Kapitel 13

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"Bin ich dann dein Thronfolger?", fragte ich meinen Vater ganz vorsichtig.

"Ja, du bist dann mein Thronfolger und wirst dadurch noch mächtiger, als was du eh schon bist." Er grinste bei diesem Gedanken leicht und ich musste zugeben, die Idee gefiel mir nicht schlecht, aber ich wusste doch von dieser Welt gar nichts. Auf welcher Seite sollte ich denn bitte stehen. Aber mir ging es bei Lucifer auch gut und er war mein Vater - angeblich. Vor allem, er war der Teufel und natürlich hatte er auch viel Macht und er ist nicht böse. Er bestraft nur das Böse und somit hatte ich doch nichts gegen den Teufel. Irgendwie wollte ich noch mehr erfahren und hier bleiben.

"Darf ich hier bleiben?" Nachdem ich das gesagt hatte, strahlte mein Dad über das ganze Gesicht.

"Ich dachte schon, du willst nicht hier bleiben. Ist zwar die Hölle, aber man kann hier auch Spaß haben und ich kann dich mit deinen Kräften trainieren, damit du dich verteidigen kannst. Besonders gegen die Erzengel." Erleichterung zeichnete sich auf dem Gesicht des Teufel ab und ich schloss für einen kurzen Moment die Augen, um zu realisieren dass ich gerade wirklich in der Hölle neben dem Teufel alias mein Dad saß und die Wahrheit über mich selber endlich herausfinden würde bzw. habe. Er war die einzige Familie, die ich ja noch hatte und ich wollte ihn doch auch nicht verlieren.

"Welche Kräfte habe ich überhaupt?" Neugier packte mich und das Grinsen meines Vaters verlor nicht an Falten.

"Also, du kannst Feuer kontrollieren und hast Heilkräfte. Als ich noch ein Erzengel war, bekam jeder von uns die Gabe der Heilung. Deine Mutter war auch eine Heilerin, deshalb hast du mit großer Wahrscheinlichkeit das ganz sicher geerbt. Das Feuer kontrollieren hast du von mir. Du kannst fliegen, mit deinen Flügeln. Ja, du hast Flügel. Ich hatte auch welche. Man kann sie kontrolliert herbeirufen. Sonst würden die dich ja im Alltag stören. Konzentriere dich!"Ich konzentrierte mich fest darauf und hoffte, es würde klappen. Auf einmal spürte ich einen kurzen stechenden Schmerz an meinem Rücken und ich schloss meine Augen. Als ich sie wieder öffnete, fiel mir sofort das Zusatzgewicht der Flügel auf und ich lief zum Spiegel, wo ich fast hingefallen wäre. Meine Flügel waren schwarz mit weißen Randfedern. Sie sahen eigentlich wunderschön aus und mein Vater ging zu mir. Mit Mühe konnte ich das Gleichgewicht gerade noch so halten.

"Deine Randfedern sind nur weiß, wegen deiner Mutter. Sie hatte auch weiße Flügel und die Engelskräfte machen sich auch in den Schwingen bei dir bemerkbar. Natürlich würde das niemand vermuten, aber ich weiß es einfach. Und wenn du sie wieder verschwinden lassen willst, denk daran, dass sie gar nicht mehr da wären. Und der Schmerz ist nur am Anfang.Das Fliegen bringe ich dir auch gleich morgen bei. Ich kann dir leider beim Fliegen in der Luft keine Gesellschaft leisten weil ich mir die Flügel abgeschnitten habe. Das geschah vor langer Zeit und ist nicht der Rede wert."

Ich konzentrierte mich darauf sie wieder verschwinden zu lassen und es funktionierte, ohne Schmerzen. Ein Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen an den Gedanken, morgen fliegen zu lernen. Doch die Flügel von Lucifer müssten sonst komplett weiß sein, weil er ein Erzengel war, oder? Ich kannte die Geschichte, dass sich ein Erzengel oder besser gesagt ein ehemaliger Erzengel sich die Flügel abgeschnitten hatte, um seinen Vater wütend zu machen oder sowas in der Art.

"Ich bin mir nicht sicher ob du dich auch unsichtbar machen kannst, aber ich vermute schon. Das war auch eine Gabe deiner Mutter, die sie immer sehr geschickt angewendet hatte, bei ihren Missionen und Aufträgen. Aber das erkläre ich dir morgen." Ich konnte es kaum erwarten und umarmte meinen Dad. Er schien zuerst überrascht zu sein, aber er erwiderte dann meine Umarmung. Das tat gut, wieder einmal jemanden zu umarmen, den man gern hatte, obwohl ich ihn erst vor einer halben Stunde kennengelernt hatte. Der Stoff von seinem Anzug war flauschig weich und ich fragte mich, wieso er einen Anzug trug? Die anderen Höllenfürsten trugen ebenfalls einen und jeder von ihnen war perfekt gestylt. Die schwarzen Haare meines Vaters standen ihm nun etwas wild am Kopf, weil er sich öfters bei unserem Gespräch durch die Haare gefahren war, wenn er nicht schnell wusste was er sagen sollte. 

"Aber versprich mir, du gehst niemals alleine zum Tartaros. Und du gehst auch sicher nicht alleine in der Hölle spazieren, du kennst dich hier noch nicht aus. Versprich es mir." Ich nickte nur und sah aus dem Fenster. Ich konnte Lava und schwarze Gebirge erkennen. Es sah alles sehr düster aus aber auch irgendwie vertraut. Es war eben die Hölle, die ich mir eigentlich völlig anders vorgestellt hatte. 

"Und keine Sorge, mein Volk, die Dämonen werden dir auch nichts antun. Aber wenn sie doch etwas tun sollten, dann werde ich sie höchstpersönlich in den Tartaros befördern!" Jetzt war er wieder vollkommen ernst. Wie konnte er so schnell umschwanken?

"Ach ja, es gibt 4 Bereiche in der Hölle. Jeder der Höllenfürsten hat seinen Bereich und mir gehört das größte und verantwortungsvollste Arial. Meine Festung ist natürlich auch gegen einen Angriff geschützt und die Hölle ist mächtiger als du denkst, vergiss das nicht. Und ich würde an deiner Stelle das Tal der Seelen auch meiden. Aber du bist gegen alle Engelskräfte immun, zum Glück." Das Tal der Seelen hörte sich sehr spannend an, aber das sollte ich anscheinend auch meiden. Ich wusste aber, dass ich diesen Ort unbedingt besuchen würde. 

"Was sind die Dämonen eigentlich?" Diese Frage hatte mich eigentlich schon die ganze Zeit beschäftigt.

"Die Dämonen sind ein Teil der Hölle und gehören in die Hölle. Es gibt zwei Schichten von ihnen, die erste ist die schwache Schicht, die können ihre Kräfte nur in der Hölle benutzen und die zweite Schicht ist die starke, die können ihre Kräfte immer benutzen. Deshalb lasse ich auch die schwachen immer in der Hölle, als Verteidigung und die anderen als Armee, zum Notfall. Es sind alle sehr gut ausgebildet und verfügen über viel Erfahrung. Aber Jake ist was besonderes. Ich fand ihn ausgesetzt in der Hölle als kleinen Jungen vor und er tat mir leid. Deshalb habe ich ihn mitgenommen und ihn quasi als Sohn aufgezogen und er entwickelte besondere Kräfte. Seine genaue Herkunft weiß ich leider nicht aber er ist eben einer der mächtigsten Dämonen und er strahlte ebenfalls eine mächtige Aura aus, die ich mit der Zeit ein bisschen eindemmen konnte. Ich gehe zwar hart mit ihm um, aber nur zu seiner Sicherheit."

Irgendwie tat Jake mir leid. Er war einfach ausgesetzt worden in der Hölle und der "große" Lucifer hat ihn aufgezogen. Aber er würde nicht wollen, wenn ich ihn jetzt bemitleiden würde oder ihm deswegen bemuttern würde. Er würde es zwar nie zugeben, aber ich wusste es, dass tief in ihm drinnen er doch traurig darüber war dass man ihn einfach ausgesetzt hatte. Aber jetzt würde ich ihm nicht darauf ansprechen, der Zeitpunkt wird schon noch kommen und passen.

Des Teufels WerkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt