Lucy
Ich hatte noch eine halbe Stunde tot zu schlagen. Auf meinem Bett liegend starrte ich die Decke an und dachte an alles, was mir Lucifer erzählt hatte. Ob ich seine Thronfolgerin sein will? Ich war ratlos, musste mich dennoch irgendwann entscheiden, dennoch nicht jetzt also verdrängte ich diesen Gedanken schnell wieder und wünschte mir irgendwie die Nähe von Jake. Was dachte ich hier schon wieder! Plötzlich kam mir die Kiste wieder in den Sinn, die ich sorgfältig in den Schrank geräumt hatte, bevor ich zum Abendessen mit Jake gegangen bin. Schnell holte ich die Truhe aus dem Schrank und öffnete sie. Das Bild von meinen Eltern griff ich mir und sah es nochmals an. "Ich werde dich nicht enttäuschen!" - flüsterte ich zu dem Bild und legte es auf den Nachttisch. Die Schachtel verstaute ich wieder in meinem Schrank und sah auf die Uhr. Noch 10 Minuten, dann fing die Besprechung an. Ehrlich gesagt war ich auch aufgeregt und nervös. Dies zu unterdrücken kostete mich Überwindung, dennoch beschloss ich mich langsam auf den Weg zu machen. Die Zeit verging eigentlich sehr schnell, obwohl mir ebenso langweilig war. Ich dachte schon wieder nur Scheiße! - das ergab doch keinen Sinn!
Vor der kunstvoll verzierten Tür blieb ich stehen und zögerte beim Eintreten. Ich atmete einmal kurz durch, bevor ich die Türklinke nach unten drückte und in den Thronsaal eintrat. Mein Dad stand in der Mitte des Saals und als er mich erblickte, entfloh ihm ein kleines Lächeln. Es war noch immer ungewohnt, ihn Dad oder Vater zu nennen.
"Lucy, komm doch her." Ohne zu zögern schritt ich auf ihn zu. Meine Schritte hallten auf den kühlen und glatten Marmorboden und ich staunte nicht schlecht, als ich den Thronsaal zum zweiten Mal sah. Er hieß nicht ohne Grund, Thronsaal! Die anderen drei Höllenfürsten waren noch nicht anwesend, was mir eigentlich nur recht war um ehrlich zu sein. Der Saal war groß und geräumig. Vorne, wo die Sitze von den Höllenfürsten sich befanden, waren eine Stufe erhöht, außer der von Lucifer, dieser war um zwei Stufen mehr erhöht. Logisch, dass der König der Hölle nicht mit den Höllenfürsten auf gleicher Ebene war und deutlich mehr Macht besaß. Genau gegenüber von den Sitzen der Höllenfürsten war ein überdimensional großes Bild, wo die Hölle selbst abgebildet war. Doch was sich genauer auf dem Bild befand, konnte ich nicht erkennen, da mein Vater wieder meine Aufmerksamkeit auf sich zog.
"Gefällt dir der Thronsaal?", das war wohl eher eine Feststellung, als eine Vermutung.
"Atemberaubend.", gab ich ihm kurz zur Antwort und er lachte kurz auf.
"Ich hoffe nicht, dass er dir den Atem raubt sonst würde ich das nicht sehr prickelnd finden wenn du stirbst." Bei seinen Worten verdrehte ich die Augen und sah ihm wieder in seine rehbraunen Augen, die mich freundlich anfunkelten.
"Bei diesem "Meeting" werden wir den Thronsaal verlassen und es in unserem Besprechungsraum führen. Ich habe dich nur zuerst hierher gelotst, weil du den Besprechungsraum sicher nicht gewusst hättest und der Empfang ist hier einfach viel schöner. Die anderen Höllenfürsten warten schon auf uns. Folge mir." Mit einer Handbewegung machte er mir verständlich, ihm zu folgen und ich schritt neben ihm her. Dieser Raum lag etwas weiter entfernt von dem Thronsaal und war nicht so prunkvoll eingerichtet. Bevor ich die Tür betrat, hielt ich kurz inne und war nervös! Doch Lucifer bemerkte dies nicht und öffnete einfach die Tür. Ein rechteckiger Tisch in der Mitte zierte den Raum und es befanden sich noch mehrere Schränke und ein paar Sessel in dem Zimmer, welches eher klein, aber sehr schlicht und einfach, gehalten war. Es konnte dennoch mit dem Stil der Hölle mithalten. Die drei Höllenfürsten erhoben sich, als sie uns durch die Tür kommen sahen und sie nickten Lucifer zu, welcher ebenfalls das gleiche tat. Ich war völlig ahnungslos und wusste nicht, was ich tun sollte. Ich wusste ja nicht einmal wieso ich überhaupt hier war! Hinter Lucifer trottete ich ihm nach, in der Hoffnung, sie würden mich nicht sehen und ich könnte wieder gehen. Falsch gedacht!
"Fürsten der Hölle, darf ich euch meine lang verschollene Tochter vorstellen." Das war eine Ankündigung und er schob mich nun leider nach vorne, bis ich vor Lucifer stand und die Fürsten beäugten mich zuerst etwas kritisch, aber sie wendeten sich dann wieder zu meinen Vater zu.
"Setz dich.", befahl mein Dad mir und ich gehorchte, weil ich sowieso keinen Bock mehr hatte zu stehen. Meine Füße taten sowieso vom Training noch weh, sowie der Rest von meinem Körper. Ich hatte das Training wohl ein klein wenig unterschätzt und jetzt hatten die Nachwirkungen wie Muskelkater mich schon eingeholt. Also war es mir ziemlich recht zu sitzen.
"Und vergiss nicht, du hörst nur zu und sagst kein Wort, außer wenn du gefragt wirst. Aber verfolge das Gespräch gut, hast du verstanden?", flüsterte er danach noch in mein Ohr und ich nickte nur kurz.
Das wird ein langer Abend...
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Des Teufels Werk
ParanormalMan erzählte sich Geschichten, die in dem Wald passierten, Schauergeschichten. Jeder der den Wald betritt, nie wieder zurückkommen würde. Aber Lucy ließ sich nicht einschüchtern von solchen Erzählungen und hielt sie alle für alte Illustrationen, dam...