Der Beginn der einen Woche [KAPITEL 8]

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Erster Tag:

Die Woche begann … die Woche, die ich Zeit hatte Barnes zu trainieren, ihn ab zu härten und Informationen über ihn und seine Vergangenheit zu sammeln.

Es war der erste Tag … und bereits jetzt fragte ich mich, wie ich das alles schaffen sollte. Barnes war mir in einer solch seltsam kurzen Zeit sehr ans Herz gewachsen … und ich verschwieg so viele Dinge vor ihm. Ich erzählte ihm nichts von seinem bevorstehenden Schicksal … ich konnte nicht … ich durfte nicht.

Warum tat ich das?
Ich hatte keine Wahl …
Warum wehrte ich mich nicht?
Ich hatte Angst ...
Warum fühlte ich so viel Schmerz und Schuld?
Ich wusste es nicht …

Es schmerzte. Ich hatte endlich jemanden gefunden, mit dem ich nach einer ewig langen Zeit wieder reden konnte und nun war ich darauf und dran diese Person bereits wieder zu verlieren … Barnes war im Begriff sich selbst zu verlieren …

Warum tat ich das?
Ich hatte keine Wahl …
Warum wehrte ich mich nicht?
Ich hatte Angst ...
Warum fühlte ich so viel Schmerz und Schuld?
Ich wusste es nicht …

Barnes' Training war hart. Ich musste es verhärten … denn ich hatte nicht sonderlich viel Zeit übrig. Er hatte nicht sonderlich viel Zeit übrig … er stand am Rande einer Klippe, mit verbundenen Augen, nicht wissend, was ihn beim nächsten Schritt erwarten würde … und ich war die jenige, die ihn dort positioniert hatte.

Warum tat ich das?
Ich hatte keine Wahl …
Warum wehrte ich mich nicht?
Ich hatte Angst ...
Warum fühlte ich so viel Schmerz und Schuld?
Ich wusste es nicht …

Am ersten Tag bemerkte man kaum Veränderungen an seinem Kampfverhalten. Er kämpfte noch immer mit dem Herzen, er kämpfe mit seinen Gefühlen … das musste sich bald ändern. Er kämpfte noch immer nur zögerlich und kaum mit seinem Metallarm. Er musste aber lernen diesen einzusetzten … es war seine stärkste Waffe … es war seine einzige Waffe … jedenfalls im Moment.

“Konzentration!“, schrie ich ihn, der Frustration nahe, an, während ich seinen Schlägen mit Leichtigkeit auswich. “Fixier' mich. Finde meinen Schwachpunkt!“, kommandierte ich, bevor ich seinen Arm, wie einige Male schon zuvor, packte und ihn zu Boden schleuderte. Die Luft wurde aus seiner Brust gepresst, durch den Aufprall und durch meinem Fuß, welchen ich in der Nähe seines Halses positioniert hatte. Mit meinen Händen hielt ich seinen menschlichen Arm fest, während ich versuchte den anderen mit meinem anderen Fuß am Boden festzunageln. Fast mein ganzes Gewicht lastete nun auf ihm.

“Sieh mich an.“, befahl ich nun in einem sanfteren Ton, ließ meine Position aber unverändert. Mein Körper strahlte Kälte aus, während meine Stimme das Gegenteil tat … ich wusste nicht mit meinen Gefühlen umzugehen. “Scanne mich. Du musst jede mögliche Schwachstelle deines Gegenübers in Bruchteilen einer Sekunde erkennen und anschließend auswerten können.“, ich versuchte es ihm zu erklären, doch es war schwer. Es war immer schwerer einem anderen etwas bei zu bringen, was man selbst bereits konnte.

“Wenn ich dich scanne … sehe ich alle deine verwundbaren Stellen.“, ich ließ meinen Blick rasch über seinen Oberkörper gleiten. “Zum Beispiel an der Stelle, wo das Metall mit deiner Haut in Kontakt gerät. Oder an deiner rechten Seite in der Nähe deiner Hüfte. Wenn ich dich dort treffen würde, würdest du in dich zusammen sacken.“, es waren nur wenige Schwachstellen Barnes, die ich ihm nannte. Er solle seine anderen selbst finden und ausbessern, nur so lernt er die wahre Bedeutung überlegt zu kämpfen.

“Was sind meine?“

Ich stellte ihm diese Frage mit dem Wissen, dass ich keine Antwort darauf bekommen würde … nicht heute … aber hoffentlich noch bevor die Woche vorüber war. Er betrachte mich zwar. Versuchte etwas zu erkennen, doch ich hatte gelernt meine Schwächen zu verstecken …

Nach dem Nahkampf-Training hatten wir dann sogar noch so viel Zeit, dass ich mir ansehen konnte, wie gut er mit Schusswaffen umgehen konnte. Er war fast schon ein … Naturtalent. Natürlich wusste ich von seiner Ausbildung als Soldat und dass er dort dies alles gelernt hatte, aber ich lasse das einfach mal außen vor. Der Punkt war auf alle Fälle der, dass ich mir Schießtraining mit ihm sparen konnte. Zum Glück … denn so hatte ich mehr Zeit seinen Körper und seinen Geist zu stärken.

Nach dem Training wurden wir in andere, separate Räume gebracht. Es waren Duschräume, in denen wir 10 Minuten Zeit hatten uns zu waschen, ehe wir mit nassen Haaren wieder in unsere Zellen gebracht wurden. Ich wusste nicht wie viel Uhr es genau war, aber ich schätze mal auf rund zehn Uhr Abends …, als ich mich mit Barnes zusammensetzte und wieder mit ihm redete. Wieder Informationen sammelte, die ich alle in meinem Gehirn abzuspeichern versuchte.

Er erzählte mir nicht nur Dinge aus seinem Leben, nein, er berichtete auch von Ereignissen rund um das momentane Jahrzehnt und vor allen sprach er mit mir über Captain Amerika. Er schien bei diesem Thema jedes Mal aufs Neue auf zu blühen, nur für kurze Zeit versteht sich, denn sobald er wieder an seinen eigentlichen Tod dachte, wurde seine Mine düster.

Er versank dann für einige Zeit in Gedanken, die ich nutze um Geschichten aus meiner Kindheit vorzubereiten und anschließend ihm zu präsentieren. Ob er diese überhaupt wirklich mitbekam oder nicht sei mal dahin gestellt …

“Dir liegt wirklich viel an … Steve, nicht wahr?“, fragte ich zögernd, um wieder seine Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. Es war eigentlich eine rhetorische Frage, denn natürlich wusste ich, dass es sein bester Freund war, doch ich wollte es von ihm selbst hören, aus seinem eigenen Mund. “Ja …“, seine Stimme brach kaum merklich. Eine weitere, düstere Welle der Schuld drohte mich zu überrollen.

Warum war ich es, die so viele Bürden tragen musste?
Warum musste ich zusehen, wie er zu Grunde ging?
Warum musste ich ihn trainieren?
Warum musste ich Schuld sein?
Warum musste ich diese Last tragen?
Warum war er mir systematisch?
Was hatte ich jemals getan?

How to become a Winter SoldierWo Geschichten leben. Entdecke jetzt