Kapitel 21

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Nach dem Abendessen, welches wie immer vorzüglich geschmeckt hatte, begab ich mich in Lucifers Büro. Was er wohl mit mir besprechen wollte? Ich hatte keine Ahnung und war ein bisschen nervös, um ehrlich zu sein. Die Tatsache, dass der Teufel höchstpersönlich mein Vater ist, konnte ich noch immer nicht ganz glauben. Jetzt musste ich wieder an meine Mutter denken, die mir diese Truhe hinterlassen hatte und unterdrückte eine Träne. Zeige Stärke! Tränen sind ein Zeichen der Schwäche!  Aber es ist doch auch okay, wenn man einmal seine Gefühle zeigt, oder?

"Lucy, mein Kind. Setz dich doch.", empfing mich mein Vater freundlich und konnte noch immer nicht fassen, wie der Teufel so nett sein konnte! Er hatte sich ebenfalls wieder auf seinen Sessel, bei seinem Arbeitstisch begeben. Als ich diesen schnell überflog konnte ich einen PC erkennen! Die Hölle war anscheinend moderner ausgestattet als ich zuerst gedacht hatte. Ich war auch froh, dass ich die richtige Tür zu seinem Büro aufgemacht hatte, weil ich den Weg nicht wusste. Jake hatte ihn mir beschrieben, konnte mich wegen seiner Arbeit leider nicht begleiten. Schade...

"Wie du weißt, habe ich dich in mein Büro bestellt. Du fragst dich sicher wieso." Wie recht er hatte! Wenn Lucifer mich noch weiter auf die Folter spannen würde, drehe ich noch durch! Ich nickte leicht. 

"Ich komme gleich auf den Punkt, meine Liebe. In der Hölle wurde ein Artefakt gestohlen, die Teufelsmünze. Diese existiert nur einmal und hat eine ungeheure Macht, die keiner komplett bändigen kann, nicht einmal ich. Diese Münze wurde einst in der Hölle geschmiedet und bestand aus purem Dämonenblut. Was ich aber nicht wusste war, dass bei der Herstellung dieser Münze auch Engelsblut verwendet wurde. Deshalb kann sie von beiden Seiten verwendet werden und deshalb habe ich sie weggesperrt, damit keiner diese Münze in die Finger bekommt. Dennoch ist sie jetzt spurlos verschwunden und ich habe keine Ahnung wer sie mitgenommen haben könnte. Derjenige muss jedoch ziemlich gefährlich und stark sein, um die Teufelsmünze zu stehlen." Lucifers Ansprache verwirrte mich. Von einer Teufelsmünze hatte ich schon einmal etwas gelesen, aber konnte den Sinn nie verstehen. Mein Vater blickte nun etwas betrübt und nachdenklich auf seinen Schreibtisch. 

"Was ist der Sinn der Teufelsmünze?" Diese Frage musste ich einmal loswerden. Ich sah ihm in die Augen und war auf die Antwort mehr als nur gespannt. Er wendete seinen Blick nun wieder mir zu und fuhr fort. 

"Der Sinn und Zweck dieser Münze war es, wenn man außerhalb der Hölle stirbt nicht endgültig abkratzt, sondern quasi ein Bonus-Leben hat." Jetzt verstand ich garnichts mehr. Bonus-Leben? 

"Was?" Mein Gehirn lief auf Hochtouren, dennoch versuchte ich  einen logischen Zusammenhang zu bilden. Erfolglos.

"Zum Beispiel, wenn ein stärkerer Dämon oder auch ein stärkerer Engel diese Münze bei sich trägt und dann getötet wird oder einfach stirbt und dann in die Hölle kommt, dann schützt ihm die Münze quasi und er wird wieder ins Leben zurück geholt. Die Münze jedoch wurde dann aufgebraucht und das Bonus-Leben ist nun ebenfalls aufgebraucht. Das nützt einem erst, wenn man sowieso in die Hölle kommt. Wenn man jedoch in den Himmel gelangt, dann ist die Münze wertlos. Sie hat ihre Kraft dennoch." Ich starrte Lucifer mit offenem Mund an, weil ich es jetzt endlich verstanden hatte. Die Münze war dann sowas wie der Joker, in einem Spiel, den man einsetzt um nicht endgültig zu sterben und man bekommt eine zweite Chance. Irgendwie praktisch. Schade, dass man diese Münze nur einmal gebrauchen konnte. 

"Wieso wurde diese Münze gefertigt?" Ich hatte so viele Fragen, die mir durch den Kopf gingen. 

"Die Münze gehört mir, sie wurde für den König der Hölle gefertigt, damit dieser im Gefecht nicht stirbt. Der Schmied, der sie gemacht hat, war kein normaler Schmied. Es war ein Schmied aus dem Tartaros. Dieser wurde jedoch auch im Krieg getötet und eine Teufelsmünze darf nur einmal existieren." Ganz konnte ich  ihm nicht folgen, ließ mir dennoch nichts anmerken. Wieso sagt er mir das? Das hat sicher einen Grund! Was führt Lucifer im Schilde?! So viele Fragen... Irgendwas war faul  an dieser Sache. 

"Und was hat das jetzt mit mir zu tun?", meinte ich prompt und fixierte meinen Dad dabei. Er runzelte die Stirn und zwang sich dann zu einem Lächeln. 

"Heute werden sich die Höllenfürsten, mich eingeschlossen, im Thronsaal treffen, um die jetzige Lage zu besprechen. Ich will, dass du bei diesem Treffen dabei bist und den Ablauf kennen lernst. Irgendwann wirst du ein solches Treffen leiten und die Entscheidung fällen,  aber bis dahin bleibt uns ja noch Zeit. In einer Stunde erwarte ich dich in meinem Thronsaal. Sei nicht zu spät!" Jetzt war er wieder vollkommen ernst und sein Lächeln war wieder verschwunden. Ich spielte mit dem Gedanken, ihn zu fragen, ob er weiß, dass meine Mom mir eine Kiste hinterlassen hatte. Doch ich verwarf diesen Gedanken schnell wieder. 

"Ich bin bei diesem Meeting doch total überflüssig!", wehrte ich mich und hatte keinen Bock bei diesem Treffen dabei zu sein. Mein Vater runzelte wieder einmal die Stirn und durchbohrte mich mit seinem Blick. 

"Ich will dich ebenfalls den Höllenfürsten vorstellen. Und versuche erst garnicht dich von diesem Treffen zu drücken. Das ist ebenso deine Pflicht und du musst dir langsam aber sicher dieses Wissen aneignen." Sein bestimmerischer Ton glich der, eines Anführers. Naja, der war er ja auch. Ich konnte jetzt nachvollziehen, wie er regierte und Jakes Reaktion, beim Frühstück. 

  "Und so locker war Lucifer noch nie drauf gewesen. Diese Veränderung ist unüblich für den König der Hölle." - Jakes Worte kamen mir plötzlich wieder in den Sinn und ich musste kurz schmunzeln. Diese Veränderung hat anscheinend nicht so lange gedauert, wie vermutet.  

"Welches Wissen?", äußerte ich mich wieder. Mit meinen Händen spielte ich an meinem T-Shirt und wusste nicht, wieso ich eigentlich nicht still sitzen konnte und meine Hände brauchten anscheinend eine Beschäftigung. Dies bemerkte Lucifer zum Glück nicht. 

"Das Wissen, wie man eine Besprechung führt, eine Kriegssitzung meistert, ein Land regiert, das Volk beschützt, keine unnötigen Risiken eingeht, einen Kampf gewinnt, mit viel Training und auch deinen Kräften kämpft und auch umgeht und so weiter. Irgendwann werde ich nicht mehr sein und dann musst du meinen Posten übernehmen. Natürlich zwinge ich dich nicht dazu, aber ich könnte mir keinen besseren für diesen "Job" vorstellen und bin mir sicher, dass du gut regieren wirst." Mit dieser Rede hatte mein Vater etwas in mir ausgelöst, was ich mir nicht erklären konnte. Ich, Lucy soll irgendwann die Hölle regieren! Das konnte ich mir nicht vorstellen und für so eine große Verantwortung war ich noch nicht bereit! 

"Danke, für dein Vertrauen, Dad." Etwas geschmeichelt blickte ich ihn wieder an und konnte ein Lächeln erkennen. 

"Du kannst jetzt gehen und vergiss nicht, pünktlich in dem Thronsaal zu sein, meine Liebe.", waren seine letzten Worte bevor  er aufstand und mich zur Tür begleitete. 

Des Teufels WerkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt