Kapitel 67

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Kimis Sicht:

Ich ging an die Beifahrerseite und wollte die Tür aufmachen, doch Ash hatte den Wagen noch nicht aufgesperrt. Er stellte sich hinter mich, sodass ich seinen Atem in meinen Nacken spürte und eine Gänsehaut bekam. Er packte mich an der Hüfte und murmelte: „So gut ist er also nicht. Echt jetzt?“ Grinsend nickte ich. Mit einem Ruck drehte er mich zu sich um und drückte mich an das Auto. „Kimi. Jetzt hast du noch Glück und wirst verschont, aber nur, weil wir einen Beobachter habe, dem ich nicht die Genugtuung geben will. Denn Gerüchte sind das Letzte, was ich jetzt haben will.“ Ash stieß sich von dem Auto ab und öffnete mir die Tür. Bevor ich einstieg, sah ich noch kurz dorthin, wo ich den Beobachter vermutete. Ich sah nur noch, wie Lindsay sich mit einem Grinsen unter das Fenster duckte.

Ashleys Sicht:

Diese Lindsay war schon ein komisches Mädchen.
Ich fuhr Kimi wieder nach Hause. Ihre Mutter hatte  Abendessen hergerichtet und bestand darauf, dass ich noch  blieb. Wir aßen und redeten. Anfangs war Beth noch schüchtern und wollte nichts sagen, doch mit der Zeit taute sie auf. Sie erzählte lustige Geschichten von früher, als sie noch kleiner war. Und ich musste feststellen, dass ich meine Kindheit gar nicht so viel anders verbracht hatte als Kimi. Denn auch Kimi und Beth waren mit Wollsocken durch das Haus geschlittert. Immer wieder wurden auch Geschichten von Kimi erzählt, als sie klein war. Es war lustig zu hören, dass sie sich immer als Zauberer verkleidet und Shows veranstaltet hatte. Ehrlich gesagt, hätte ich ihr das nicht zugetraut.
Es wurde immer später und Kimi immer müder. Irgendwann lehnte sie sich gegen meine Schulter. Es dauerte nicht lang, und schon war sie eingeschlafen. Beth war nach oben gegangen, um ins Bett zu gehen. Und so saßen nur noch Kimis Mom und ich da. „Wir sollten sie ins Bett bringen“, flüsterte ich zu Kimis Mom, und sie nickte. Vorsichtig nahm hob ich Kimi hoch und trug sie nach oben. Ihre Mom öffnete die Zimmertür und ich legte sie aufs Bett. Nachdem ich sie zugedeckt hatte, ging ich wieder mit Kimis Mom in die Küche.
Sie räumte das Geschirr in die Spülmaschine. Ich half ihr noch und wollte gerade gehen, als sie zu mir sagte. „Sir, ich weiß, Sie sind ein guter Mann. Warum bleiben Sie nicht hier? Kimi hätte sicherlich nichts dagegen.“ Niedergeschlagen sah ich zu Boden. Es würde keinen Sinn machen nach Hause zu fahren. Immerhin müsste ich dann noch jemanden organisieren, der hier blieb und das Haus überwachte. Ich gab mich geschlagen. „Na gut, aber nur wenn Sie mich Ashley nennen. Bei Sir fühle ich mich so alt.“ Sie lächelte mich freundlich an. „Gut. Ich bin Margot. Im Wohnzimmer sind noch einige Decken, und eine Matratze müsste unter Kimis Bett liegen.“ Ich bedankte mich und ging nach oben zu Kimi. Sie schlief tief und fest, und eigentlich wollte ich sie nicht aufwecken. Also nahm ich neben ihrem Bett auf einem Stuhl platzt. Er war zwar nicht sonderlich bequem, aber zum Dösen reichte er.
Ich dachte viel nach. Vor allem über Kimis Vater. Ich hatte mal ein wenig geforscht und schon nach Kurzem einiges über ihn gefunden. Er hatte beim California Police Department angefangen und war dann irgendwann zum FBI gegangen, wo er, was für eine Ironie, im Drogendezernat gearbeitet und regelmäßig Razzien durchgeführt hatte, bis er vor einem Jahr abgetaucht war. Es gab Gerüchte, dass er Undercover arbeite. Ich hoffte, dass er kein Interesse daran bekommen würde, seine Tochter kennenzulernen. Denn wenn er herausfand, dass sie sich mit mir abgab, dann würde es für mich Probleme regnen. Ob mein Anwalt mich da rausbekommen würde, wäre die eine Frage, die andere wäre, wie viele mich dann tot sehen wollen. Da konnte ich nur hoffen, dass ihm seine Tochter egal war, auch wenn das für Kimi vielleicht hart war.

Gut kann auch böse...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt