Kapitel 12

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Wir fingen mit Aufwärmen an und machten dann ein paar Liegestützen und Sit-ups, als nächstes kamen Radeln und Laufen an die Reihe. Jason redete nicht viel, aber wenn er redete, dann nur, um mir Tipps zu geben, wie ich zum Beispiel atmen soll.

Wir waren gerade beim Laufen, als ich bemerkte, dass Ashley in der Ecke stand und mich beobachtete. Und er hatte einen Anzug an, und der stand ihm verdammt gut. Seine harten Gesichtszüge und sein muskulöser Körper ließen ihn wie einen Agenten aus einem Film aussehen. Plötzlich kam Paolo durch einen schmalen Gang, der sich in der Ecke bei den Tischen befand und mir bisher noch gar nicht aufgefallen war. Auch er trug einen Anzug. Nun gesellte er sich zu Ashley und redete ein wenig mit ihm. „Weiter laufen“, befahl mir Jason und ging ebenfalls zu Ashley. Sie diskutierten, doch leider so leise, dass ich nichts verstand, so sehr ich mich auch anstrengte. Nach 5 Minuten kam Jason wieder zu mir her, stellte das Laufband aus und meinte, dass das Training jetzt zu Ende sei. Ich war froh, heim zu dürfen, denn nachdem ich die letzten Wochen wegen meiner Brüche nicht trainieren konnte, war ich in einer nicht gerade guten Form. Und bekam bereits einen Muskelkater.

Allerdings brachte mich nicht Paolo nach Hause. „Hallochen“, begrüßte mich Victoria freundlich. „Du siehst aber fertig aus. Och Jason, verbittere uns nicht wieder ein so tolles Mädchen“, tadelte sie Jason, der sich gerade Boxhandschuhe anzog. Er ignorierte sie, also ließ sie ihn stehen, nahm mich an der Hand und ging mit mir nach draußen. Wir gingen hinter das Lagerhaus und ich sah, dass sich auf diesem Grundstück noch mehrere Lagerhallen befanden. Ich fragte mich, was da wohl drin war.

Victoria ging auf einen kleinen pinken Mini zu. Eigentlich hätte ich mir denken können, dass ihr Auto pink war. Sie stieg ein und ich zwängte mich ebenfalls in den kleinen Mini. Als ich mich angeschnallt hatte, fiel mir auf, dass jetzt der perfekte Moment war, ein bisschen mehr über Ashley herauszufinden.

„Was ist eigentlich mit Ashleys Mutter? Er hat von ihr noch nie etwas erzählt.“ „Ach ja“, seufzte Victoria, „das ist eine sehr tragische Geschichte. Ich rate dir, das nie in Ashleys Anwesenheit anzusprechen.“ „Warum? Was ist denn passiert?“ „Es tut mir leid Kimi, aber das soll Ashleys Geheimnis bleiben und außerdem köpft er mich, wenn er herausfindet, dass ich dir davon erzählt habe.“ Ich ließ das Thema auf sich beruhen und widmete mich meinem Handy. Linsey hatte mir geschrieben und gefragt, ob wir uns treffen können. Ich schrieb ihr zurück, dass ich in 10 Minuten daheim wäre und ich dann nur noch duschen müsse.

Victoria ließ mich vor der Haustür raus, verabschiedete sich mit einem „Tschüsschen und bis morgen um 15 Uhr“, und fuhr dann weg. Ich ging ins Haus und stellte fest, dass Mum und Beth nicht zuhause waren. Also ging ich nach oben, um zu duschen. Kaum war ich aus der Dusche heraus, klingelte es an der Haustür. Schnell zog ich mir einen Bademantel an, wickelte meine Haare in ein Handtuch, und ging nach unten. Ich öffnete die Haustür und eine tränenverschmierte Linsey sprang mir entgegen und umarmte mich so stürmisch, dass ich fast umgefallen wäre. „Was ist denn mit dir los?“ „Dieser blöde Freddy, ich hasse ihn.“ „Jetzt komm erstmal rein und beruhig dich.“ Ich zog Linsey an der Hand ins Haus und schloss die Haustür. Dann ging ich mit ihr hoch in mein Zimmer und drückte sie auf mein Bett. „Also, was ist passiert?“, fragte ich Linsey, während ich ins Bad ging, das direkt gegenüber von meinem Zimmer liegt, und mich ein cremte. „Dieses Arschloch habe ich heute erwischt, wie er mit einer Tussi aus seiner Parallel-Klasse rumgemacht hat und dann hat er mich auch noch blöd angegrinst.“ „Dem werde ich‘s morgen zeigen“, wetterte ich aus dem Bad, „keiner und zwar gar keiner hintergeht meine beste Freundin.“ Ich zog mir schnell eine Unterhose und einen BH an, bevor ich zu Linsey ins Zimmer ging und mir eine Leggins und einen Pulli aus dem Schrank kramte, fertig angezogen schmiss ich mich dann aufs Bett. „Du wirst morgen mitkommen und dann zeigen wir es diesem Freddy so richtig“, meinte ich zu Linsey. Zwei Stunden lang saßen wir zu zweit auf dem Bett und entwickelten Rachepläne, von toten Fischen im Auto bis hin zu Kleber in den Haaren war alles dabei. Am besten gefiel uns der Plan, einen Wachsstreifen auf sein Bein zu kleben und dann abzureißen. Nach langen Diskussionen kamen wir allerdings zu dem Entschluss, nichts von alledem zu machen und Linsey verabschiedete sich. Als sie gegangen war, lief ich in die Küche und aß noch schnell einen Joghurt, dann putze ich mir noch die Zähne und ging schlafen.

***

Leider war Freddy am nächsten Tag nicht in der Schule. Was mich nicht sonderlich störte, denn ich war mit dem falschen Fuß aufgestanden und war nicht so gut drauf.

***

Nachmittags hatte ich wieder Training und traf mich dann mit Linsey. Wir sahen uns einen Disney Film an (Pocahontas), um Linseys sowie meine Laune zu bessern. Es funktionierte ziemlich gut, denn singen machte ja bekanntlich Spaß, und da es das ein oder andere Lied in dem Film gab, war unsere Laune schnell besser.

***

Am nächsten Tag war Freddy wieder in der Schule. Und ich machte mich kurz vor der Pause bereit, sofort auszuticken, wenn er mir begegnen sollte. In der Pause sah ich ihn dann auf der anderen Seite der Aula, also schnappte ich mir Linsey und zog sie hinter mir her Richtung Freddy.

„Was fällt dir großkotziges Arschloch eigentlich ein, meine Freundin zu hintergehen?“ Ich schrie Freddy schon fast an, als wir bei ihm angekommen waren. „Ach, das ist ja rührend, hat es dir die Sprache etwa verschlagen, dass du jetzt nicht mehr selber reden kannst?“ Freddy bückte sich ein wenig zu Linsey runter (da er riesig ist und Linsey eher klein) und lächelte sie provokant an. Jetzt schob ich mich zwischen die beiden und warf ihm den Todes-Blick zu. „Ist Madame jetzt etwa sauer?“, fragte er provokativ. Als Antwort spuckte ich ihm ins Gesicht, machte auf dem Absatz kehrt, ließ den entsetzt dreinblickenden Freddy stehen und zog die völlig verdatterte Linsey hinter mir her. Als wir außer Hör-und Sehweite waren, fing ich prustend an zu lachen. „Mann, hast du seinen Gesichtsausdruck gesehen.“ „Kimi, ich glaube das war keine so gute Idee.“ „Warum denn nicht? Linsey, du bist so eine Spaßbremse.“ „Weil er sich jetzt sicherlich rächen will.“ „Ach was, sei kein Schisser.“

Ich hab mal eine Frage an euch: in welche Kategorie gehört dieses Buch eurer Meinung nach?

Gut kann auch böse...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt