Das Monster [KAPITEL 41]

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Das Blut rauschte in meinen Ohren. Mein Mund war trocken und mein Köper stand auf Hochspannung, als langsam Bewegung in den Mann gegenüber von mir kam. Seine Haare lagen ihm im Gesicht, sein Kiefer war angespannt und seine unter den Haarsträhnen hervorstechenden Augen zusammengekniffen. Er stürmte auf mich zu, zögerte nicht wie er es beim Sandsack getan hatte. Ich spürte einen stechenden Schmerz in meiner Brust, als ich dies realisierte. Kurz konnte ich diesen Schmerz über meine Gesichtszüge wandern spüren, ehe ich mich von allen Emotionen lossagte. Ich würde mich nicht wieder der Wut hingeben lassen, so wie am Tag des Zweikampfes. Nicht nochmal.

Seine Faust aus Metall sauste von der Seite auf mein Gesicht zu. Hatte ich doch tatsächlich für den Bruchteil einer Sekunde vergessen auf Barnes zu achten, als ich in meinen Gedanken versunken war. Doch bevor mich der Schlag an der Schläfe treffen konnte wich ich mit einem Schritt nach hinten aus. Seine Faust ging knapp an meinem Gesicht vorbei, ganz langsam. Die Zeit schien stillzustehen, als ich in die Augen meines Gegners starrte, in denen ich diese emotionslose Wut wiedererkannte. Dieser vermeintliche Stillstand löste sich allerdings so schnell wie er eingetreten war auch schon wieder auf. Barnes schlug schon wieder erneut zu. Und dieses Mal traf er mich an der linken Schläfe, allerdings nur mit seiner rechten, normalen Hand. Trotzdem traf sie mich unvorbereitet und ich taumelte zur Seite. Für einige Momente war meine Sicht verschwommen, wie als wäre ich Unterwasser, doch sie klärte sich sehr bald auch schon wieder. Gerade noch rechtzeitig, denn Barnes war schon wieder in der Offensive. Ich wich seinem Schlag erneut aus, duckte mich und umfasste nach meinem Manöver seinen Metallarm mit beiden Händen. Mit all meiner Kraft stemmte ich mich gegen ihn, versuchte ihn zu mir herzuziehen, ehe ich mit beiden Beinen gegen sein linkes Knie sprang. Dabei nutze ich Barnes Kraft gegen ihn selbst. Da er auf meine Taktik hineingefallen war und dachte, ich wollte ihn nach vorne ziehen, hatte er mit seiner ganzen Körperkraft dagegen gehalten. Diese hatte ich allerdings für meinen Angriff nutzen können. Genauso, wie ich es mir erhofft hatte.
Ein lautes Knacksen war zu hören, als er zusammenbrach. Doch kein Laut trat über seine Lippen. Nur ein verzerrter Ausdruck lag nun auf seinem Gesicht, als er halb kniend auf dem Boden saß.

Ich schüttelte mit dem Kopf und verbannte alle Zweifel, dann drehte ich ihm den Metallarm, welchen ich immer noch umklammert hielt auf den Rücken und trat anschließend gegen die Verbindung vom Metall zu seiner Schulter. Dieses Mal brüllte er, und zwar so laut, dass ich erschrocken zusammenzuckte und meinen Griff lockerte. Sofort wurde dies gegen mich verwendet, da der Braunhaarige seinen Arm nach vorne schnellen ließ und mich somit mit sich riss. Es passiert so schnell, dass ich nicht mitbekam wie er nun mit den Fuß ausholte und mich von sich schleuderte. Ein entsetzter Laut schlich sich über meine Lippen als ich durch den Raum flog, gefolgt von einem gedämpften Stöhnen als ich auf dem Boden landete.

Mit zitternden Gliedern versuchte ich mich aufzustemmen, doch da wurde ich auch schon wieder zu Boden gedrückt. Barnes trat mit dem Fuß gegen meine Seite, sodass ich nun auf dem Rücken und nicht mehr auf dem Bauch lag. Er stellte sich auf mich, einen Fuß auf meinen rechten Oberschenkel, und hielt mich somit fest. Er holte mit seiner Metallhand aus, aber ich riss meinen Kopf zur Seite. Seine Faust traf auf den harten Beton, der nun ein Loch und viele Risse hatte. Entsetzt weiteten sich meine Augen, als ich in die von Barnes starrte, sprachlos. Er lehnte über mir, seine Hand immer noch Zentimeter neben meinem Ohr im Zement vergraben. Reflexhaft holte ich aus und schlug ihm gegen die Nase. Er schnellte nach oben, funkelte mich wütend an, als Blut über sein Gesicht zu laufen begann, aber er schien durch meinen Schlag schon Mal benebelt zu sein. Ohne zu zögern nutze ich diesen Schwachpunkt sofort und schlug in die Innenseite seines Knies, welches mich noch immer festhielt. Als ich ihn dort traf, rutschte sein Bein von mir runter. Augenblicklich schoss ich nach oben, holte mit dem Bein aus und schlug es gegen seine Seite, seinen einen Schwachpunkt, der ihn zu Boden bringen würde. Seinen einen Schwachpunkt, denn ich an unserem ersten Trainingstag bereits erkannt hatte. Doch es geschah nichts. Er krümmte sich zwar, doch er landete nicht auf dem Boden. Meine Augen blickten entsetzt von meinem Bein zu Barnes' Gesicht. Warum funktioniert es nicht? Ich sah zurück auf Barnes' Seite. Es war die richtige, da war ich mir sicher, aber ihre Schwäche war verschwunden, oder jedenfalls gut versteckt. Ich sah wieder zu ihm auf und schluckte schwer. Eine nicht zu zähmende Wut leuchtete ihn seinen Augen, hungrig auf Rache und dazu bereit alles nieder zu brennen. Die Sekunden, in denen sich keiner regte verstrichen viel zu schnell. Ehe ich mich versah, hatte er auch schon mein Bein gepackt und riss es noch weiter zu sich. Ich versuchte den plötzlichen Ruck auszugleichen und wollte auf einem Bein nach vorne springen, doch sobald ich den Boden mit diesem verließ hatte er mein Bein auch schon losgelassen und stürzt sich mit seinem ganzen Gewicht auf mich. Ich schrie erschrocken auf und klammerte mich an ihn, vergrub meine Fingernägel in den Schulterstoff seines Anzugs, als wir beide zu Boden gingen. Mein Kopf traf zum wiederholten Male auf den harten Zement, ließ Schmerz durch meinen kompletten Körper jagen. Meine Sicht verschwamm erneut, nur dieses Mal blieb alles für einige Zeit schwarz.

How to become a Winter SoldierWo Geschichten leben. Entdecke jetzt