Lucy
Nun saß ich hier, in einem gruseligen Wald ganz alleine. Er hätte mich doch trotzdem mitnehmen können, oder? Ich meine, ich kann mich verteidigen. Aber was solls, wenn er meint, dass das das Beste für mich ist. Ich vertraue ihm wie keinem anderen. Es gefiel mir aber nicht, dass er mich zurückgelassen hatte, auch wenn er mich wieder holen kommt. Wie lange war er jetzt schon weg? Keine Ahnung. Plötzlich konnte ich hinter mir einen Ast knacken hören. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Vielleicht war es ein Vogel. Ein Eichhörnchen? Es knackte wieder und kam näher. Schnell sprang ich auf und drehte mich um.
"Hallo. Was macht so eine junge Frau in einem abgelegenen Wald wie diesen hier?", fragte der unbekannte Mann ganz höflich. Seine blonden Haare waren perfekt gestylt und seine Haut war eher blass. Seine Kleidung war auch eher hell. Wenn sich meine Vermutung als Wahrheit herausstellte bin ich am Arsch. Einen Engel konnte ich jetzt schon garnicht gebrauchen...
"Ich hab mich verirrt.", gab ich ihm zur Antwort und sah ihn hilflos an und hoffte, er würde es mir abkaufen. Der Mann war schon etwas älter, so 25 Jahre alt, schätzte ich ihn. Doch ich war ziemlich schlecht im Schätzen ...
"Wie konntest du in diesen Wald eintreten. Normale Menschen können den Wald nicht betreten." Scheiße, jetzt hatte er mich. Er kam mir immer näher. Ich wich einen Schritt zurück. Was sollte ich ihm jetzt sagen? Ich zögerte mit meiner Antwort. WAS SOLLTE ICH IHM JETZT SAGEN?!
"Wer bist DU überhaupt?", stellte ich ihm die Gegenfrage und warf ihm einen kalten Blick zu. Konnte er nicht einfach verschwinden, wo er herkommen war und mich in Ruhe lassen.
"Wer ICH bin ist unwichtig. Wer DU bist, sollte die bessere Frage sein." Seine Aura veränderte sich. Sie war mächtig und stark. Er konnte kein normales Wesen sein. Doch wäre mir Jake's Anwesenheit definitiv lieber als der komische Idiot.
"Das geht dich garnichts an." Jetzt trat er noch einen Schritt zu mir und ich wusste nicht was ich machen sollte. Wegrennen? - doch er würde mich einholen. Kämpfen? - er würde gegen mich definitiv gewinnen. Also konnte ich im Grund nicht's machen. Bei diesem Gedanken zog ich meine Augenbrauen zusammen. Ernsthaft?!
"Was bist du?", fragte er mich und ich konnte an seinem Blick erkennen, dass er keine Ahnung hatte von mir, wer ich war, wer ich bin, was ich bin oder zu wem ich gehöre. Fand ich gut! Ich gab ihm keine Antwort, weil ich keinen Bock mehr hatte mit diesem Typen zu sprechen.
"Du siehst nicht aus wie ein Himmelswesen, aber ein Höllenwesen kannst du auch nicht sein. Das spüre ich an deiner Aura. Ich frage dich noch einmal, WAS BIST DU?!" Er wurde ungeduldig.
"Ich weiß es nicht.", beantwortete ich seine Frage, weil ich wusste wirklich nicht was ich war. Ich war ja eigentlich eine Mischung aus beidem, oder?
"Komm mit mir mit, dann werden wir es gemeinsam herausfinden.", hielt er seine Hand zu mir und ich sah zu ihm auf. Das konnte er sowas von vergessen!
"Ich will es nicht wissen.", war meine Antwort und ich schenkte ihm einen emotionslosen Blick.
"Du hast die Wahl, entweder du kommst freiwillig mit mir oder mit Gewalt. Ich will dir nicht weh tun, aber wenn es sein muss." Seine Augen fixierten meine und ich schüttelte den Kopf.
"Nur über meine Leiche." Meine Augen kniff ich ein bisschen zusammen und machte mich auf alles gefasst, was noch kommen würde. Der Mann hielt sich zwei Finger an die Schläfe und schloss die Augen. Plötzlich konnte ich seine Stimme in meinem Kopf hören.
"Komm mit mir, ich will nicht in deinen Kopf eindringen, aber du lässt mir keine andere Wahl." Gleich darauf machte sich ein großer Schmerz in meinem Schädel breit. Als ob es mich innerlich zerfressen würde. Ich sank zu Boden und hielt mir die Ohren zu. Diese ganzen Stimmen konnte ich nicht mehr hören.
"Was...wie ist das möglich.", hörte ich ihn sagen. Das war mir gerade sowas von egal. Es fühlte sich so an, als ob er in meinen Kopf eindringen will, es aber nicht schafft. Wie als ob eine Blockade vorhanden wäre, an die er nicht vorbei kommt. Aber Stimmen konnte ich trotzdem hören, es waren aber keine bekannten. Es war eher ein Gesäusel, ich konnte es nicht ganz verstehen.
"Das ist unmöglich...", hörte ich ihn wieder flüstern und der Schmerz hörte schlagartig auf. Ich beruhigte mich und erhob mich.
"Was sollte das denn jetzt! Glaubst du deine Tricks funktionieren bei mir?!", fuhr ich ihn an und schenkte ihm meinen Todesblick. Der kann mich mal! Sein verwirrter Blick machte mich nur noch stärker. Ich konnte spüren, wie sich meine Aura veränderte und ich sah in seine blauen Augen. Sein Blick veränderte sich von verwirrt auf wütend.
"Du kommst jetzt mit! Auf der Stelle!", drohte er mir. Seine Augen wurden weiß und das machte mir ein bisschen Angst. Doch so schnell es auch gekommen war, verschwand dieses komische weiße Licht aus seinen Augen wieder.
"Nein.", konterte ich und entfernte mich von ihm. Plötzlich breitete er seine strahlend weißen Schwingen aus. Sie waren riesig und wunderschön. Warte, er war ein Engel!
Lucy, natürlich war er ein Engel du Vollidiot! Was denn sonst?! Ein Clown, der sich dachte oh heute verkleide ich mich mal als Engel oder was!?
Ich hasste meine innere Stimme...
"Was macht ein Engel in diesem Wald?", stichelte ich ihn an und schenkte ihm einen teuflischen Blick.
"Ich suchte nach dem Störfaktor und habe mein Ziel gefunden. Zum Glück war ich gerade in der Gegend, sonst wäre es mir eh nicht aufgefallen." Er ging auf mich zu. Hätte er nicht einfach wieder gehen können dieser Spast...
"Dafür musst du mich erst einmal fangen du Idiot!", schrie ich und rannte sofort los. Die Flucht war mein einziger Ausweg. Doch keine kluge Entscheidung, denn er war vermutlich schneller als ich. Ich wusste aber nicht, was ich machen hätte sollen. Seine schnellen Schritte konnte ich knapp hinter mir hören. Was sollte ich jetzt machen? Kämpfen schloss ich aus, weil er vermutlich viel stärker war als ich und ich würde sicher nicht mit ihm mitkommen. Völlig ausgeschlossen, aber ich musste ihn irgendwie abschütteln, doch wie?
Mein Atem ging stoßweise und ich konnte so langsam nicht mehr. Doch mein Verfolger blieb an mir dran, leider. Der Wald sah doch überall gleich aus, ich hatte keine Orientierung mehr und Jake würde mich sicher nicht mehr finden, so weit wie ich nun gelaufen war. Meine Flügel konnte ich auch nicht benutzen, denn dann wäre ich richtig am Arsch.
"Gib auf!", hörte ich den Mann hinter mir schreien.
"Nur über meine Leiche!", brachte ich noch heraus und musste mir meine Luft noch besser einteilen, sonst würde ich nicht mehr lange laufen. Plötzlich konnte ich das Geräusch von Flügelschlägen hören und keine Schritte mehr. Er flog nun, na super. Aber ich konnte meine Flügel auch nicht ausbreiten, sonst würden Probleme auftauchen, die ich sicher nicht haben wollte. Ich versuchte schneller zu laufen, doch es nützte nichts. Er packte mich am Arm und zerrte mich in die Luft. Nein. Nein. Nein. Nein. Nein. Das durfte jetzt nicht wahr sein...
"LASS MICH LOOOS!", brüllte ich durch die Luft so laut ich nur konnte.
"Schweig. Sonst überleg ich es mir doch anders und lasse dich wirklich fallen." Wir waren schon gut 30 Meter in der Luft. Aber ich könnte dann meine Schwingen ausbreiten und davon fliegen! Wichser!! Ich schlug um mich und versuchte seinen Griff zu lösen, doch er war stark. Mir kam eine Idee. Ich verpasste ihm einen Tritt gegen seine Eier. Er schrie kurz auf und ließ mich los. Endlich. Triumphierend grinste ich ihn ein letztes Mal an, bevor ich mich meinem Sturz widmete. Dieser Mann kam wie ein Pfeil auf mich zugeschossen von oben und ich konnte meine Flügel nicht ausbreiten. Etwas blockierte mich! Das ist mir noch nie passiert. Was konnte daran Schuld sein? War er der Grund? Ich hatte keine Zeit mehr zum Nachdenken, denn der Boden kam immer näher, bis er kam, der Aufprall. Dieser tat extrem weh und brach mir gefühlt alle Knochen. Wieso bin ich so dumm? Ich verlor langsam das Bewusstsein und die Schmerzen waren verschwunden. Was würde jetzt mit mir passieren? Würde ich sterben? ...
DU LIEST GERADE
Des Teufels Werk
ParanormalMan erzählte sich Geschichten, die in dem Wald passierten, Schauergeschichten. Jeder der den Wald betritt, nie wieder zurückkommen würde. Aber Lucy ließ sich nicht einschüchtern von solchen Erzählungen und hielt sie alle für alte Illustrationen, dam...