Kimis Sicht:
Während Vicky immer wieder den Hacker mit neuen Aufgaben aufhielt und Ian weiter die Personen auf den Kameras analysierte und unseren Leuten Bescheid gab, wer gefährlich ist und wer nicht, haftete mein Blick nur auf einem verwackelten Video.
Dem von Ashley. Jetzt wo er da draußen war und ich hier drinnen, hatte ich… ein Gefühl von Angst.
Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll. Aber irgendetwas hat sich seit dem Bunker verändert. Ich hab das Gefühl, jetzt anders über diese Mafia zu denken. Es war seltsam und schwer zu erklären.
Konzentriert beobachtete ich die Videos. Unsere Jungs hatten die Feinde bereits größtenteils eingekreist. Dann fiel ein lauter Schuss, und wie, als wäre er ein Zeichen gewesen, fingen alle an zu kämpfen. In den Gängen sah man, wie unsere Männer und die Lords aufeinander losgingen. In den Lagerhallen fiel ein Lord nach dem anderen. Der Trick mit den Schützen in den Kisten hatte funktioniert. In den Hallen und Gänge färbte sich der Boden rot. Ich sah zu Ashleys verwackelten Bild. Er kämpfte gerade mit dem Surfertyp. Ich konnte ihn auf einem der Videos von den Gängen sehen. Er war nur wenige Gänge von uns entfernt. Der Surfertyp schlug ihm gerade die Waffe aus der Hand. Ashley wich ein paar Schlägen aus und landete ein paar Treffer. Plötzlich rammte ihn der Surfertyp gegen die Wand. Mit seinem Unterarm drückte er Ashley die Luft ab.
Nervös rutschte ich von einer Pobacke auf die andere. „Komm schon Ashley. Bitte. Tu mir das nicht an“, murmelte ich leise vor mich hin. Doch meine Bitten schien er nicht gehört zu haben. Seine Augen fielen zu, und er sackte zusammen. Ashley hing schlaff zwischen dem Surfertyp und der Wand eingeklemmt. Der Typ zögerte kurz und lockerte den Griff etwas. Plötzlich krümmte er sich, und auch Ashleys zweite Faust landete in seinem Magen. Dann riss Ashley die Augen auf und schnappte nach Luft. Erleichtert atmete ich auf. Ashley packte den Typ an der Schulter und rammte ihm das Knie gegen die Hüfte. Der Typ krümmte sich ein weiteres Mal, und Ashley gab ihm einen letzten Schlag auf den Hinterkopf. Mit einem Stöhnen landete er auf dem Boden.
Ashley hatte es geschafft. Schnell holte er sich seine Waffe zurück und lief zur nächsten Ecke. Er wollte gerade um die Ecke biegen, als er nach hinten gegen die Wand geschleudert wurde. Kurz drauf konnte ich auch den Grund dafür sehen. Ein etwas älterer Mann kam in den Blickwinkel der Kamera. Er hatte eine Waffe auf Ashley gerichtet. Dann brüllte er den am Boden liegenden Ashley an. Als dieser nicht antwortete, kniete er sich hin und schlug Ashley die Faust ins Gesicht. Durch Ashleys Mikrofon konnte ich hören, wie er aufstöhnte. Seine Lippe war aufgeplatzt, und Blut floss ihm aus der Nase. Doch er sagte immer noch nichts. Ein weiteres Mal landete die Faust des Unbekannten in Ashleys Gesicht. Dieses Mal erwischte die sein Auge.
„Scheiße“, rief ich und sprang auf. Ich konnte nicht einfach zusehen, wie Ashley verprügelt wurde. Ich stürmte aus dem Büro und den Gang entlang Richtung Ashley. Menschen lagen auf dem Boden, und überall war Blut. Es sah so ekelhaft aus, dass ich sofort würgen musste.
„Scheiße, scheiße, scheiße… .“ Warum hatte ich das sichere Büro verlassen? Und wieso war mir Ashley plötzlich so wichtig?
Ich schnappte mir eine Waffe, die am Boden lag. Keine Ahnung, wie diese Dinger funktionieren, aber wenn ich auf trauriges Mädchen machen würde, würde mich der Kerl sicher nur auslachen.
So schnell mich meine Beine trugen, lief ich zu dem Gang, wo Ashley war. Ich bog um eine Ecke, und dann konnte ich sie sehen. Der Kerl stand zwischen mir und Ashley und hatte mir den Rücken zugedreht. So tief ich konnte, atmete ich durch, um das Adrenalin wegzubekommen. Mein Plan funktionierte nicht. Langsam richtete ich die Waffe auf den Kerl.
„Lassen sie Ashley in Ruhe“, sagte ich laut und versuchte, so kalt wie möglich zu klingen. Doch dass ich Angst hatte, war auch an meinen zitternden Händen zu erkennen. Langsam richtete sich der Typ au und drehte sich um. Allerdings, ohne die Waffe von Ashley zu nehmen.
Der Typ hatte kurze braune Haare, ein braunes und ein schwarzes Auge, wobei das rechte, schwarze Auge nach einem Glasauge aussah, und die rechte Gesichtshälfte war vernarbt. Wie, als hätte er mal schwere Verbrennungen erlitten.
Ein breites, gefährliches Grinsen legte sich auf seine schmalen Lippen.
Verunsichert und ängstlich sah ich zu Ashley, der teils schockiert, teils genervt die Augen verdrehte.
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Gut kann auch böse...
Misterio / SuspensoSeit kurzem ist da dieser mysteriöse Junge. Der Junge, um den sich so viele Gerüchte drehen und der Junge, der von allen gemieden wird. Kimi hat eigentlich nichts mit ihm zu tun, bis sie zur falschen Zeit am falschen Ort ist und plötzlich eine ganz...