Transparentes Papier [KAPITEL 10]

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Vierter Tag: 

Das Training mit Barnes belastete eher mich als ihn … mit jedem Blick, den er mir zu warf, mit jedem Wort, welches er mit mir wechselte wuchsen meine Schuldgefühle … doch ich beginne mich zu wiederholen …

Sonst lief das Training nämlich ganz gut. Er wurde stärker … viel stärker … vor allen körperlich, aber auch sein Geist, seine Widerstandskraft und seine Taktiken wuchsen mit ihm. Er wurde schneller … um einiges schneller und auch etwas ausdauernder, doch die mit den von uns beiden besseren Reflexen blieb noch immer ich. Die Frage war nur für wie lange das noch so sein wird …

Er machte mir Angst … furchtbare Angst. Am Anfang dachte ich noch, dass es eine gute Idee sein würde, ihn zu trainieren, sodass er die Löschung überstehen kann, doch was würde danach mit ihm geschehen? Er würde eine Tötungsmaschine Hydras sein … und wessen Schuld wäre das? Genau … meine. 

Es gäbe kein Entkommen mehr … vor Hydra … vor ihm … er wäre kein Mensch mehr … sie würden ihn zu einer Waffe machen. Er wäre zerstört … sein Geist wäre zerstört … er wäre gebrochen … er würde mich hassen, wenn er jemals erfahren sollte, was ich ihm angetan hatte …

Ich glaube er vermutete bereits etwas. Er wurde sehr schweigsam in meiner Nähe … und traurig. Er sah mich immer mit einem solch bedauernden Blick an, sodass ich mich fragte, ob er nicht von Zola bereits in Kenntnis gesetzt worden war … doch dies hätte ich bemerkt. Glaube ich …

Ich hoffte dennoch, dass es etwas anderes war, was ihn traurig stimmte … auch wenn es sehr gemein klang. Aber warum sollte er weiterhin mit mir trainieren, wenn er bereits wusste was vor sich ging? Es musste etwas anderes sein … doch was? Etwas was ich gesagt hatte … etwas was ich getan hatte?

Ich brauchte wieder mehr Antworten von Barnes … ich musste mir sie, wenn es unbedingt sein musste, auf die härtere Tour beschaffen.

“Was ist mit deiner Familie, Barnes? Hast du welche in Brooklyn?“, fragte ich ihn, als wir nach unseren Training wieder in unseren jeweiligen Zimmerhälften saßen, ohne jegliche Hinführung. In letzter Zeit erzählte er mir kaum noch etwas über sich selbst, nur über einige andere Dinge, wir zum Beispiel seinem besten Freund, Steve Rogers, was für mich ein riesiges Problem war, denn schließlich wollte ich ja seine Vergangenheit, sein Leben retten, nicht die des legendären Captain Amerikas …

Zuerst erwiderte er überhaupt nichts, saß nur da und starrte mich an, ehe er zögerlich den Kopf schüttelte, so dass sein lang gewachsenes Haar in sein Gesicht fiel. “Meine Mutter starb als ich noch ein kleines Kind war … und von meiner Schwester wurde ich nach dem Tod unseres Vaters getrennt.“, antwortete er mir schließlich in Worten. “Sie wurde zu irgendeiner Schule gebracht … ich weiß es nicht genau.“

Ich betrachtete ihn mit einem wehleidigen Blick … er hatte wirklich keinen mehr … Captain Amerika, Steve, war der einzige, der ihm geblieben war und nun hatte er ihn auch verloren … er würde alles verlieren … sogar sich selbst. Und wessen Schuld wäre es? Genau … meine.

“Was ist mit dir?“, Barnes riss mich aus meinen Gedanken. “Hast du Familie in London, die auf dich wartet?“, ich weiß natürlich, dass er diese Worte nicht absichtlich so für mich … schmerzhaft formuliert hatte … dennoch blitzte für den Bruchteil einer Sekunde Wut in mir auf. Doch diese Wut wechselte schnell in Bedauern … er wusste es nicht … es war nicht so gemeint …

“Nein.“, antwortete ich ihm knapp und machte mir nicht die Mühe irgendwelche Details zu erklären, stattdessen erwiderte ich auf seinen fragendem Blick nur mit einem kurzen “Sie haben mich bereits alle verlassen“. 

Wir verfielen in ein unangenehmes Schweigen … dieses Schweigen wiederholte sich seit dem gestrigen Tag immer wieder, doch wieso? Was war an dem dritten Tag seiner 'Ausbildungswoche' so besonders gewesen? Er hatte zwei meiner Schwachstellen gefunden … aber das war doch kein Grund deprimiert im Zimmer zu sitzen … eigentlich war es sogar das komplette Gegenteil. 

Mein Blick wanderte über sein Gesicht, welches er etwas von mir weg gedreht hatte. Seine sonst so strahlend blauen Augen wurden von Schatten umhüllt und wirkten seltsam stumpf. Seine Augenbrauen bildeten eine geraden Linie, welche nur an den äußeren Enden seiner Augen nach unten leicht abgerundet wurden. Seine Mundwinkel waren leicht nach unten gezogen. Er war angespannt, was man auch an seiner übrigen Körperhaltung erkannte. 

Es war sein 'Nachdenk'-Gesicht… oder aber auch sein 'Ich-lass-mir-nichts-anmerken'-Gesicht … so gruselig es auch klang … ich kannte alle seine Facetten … seine Gesichter die er je nach seinem momentanen Gemütszustand verzog, seine verschiedene Körperhaltungen … alles. Er war wie transparentes Papier … jedenfalls für mich … jedenfalls noch …

Langsam begann das Schweigen, welches zwischen uns herrschte, an meinen Nerven zu zerren. Ich mochte ihn, ja ich empfand Sympathie für ihn, was mich selbst ziemlich überraschte und ich wollte diesen unausgesprochenen Konflikt, der zwischen uns in der Luft hing, endlich lösen. Es tat mir in dem Restchen Seele, welches ich noch besaß, weh …

Seufzend strich ich mir einige meiner strähnigen Haare aus dem Gesicht. “Komm schon, Raven … ergreif' das Wort … je länger du wartest, desto schlimmer wird das Verhältnis zwischen dir und Barnes …“, schrie ich mich selbst in Gedanken an, während meine Fingernägel über den kalten Betonboden kratzen … wahrscheinlich würden sie Risse davon tragen …

“Barnes?“, ich rutschte, während ich dies sagte, etwas näher an das Gitter heran, welches uns trennte, doch er rührte sich keinem Zentimeter. Er sah mich nicht einmal an … er blickte weiterhin stur auf den Boden, war anscheinend in Gedanken versunken, oder aber er versuchte mich zu ignorieren.

“James, bitte … was ist los mit dir?“, meine Stimme brach leicht, als ich bemerkte wie sich seine Hände zu Fäusten verkrampfen. Er war sichtlich wegen mir so angespannt, wenn nicht sogar von mir genervt. “Ist es wegen mir? Habe ich was getan? Etwas falsches gesagt? Wenn es an meiner Frage bezüglich deiner Familie liegt … dann tut es mir Leid.“, ich verfing mich fast in den ganzen Worten, die mir aus dem Mund sprudelten, doch auch dieses Mal gab es keine sofortige Reaktion Barnes'. Er saß weiterhin wie ein Stein da …

“Ich verstehe …“, murmelte ich betrübt, stand auf und ließ mich, mit dem Gesicht zur Wand, auf meiner Pritsche nieder. Den dünnen Stofffetzen breitete ich so gut es ging über mir aus, um mich wenigstens ein wenig zu wärmen. Während ich nun also so da lag, Barnes immer noch auf dem Boden hockend, begann ich meine Fingernägel zu betrachten … sie waren nun wirklich von Rissen gekennzeichnet … einige mehr, andere weniger.

“Es liegt nicht an dir, Raven.“, vernahm ich plötzlich nach einiger Zeit der Stille Barnes Stimme. Langsam drehte ich mich auf die andere Seite, um ihn sehen zu können. Er saß nun direkt vor dem Gitter, welches er mit beiden Händen umklammert hielt, wie als würde er eine mentale Stütze brauchen … etwas von dem er sich vergewissern konnte, dass es wirklich da war. 

“Ich muss mir nur über einige Dinge im Klaren werden …“, mit diesen Worten stand er auf, lächelte mich kurz an, wobei ich sachte zurücklächelte, und legte sich ebenfalls auf die kleine, harte Pritsche. So sehr ich mich auch über sein Lächeln freute … bemerkte ich doch, dass es nicht seine Augen erreicht hatte …

Aber mach das James … denk nach, bevor du dich nicht mehr an diese ganzen Dinge erinnern kannst … 





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Hey-ho!
Ich habe eine kleine Anmerkung für euch ...
Als erstes tut es mir Leid, dass letzte Woche kein Kapitel kam, aber ich komm langsam mit dem Schreiben nicht mehr hinterher. Ich möchte nämlich auch Kapitel schreiben, die mir sowie euch gefallen ... und nicht einfach irgendwas hinklatschen ...

Deshalb kommt leider nur noch alle zwei Wochen ein Kapitel.

Die Gründe dafür sind zu 99% Schule und Zeitmangel. Jetzt hat nämlich die stressige Zeit angefangen ... und vielleicht kommen nach den Pfingstferien wieder häufiger Kapitel, allerdings will ich jetzt noch nichts versprechen.

Ich hoffe ihr könnt das verstehen ...
Dann bis übernächste Woche!
LG, Magicrow

How to become a Winter SoldierWo Geschichten leben. Entdecke jetzt