschien, redete ich nicht lange drum herum. „Was hast du für uns, das so wichtig ist?“ „Dein Vater hat sich mit einer Mafia zusammengeschlossen und will gegen dich vorgehen, außerdem hat er es geschafft, ein paar Leute, ein paar böse Leute, aus dem Gefängnis zu schmuggeln“, antwortete der Informant.
Ich: „Dass sich mein Vater verbündet hat, wissen wir ja schon, aber was war so wichtig an dem Ganzen? Oder hast du herausgefunden, mit welcher Gang er sich zusammenschließt?“
Informant: „Die Lords sind jetzt seine Verbündeten. Und er hat Biobomben, die er in ein paar der wichtigsten Städte explodieren lassen will, wenn ihr nicht aufgebt.“
Vicky: „Was?“
Informant: „Ja, Ihr habt euch nicht verhört.“
Ich: „Warum die Lords? Die Skorpions und die Lords waren doch immer ganz gut befreundet. Und warum lässt er die Stadt seine Rache spüren, es ist doch was Persönliches.“
Informant: „Ja, aber dein Vater hat ihnen erzählt, dass du ihn an die Colombos ausgeliefert hast. Du müsstest eigentlich selbst wissen, dass du nie die Stadt für so was bezahlen lassen würdest.“
Ich fing an zu fluchen. Mein Vater wusste, dass ich es noch nie leiden konnte, wenn Menschen umgebracht werden, nur weil einer rachsüchtig war. Und er wusste, dass die Lords und die Skorpions im Handel abhängig voneinander waren. Das bedeutete auch, dass er uns somit immer einen Schritt voraus war, denn er kannte mich. Er wusste, wir ich denke und wie ich handeln würde.
Das glaubte er zumindest. Wenn ich etwas Unvorhergesehenes machen würde, wäre es vielleicht möglich, in zu besiegen.
„Gut, wir müssen uns beraten, und wir müssen planen“, sagte ich und schaltete den Bildschirm aus. „Kann das System gehackt werden?“, fragte ich Vicky. „Nein, hier ist das beste Anti-Hacking-Programm drauf, das es gibt. Das kann keiner so leicht hacken. Und sollte es einer trotzdem schaffen, und wir können ihn nicht aussperren, wird eine Selbstzerstörung hervorgerufen. Bedeutet so viel, wie dass dann jede Kamera auf diesem Gelände ,Puff' macht“, antwortete Vicky. „Das bedeutet aber auch das, dass es dann gegen uns gehen kann, denn ohne Kameras sind wir wie auf dem Präsentierteller“, meinte Paolo.
„Wird uns Bescheid gegeben, wenn gehackt wurde?“, fragte ich Vicky. „Ja“, meinte sie knapp, und ich überlegte. Vielleicht war es ein Nachteil, aber wenn ich eins in meiner Ausbildung gelernt hatte, dann, dass man immer das Beste draus machen soll, egal wie schlecht es momentan ausschaut.
„Wenn wir gehackt werden können sie doch auf das Bildmaterial von unseren Kameras zugreifen, oder?“ Victoria nickte. „Wieso lassen wir uns dann nicht absichtlich hacken?“, fragte ich und grinste verschmitzt. „Boss, jetzt hast du ja wohl einen vollen Schlag“, meinte Paolo und sah mich verwundert an. „Warum? Wenn sie uns mit den Kameras bewachen können und wir dann schauspielern, dass wir aufgeben und abhauen, wollen sie natürlich herkommen und feiern in diesem Moment schon ihren Triumph. Doch, wie sagt man so schön? Freu dich nie zu früh. Dann müssen wir uns nur noch in den toten Winkeln der Kameras verstecken und warten, bis sie kommen, und dann: SCHNAPP.“
Alle sahen mich irritiert an. „Aber Boss, es gibt keine toten Winkel in unseren Kameras“, warf jetzt Victoria ein. „Dann machen wir uns eben ein paar“, meinte ich und grinste noch breiter. Endlich war ich meinem Vater mal einen Schritt voraus.
Tadaa. Ich weiß, es ist total unlogisch, aber was soll's? Und ganz ehrlich: Ich hab selbst keinen Plan, was meine Fantasie hier so zusammendichtet.
: )
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Gut kann auch böse...
Mystery / ThrillerSeit kurzem ist da dieser mysteriöse Junge. Der Junge, um den sich so viele Gerüchte drehen und der Junge, der von allen gemieden wird. Kimi hat eigentlich nichts mit ihm zu tun, bis sie zur falschen Zeit am falschen Ort ist und plötzlich eine ganz...