Kapitel 19

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Plötzlich fingen mich starke Arme auf und retteten mich vor dem schmerzvollen Aufprall. Schnell blickte ich zu meinem Retter und konnte erleichtert feststellen, dass es Jake war. Warte mal, Jake! Was macht den der hier und wie ist der so schnell in mein Zimmer gekommen! An seiner Brust gelehnt versuchte ich mich zu befreien und ihn zur Rede zu stellen. 

"Was wird das, wenns fertig ist?", fragte er mich äußerst amüsiert und grinste mich verführerisch an. Ja, er sah noch immer gut aus, aber im Moment beschäftigte mich etwas ganz anderes! Er würde mich sicher nicht um den Finger wickeln, das stand fest! 

"Lass mich los, oder du wirst es bereuen!", warf ich ihm an den Kopf und versuchte noch immer zu entkommen. 

"Du weißt schon, dass ich wesentlich stärker bin wie du und du ohne mich jetzt üble Schmerzen hättest." Er hatte recht und ich war ihm dankbar, dass ich keine Bekanntschaft mit dem Boden machen durfte, aber dennoch! Er ließ mich nach gefühlten Stunden wieder runter und sein erfreutes Lachen kam mir entgegen. 

"Wie bist du hier rein gekommen?!", meinte ich schnell und stemmte meine Hände in die Hüfte, um deutlich zu machen dass er sich seine Ausreden sonst wo hin stecken konnte. 

"Teleportation.", gab er schnell zur Antwort. Dies genügte mir dennoch nicht. 

"Und WIE hast du gemerkt, dass ich von dem Sessel gefallen bin?!", äußerte ich mich und wartete gespannt auf seine Reaktion. 

"Naja...ich hab das gerade irgendwie gespürt, dass du meine Hilfe brauchst und bin dann schnell zu dir geeilt um das Schlimmste zu verhindern. Irgendwie sind wir verbunden, keine Ahnung aber ich habe das so im Gefühl.", behauptete er jetzt völlig ahnungslos und er hatte dennoch recht. Irgendwas verbindet uns, aber was?! 

"Ok, danke für die Rettung.", gab ich nun leise von mir und ein spitzbübisches Grinsen machte sich auf Jakes Gesicht breit. 

"Was ist in der Kiste drinnen?", konfrontierte er mich und zeigte mit dem Finger auf die schwarze Schachtel, die verwunderlicher Weise noch immer zu war. 

"Weiß ich noch nicht.", gab ich etwas schnippisch zurück und bereute es gleich wieder. Mit schnellen Schritten ging ich zur Kiste und hob sie auf. Den Staub pustete ich nun weg und suchte nach der Spinne. Diese war dennoch spurlos verschwunden, was mich erleichtert ausatmen ließ. Die Schachtel war mit einem Schloss versiegelt, weshalb diese bei dem Aufprall am Boden nicht aufgegangen war. Ich bräuchte den Schlüssel, wenn es überhaupt einen gäbe oder ich hole mir einen Presslufthammer und knacke das Schloss. Ok, ein Presslufthammer war übertrieben, aber ein Stemmeisen oder ein Hammer würden mir genügen. 

"Es ist versiegelt, verdammt!" Meine ganze Mühe dieses Ding vom Kasten runter zu holen waren umsonst gewesen, wenn es verschlossen war. 

"Brechen wir es auf.", schlug Jake vor und ich war sofort seiner Meinung und holte mein Schwert. Dieses war zwar nicht für solche Zwecke konzipiert, aber wen juckt's?! Ich schlug ein paar mal auf das Schloss ein, konnte es dennoch nicht brechen. War ich wirklich so schwach?! 

"Gib her." Jake ging nun auf die Kiste zu und entnahm mir meine Waffe. Etwas angepisst machte ich ihm Platz und er machte sich an dem Schloss zu schaffen. Nach einer Ewigkeit schaffte der Dämon es tatsächlich und grinste mich frech an. 

"Bitte." In seiner Hand hielt er nun das Schloss und ließ mir Platz, sodass ich die Kiste öffnen konnte. Schnell setzte ich mich vor das schwarze Objekt und murmelte ein "Danke", bevor ich es aufmachte. Mir blieb die Spucke weg. Es waren ein paar alte Fotos und ein Brief, der an mich adressiert war. Meine Hände umfassten das Stück Papier und falteten es auf. Jake saß ganz gespannt neben mir und beobachtete das Szenario. Ich las mir den Brief langsam und genau durch um jede Einzelheit nicht zu übersehen. 

Liebe Lucy! 

Ich weiß, dass du es nicht leicht hast, vor allem jetzt, da du nun in der Hölle bist. Wenn du diesen Brief liest, bin ich sicher schon tot und du hast wahrscheinlich schon mit Lucifer gesprochen und dein Zimmer schon eingeweiht. Ich habe diesen Brief an dem Tag geschrieben, wo du zur Welt gekommen bist - in der Hölle. Die Unterwelt ist deine Heimat und wird es auch immer sein, dennoch ist sie gefährlich und hüte dich vor allen. Sei immer wachsam und lasse dich nicht beirren. Bei Lucifer bist du gut aufgehoben, leider konnten wir dich nicht aufwachsen sehen und ich hätte alles gegeben, um dich ein letztes mal zu sehen. Dieser Brief wird das Letzte sein, dass du noch von mir hast, aber ich werde immer in deinem Herzen sein, meine Kleine. Aber bringe Lucifer nicht zur Weißglut, er kann nämlich auch ziemlich unangenehm werden. Ich hoffe, du bist mir nicht böse und lebe dein Leben so wie du willst. Natürlich vernachlasse deine Pflichten als Teufels Tochter nicht, das könnte sonst schwerwiegende Folgen haben. Natürlich ist es sehr selten, dass ein Engel in die Hölle freiwillig kommt, aber ich liebe deinen Vater und Liebe kennt keine Grenzen. Ich hoffe du verzeihst mir, dass ich jetzt nicht bei dir sein kann und ich habe dir ein paar Fotos mitgegeben. Mach es gut meine Tochter und ich bereue es nicht, dich gerettet zu haben. Du bist was ganz besonderes Lucy, vergiss das nicht! 

Deine Mutter. 

Mir liefen Tränen über die Backen und ich fing an zu schluchzen. Dies waren die letzten Worte, die mir meine Mutter hinterlassen hatte! Ich legte den Brief wieder beiseite und nahm mir die Fotos in die Hand. Dabei spürte ich einen starken Arm um meine Schulter, die mich zu Jake zog. Er nahm mich in die Arme und ich sah mir die Fotos genauer an. Auf dem ersten konnte ich Lucifer und meine Mutter erkennen, wo sie bei einem Brunnen standen und herzlich in die Kamera lachten. Beim zweiten konnte ich ebenfalls meine Eltern erkennen und meine Mutter hatte ein Baby im Arm. Dieses kleine Geschöpf war ich und mehr Tränen liefen mir über die Wange. Meine Mutter war wunderschön und hatte braune Haare und hohe Wangenknochen. Ihre Augen waren ozeanblau und verschmolzen perfekt zu ihren Gesichtszügen. Strahlend weiße Zähne zierten ihr liebliches Gesicht und sie hatte einen gesunden Teint, der sich perfekt zu ihren langen braunen Haaren ergänzte. Ihre Flügel waren in ein mattes Weiß getaucht und ihre helle Kleidung, die sie immer trug sah sie wie ein Model schlecht hin aus. Lucifer war hingegen immer in Schwarz gekleidet, ab und zu mit einem weißem Hemd abgerundet. Sie ergänzten sich perfekt und bei dem dritten Bild musste ich erneut schluchzen. Es zeigte ihre Hochzeit. Ohne die Bilder noch genauer zu betrachten legte ich alles wieder in die Kiste und schob sie von mir weg. Erneut liefen mir Tränen über die Wangen und Jake nahm mich sofort in den Arm und ich schluchzte in sein T-Shirt hinein. Wie ich an seiner Brust gelehnt war, bemerkte ich erst wie gut er roch. Die Dusche hatte er wohl anscheinend auch nicht ausgelassen und sich einen fantastischen Männer-Parfum geschnappt. Dieses Gefühl konnte ich nicht beschreiben, doch am liebsten hätte ich mich garnicht mehr von ihm gelöst. Doch der Augenblick kam und er sah mir tief in meine feuchten Augen. 

"Geht's? Brauchst du was?", fragte er mich liebevoll und wartete auf meine Reaktion. 

Des Teufels WerkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt