Kimis Sicht:
Ich sah Ashley eine Weile zu, wobei ich jedes Mal zusammenzuckte, wenn eine weitere, tödliche Kugel in der Puppe landete. Ashley schien mich nicht bemerkt zu haben. Erst jetzt, beim Beobachten fiel mir auf, dass sich Ashleys Lippen durchgehend bewegten, wie, als würde er etwas vor sich hin murmeln.
Plötzlich riss er sich den Ohrenschutz runter, schmiss die Pistole in eine Ecke, wo sie nach kurzem Schlittern liegen blieb. Kurz drauf warf er sich auf den Boden, machte zwei Liegestützen, sprang auf, legte sich wieder hin. Machte dieses mal 2 Sit-Ups, sprang wieder auf, schmiss sich wieder hin, machte wieder 2 Liegestützen. Langsam schob ich meinen Ohrenschutz von den Ohren in den Nacken. Jetzt hörte ich, was er murmelte. „Runde um Runde. Schlag um Schlag. Zahn um Zahn."
Eine Gänsehaut schlich sich meinen Rücken hinunter. Plötzlich wanderte sein Blick in meine Richtung. Blieb aber nicht an mir hängen, sondern wanderte weiter durch den Raum.
Wie, als hätte er mich nicht gesehen. Aber ich hatte den Ausdruck in seinem Blick gesehen. Angst durchlief mich. Sein Blick war leer. Keine Wut, Trauer, Freude. Nichts. Wie, als wäre er in einer anderen Welt. Würde diese nicht mehr wahrnehmen.
Ein weiteres Mal wanderte sein Blick über mich. Und wieder schien es, als wäre ich gar nicht da. Ich hielt es nicht aus, ein weiteres Mal in seine leeren Augen zu sehen. So schnell ich konnte, stürmte ich aus dem fensterlosen Betonbunker.
Draußen hängte ich den Ohrenschutz zurück und lies mich dann an der Wand nach unten gleiten. Jetzt verstand ich endlich, was Vicky meinte, als sie sagte, dass sie sich Sorgen um Ashley macht. Auf dem Weg zurück zu ihrem Büro ließ ich mir Zeit, um alles, was gerade war, zu verarbeiten.
Mit einem Seufzer ließ ich mich neben Vicky auf einen Stuhl plumpsen. Fragend sah sie mich an. „Ich brauch Zeit, um mich vorzubereiten und mir einen Plan zu überlegen. Wie lang darf ich mir Zeit lassen?"
„Wenn er so wie jetzt weiter macht ..."
„...exakt 3 Stunden und 32 Minuten bis sein Kreislauf zusammenbricht."
Vicky: „Ian, was machst du denn hier?"
Ian: „Ich versuch, meinem Boss zu helfen."
Ich: „Warte, hast du gesagt, drei Stunden noch?"
Ian: „Ja."
Ich: „Krass, und du meinst das hält der durch? Ich würde bei seinem Tempo ja schon nach einer halben Stunde mit Krämpfen am Boden liegen."
Ian: „Er ist SEAL, der schafft das."
Gut, ich hatte also 3 Stunden und vielleicht noch eine halbe Stunde Zeit. Wenn alles gut lief. Ich musste mir schleunigst etwas überlegen.
„Habt ihr irgendwas zum Essen und Trinken?"
„Ja."
Zusammen mit Vicky lief ich in die Küche. Ian folgte uns etwas verwirrt.
„Er wird nichts essen, ich hab es auch schon ausprobiert", meinte Vicky traurig.
„Ach, weißt du", meinte ich mit einem schiefen Grinsen, „ich weiß vielleicht, wie ich die Waffen einer Frau zu unserem Vorteil einsetzen kann. Bitte, pack alles, was er gerne isst, irgendwo rein."
Ian sah mich an. „Kimi, egal was du jetzt vorhast, es muss funktionieren. Wenn er nicht bald was trinkt, bin ich mir nicht sicher, wie lang er noch durchhält."
„Leute, bevor ihr hier eine Krise bekommt und mich völlig nervös macht, seid bitte einfach still und lasst mich denken."
Ja, denken sollte ich jetzt schnellstmöglich mal anfangen, denn bis jetzt hatte ich keinen Plan, wie ich ihn zum Trinken und Essen bewegen sollte. Aber gut, ich hatte ja immerhin noch 3 Stunden, um einen perfekten Plan aus zu arbeiten.
Nervös lief ich im Gang auf und ab, während meine Hand durchgehend auf den Oberschenkel klopfte. Alle vertrauten mir, dass ich das schaffen würde. Versagen war also keine Option.
Außerdem war ich Ashley was schuldig. Schließlich beschützte er mich vor anderen Gangs. Also musste ich ihn auch beschützen vor... vor... ihm selbst? Kein Sinn, Leute. Warum sollte ich IHN vor sich selbst schützen. Er war erwachsen, und definitiv groß und stark genug, um auf sich selbst aufzupassen.
Naja, zu mindestens physisch konnte er das, aber psychisch? Anscheinend ja nicht. Aber irgendwann werde ich wieder in mein altes Leben zurückgehen. Ab da würde er auch psychisch auf sich selbst aufpassen müssen.
Aber jetzt musste ich erst einmal das hier schaffen, und vielleicht konnte man dann schon ein wenig weiter gehen. Wär er nicht ein Mafiaboss und würde von der Polizei gesucht werden, hätte ich genau in diesem Moment den besten Psychologen der Stadt angerufen. Aber ja, so war das Leben, es ließ nie den einfachsten Weg zu.
Uh, geschafft. Meine Finger sind voller Energie, das nächste Kapitel auf ?Papier? zu bringen. Freut euch, denn es wird
!SPANNEND!
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Gut kann auch böse...
Mistério / SuspenseSeit kurzem ist da dieser mysteriöse Junge. Der Junge, um den sich so viele Gerüchte drehen und der Junge, der von allen gemieden wird. Kimi hat eigentlich nichts mit ihm zu tun, bis sie zur falschen Zeit am falschen Ort ist und plötzlich eine ganz...