Ich kam von der Schule nach Hause und warf mich auf das Bett. Schon wieder hörte ich wie meine Eltern stritten. Das würde mich noch umbringen. Aber ich versuchte es zu überhören. Langsam war meine Geduld am Ende und ich packte meinen Rucksack und ging schnell nach draußen. Schon wieder musste ich darüber nachdenken, wieso es so viele Geschichten über diesen Wald gab. Keine Ahnung wie ich auf diesen Gedanken kam, aber auf diesen kam ich ziemlich oft weil mich dieses Thema sehr beschäftigte. Das hatte ich früher nie verstanden. Es waren Legenden und Schauergeschichten. Ich hielt sie alle für erfunden, um uns Kinder von diesem Wald fern zu halten. Jeder, der den Wald betreten hatte, wäre nie mehr zurückgekehrt, erzählten die Älteren. Andere sagten, es gäbe einen Mörder, der es nicht mag wenn man "seinen" Wald betritt und diese auch umbrachte. Zum Teil auch erfundene Erzählungen, die auf gestörte Psychopathen zurück zuführen sind. In dem Viertel oder besser gesagt Ort wo ich lebte, hatten die meisten Leute einen an der Klatsche. Deshalb vertraute ich niemanden und damit meinte ich wirklich niemanden!
Ich ging in gemäßigtem Tempo die Straße entlang zu meinem Platz, der sich im Wald befand. Plötzlich griff mir jemand auf die Schulter und drehte mich um. Als ich sah wer hinter mir stand, ließ der Schreck wieder nach. Es war Jake. Ich mochte ihn sehr und konnte mit ihm über alles reden. Er ging mit mir in die gleiche Klasse. Aber was wollte er hier und vor allem wie ist er hier hergekommen. Sein Haus befand sich in der anderen Richtung. Vor allem, hatte ich ihn hier in dieser Gegend noch nie gesehen! Ich wohnte so ziemlich am entlegensten Ort auf der ganzen Welt. Egal.
"Hey, was machst du ganz alleine auf der Straße?" Sein Grinsen war unvermeidbar.
"Ich war unterwegs zu meinem Platz. Was machst du überhaupt hier?" Meine Frage ließ ihn kurz erstarren.
"Ich, äh... wollte nur zur Eisdiele gehen um mir ein Eis zu kaufen." Ich wusste, dass er nicht zur Eisdiele ging, weil die hatte dicht gemacht und vor allem, wer holt sich im September ein Eis?! Aber ich ließ ihm den Spaß. Wir gingen die Straße entlang und redeten über belanglose Sachen.
"Wo gehst du hin?", wollte er wissen. Ich wollte zu meinem Platz. Der ist zum Nachdenken super geeignet. Er war im Wald auf einem Stein.
"In den Wald.", gab ich ihm zur Antwort. Er sah mich mit seinen wunderschönen Augen an.
"Wir gehen aber auch in die gleiche Richtung wo sich der Geisterwald befindet." Sein Blick wurde ernst. Wahrscheinlich bekam er es mit der Angst zu tun. Das gefiel mir ein bisschen.
"Nein, ich gehe nicht in den Geisterwald. Spinnst du! Der Wald in den ich gehe ist noch vor dem Geisterwald." Erleichterung breitete sich in Jake aus, das konnte ich an seinem Gesicht sehen. Aber irgendwas beschäftigte ihn trotzdem noch. Irgendwie wollte ich schon in den Geisterwald, aber alleine habe ich mich noch nie getraut. Mich wunderte es noch immer, wieso Jake sich plötzlich so für mich interessierte. In der Schule war er eigentlich der Badboy schlecht hin und alle Mädchen schwärmten von ihm. Natürlich fand ich ihn auch nicht gerade hässlich, aber er war auch irgendwie ein Playboy und diese haben jede Woche eine Neue. Obwohl ich Jake noch nie mit Einer rummachen gesehen habe, dennoch gehörte er zu den Badboys an unserer Schule.
Schließlich begann er zu reden.
"Wir dürfen aber in keinem Wald gehen. Das haben die Älteren gesagt. Zu unserer eigenen Sicherheit. Willst du das wirklich riskieren?", fragte er mich mit einem besorgtem Blick.
"Du kannst eh wieder zurück gehen wenn du willst. Ich zwinge dich nicht zum Mitgehen. Ich muss zu meinem Platz. Dort fühle ich mich besser und dieser ist zum Nachdenken perfekt geeignet."
Er konnte doch gehen, oder? Eine Frage beschäftigte mich noch immer. Wieso war er bei mir?? Was war sein Ziel? Fragen konnte ich ihn doch nicht. Das wäre so schnulzig und so ...
"Nein! Ich lasse dich sicher nicht alleine in diesen Wald gehen. Wenn, dann gehe ich mit. Du gehst ohne mich nicht einmal in die Nähe des Waldes. Hast du mich verstanden?"
Seine Besorgnis war irgendwie süß, aber so kannte ich ihn gar nicht! Ich nickte und fragte mich: Will er mich vor irgendwas beschützen und wenn ja, vor was? Also gingen wir weiter in Richtung Wald. Als nun die ersten Bäume sichtbar waren, verdichtete sich auch der Nebel ein wenig. Es sah sehr mystisch und beruhigend aus. Plötzlich hörte ich eine Stimme. Sie flüsterte meinen Namen und ich drehte mich kurz um. Aber da war nichts. Habe ich mir das bloß eingebildet?
"Alles Okay?" Jetzt hatte er sich ebenfalls umgedreht.
"Ja. Sicher. Wieso?", fragte ich um das Thema zu wechseln. Komisch. Jetzt würde ich erst recht nicht umdrehen und wieder zurück nach Hause gehen. Irgendwas war heute anderes.
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Des Teufels Werk
ParanormalMan erzählte sich Geschichten, die in dem Wald passierten, Schauergeschichten. Jeder der den Wald betritt, nie wieder zurückkommen würde. Aber Lucy ließ sich nicht einschüchtern von solchen Erzählungen und hielt sie alle für alte Illustrationen, dam...