Kalte Augen bohrten sich in meine vor Schreck weit aufgerissenen. Flacher Atem kroch stockend über meine Lippen, als ich den Löffel langsam und darauf bedacht nicht auffällig zu wirken auf dem Tisch ablegte. Ein eiskalter Schauer strich mir über den Rücken und ließ mich frösteln. Urplötzlich fühlte ich mich in meine Mission zurückversetzt. Schnee, Kälte und der Tod, wie er in den Büschen lauerte. Benzin, Decken und weiße Wolken, die aus den Mündern hervortraten. Scharf zog ich die Luft zwischen den Zähnen ein. Die harten Gesichtszüge Arians deuteten ein fahles, siegessicheres Lächeln an, ehe er sich wieder seinem Teller widmete. Meine Augen huschten rasch von der einen Seite zur anderen, doch die anderen schienen nichts von unserer stillen Auseinandersetzung mitbekommen zu haben. Immer noch geschockt wandte ich mich auch wieder meinem Essen zu, ergriff mit zittrigen Fingern erneut den Löffel und führte ihn zu meinem Mund. Ich konnte das Gefühl von Barnes rauen Lippen abermals auf den meinen spüren, zusammen mit dem warnenden Brennen des Soldaten, der uns gesehen hatte. Dem Soldaten, der nun gegenüber von mir am Tisch saß. Mein Atem beschleunigte sich kaum merklich. So viele Männer saßen hier im Raum und dann musste Jon ausgerechnet mit ihm zusammensitzen? Oder gar befreundet sein.
Plötzlich konnte ich wieder die Blicke der andere Soldaten sich in meinen Rücken einbrennen spüren. Mit einem Schlag wurde mir übel, weshalb ich den Löffel laut klimpern in die Schüssel zurückfallen ließ, welche noch etwas weniger als halb voll war. Ich wollte von hier verschwinden. Und zwar jetzt sofort.Ohne ein Wort zu sagen schob ich den Stuhl quietschend zurück und stand auf, meinen Blick starr vor mich auf den Tisch gerichtet und meine Hände auf diesem abgestützt. Ich bemerkte wie etwas meinen Arm berührte, doch so richtig nahm ich es gar nicht wahr.
"Ravenna?", Jons Stimme drang nur gedämpft an mein Ohr, wie als wäre ich Unterwasser. Auf einmal konnte ich den Druck von vorhin wieder auf meiner Brust spüren. Er drückte mir die Luft zum Atmen ab. So viele, unterschiedlich Eindrücke stürzten auf mich ein, die ich nicht trennen und nichts zuordnen konnte. Laut ausatmend krümmte sich mein Rücken wie auf einen Reflex hin zu einem Buckel, mir derweil die ganze Zeit bewusst, dass mich der komplette Saal beobachtete. Meine Arme, die noch immer gegen den Tisch gestemmt waren begannen gefährlich zu schwanken, während die Knöchel meiner Hände, die die Kante fest umgriffen weiß hervortraten. Erneut hörte ich Jons Stimme, doch ich konnte den Lauten keine Bedeutung zuordnen. Aus einem Impuls heraus riss ich mich hastig und halb blind von ihm los und stürmte auf den Aufzug, meine sichere Rettung, um aus dieser Hölle zu entkommen, zu, aus welchen wir zuvor gekommen waren. Ich rannte mit verschwommenem Blick durch die Tischreihen, die Anwesenheit der vielen Soldaten schon wieder fast vergessend, taumelte wie ein Betrunkener, so erschien es mir, als mich plötzlich etwas am Arm zurückhielt. Abrupt wurde ich zurückgerissen, wodurch ich ins Taumeln kam. Mein Mund öffnete sich wie als würde er schreien wollen, doch kein Laut kam aus ihm heraus.
"Renn' doch nicht weg, hübsches Ding", flüsterte mir eine kratzige Stimme ins Ohr und drückte mich gegen den Fremden. Instinktiv spannte sich mein Körper an. Meinen Rücken dieses Mal zu einem Hohlkreuz gekrümmt versuchte ich so viel Abstand wie nur irgend möglich zu erzeugen, während ich meine Schultern, wie ein schützendes Schild zu meinem Kopf hochgezogen hatte.
"Hier will dir niemand was", der fremde Mann lachte leicht auf, er schenkte seinen eigenen Worten keinen Glauben. Tief ausatmend schloss ich meine Augen, versuchte mich zu beruhigen, mit klarem Verstand mir einen Weg hier raus zu überlegen, doch als seine andere Hand zu meiner Taille wanderte sah ich nur noch rot. Meine zurückgehaltene Wut explodierte wie eine Bombe in mir, als ich zu dem Mann herumwirbelte, mich dabei aus seinem Griff befreite und ihn am Kragen packte. Ein erschrockener Laut entfloh seinem Mund und seine Arme wanderten wie automatisch zu den meinen. Mit aller Kraft drückte er dagegen, doch ich nutze den Schwung, den er mir dadurch bot und warf ihn über mich hinweg auf den nächstbesten Tisch. Meine Finger umfassten langsam seine Kehle und drückten zu. Voller Wut und Abscheu starrte ich in seine vor Schreck weit aufgerissenen Augen, als ich jemanden hinter mir hören konnte."Was fällt dir ei-", ich brachte den Soldaten hinter mir mit einem kräftigen Tritt in den Schritt zum Schweigen, welcher daraufhin keuchend und langsam zu Boden sackte. Den Mann, der auf dem Tisch verzweifelt nach Luft schnappte ließ ich dabei keine Sekunde aus den Augen. Ein Knurren entfloh meinen Lippen, als sich ein weiterer Soldat mir näherte, der daraufhin aber erschrocken zurückwich. Dieser Mann hatte es verdient zu sterben. Sie alle hatten es. Jedes Mitglied von Hydra sollte an meiner Wut in Qualen verbrennen! Allen voran dieser zappelnde Fisch vor mir. Das hat er wohl nicht erwartet, von einer Frau überwältigt zu werden, aber ganz umsonst und aufgrund meiner Fähigkeit war auch ich nicht hier.
"Das reicht jetzt", sprach ein weiterer Soldat energisch und schlug mit der Faust auf den Tisch vor sich, bevor er zusammen mit seinen zwei Freunden aufstand. Blind vor Wut und nicht mehr aus meiner Trance zu retten, bemerkte ich ihr Vorhaben erst, als mich auch schon der erste von dem röchelnden Mann wegzerrte. Ich wollte nach ihm treten, schlagen, doch ein anderer packte mich im selben Moment an der Taille und warf mich auf den Tisch hinter mir. Die Männer, die an diesem saßen wichen erschrocken zurück. Mein Blick ließ aber schnell von ihnen ab und fixierte den Mann, der sich nun über mich beugte. Er gab einen knurrenden Laut von sich, den ich aber abwürgte, indem ich meine Beine um seinen Hals schlang. Überrascht schnellte er nach oben, ließ mich allerdings noch immer nicht los, weshalb ich nun halb auf seinen Schultern saß. Mit wütend funkelnden Augen starrte ich ihn sein geschocktes Gesicht, ehe ich mit dem Ellenbogen mehrmals auf seinen Kopf einschlug. Das sich meine Knochen beschwerten ignorierte ich dabei vollkommen. Das einzige an was ich dachte war, wie angewidert ich von ihnen alle war und dass ich nicht angefasst werden wollte. Nie wieder. Von niemanden. Sie sollten brennen.
Doch plötzlich umfassten mich zwei neue Hände, zerrten mich von dem Soldaten weg und schleuderten mich in eine andere Tischgruppe. Laut scheppernd fielen ein Tisch und mehrere Stühle zusammen mit mir zu Boden. Mit geschlossenen Augen blieb ich einfach nur liegen, atmete schwer ein und aus. Mein Kopf brummte und schmerzte, genauso wie der Rest meines Körpers.Etwas hartes, spitzes, wahrscheinlich der Tisch oder ein Stuhl hatte sich in meinen Rücken gebohrt und ließ mich leicht röcheln. Ich konnte verschiedene Stimmen hören, die ich alle aber keiner Person zuordnen konnte. Ich konnte nicht einmal verstehen, was sie sagten. Erschöpft ließ ich einfach los, versuchte es nicht einmal mehr und blieb einfach am Boden mit ausgestreckten Gliedern liegen. Wollte einfach in Ruhe gelassen werden. Doch genau in diesem Moment schnappte ich einen Fetzen auf, eine Stimme, die mir bekannt vorkam. Ich wollte gerade meine Augen öffnen, als mich etwas am Kopf berührte. Wieder völlig in meinem Verteidigungsmodus und von Hass gelenkt riss ich meinen Arm hoch und umfasst was immer mir gerade die Haare aus dem Gesicht gestrichen hat. Ich drückte zu und verdrehte ihn solange, bis sodass die Person welcher der Arm zu gehören schien scharf die Luft einzog. Meine Augen leicht öffnend erblickte ich einen Mann, der über mich gebeugt da stand. Instinktiv holte ich mit einem Bein aus und schlug es gegen die des Mannes, wodurch er strauchelte, bevor ich meine Beine um seine schlang und ihn zu Boden riss. In einer fließenden Bewegung passte ich mich seinem Fall an und setzte mich auf seinen Bauch, eine Hand in seine Uniform gekrallt und die andere zum Schlag erhoben. Meine Haare hingen mir ins Gesicht, sodass ich nicht wirklich etwas sehen konnte.
"Wow, wow! Ravenna, Stopp! Ich bin es!"
Innehaltend blinzelte ich mehrere Male, bis ich den Mann unter mir endlich erkannte. Es war Jon. Mit grünen, weit aufgerissenen Augen sah er mich erschrocken an.
"Alles okay, alles okay", sprach er beruhigend auf mich ein, die Hände abwehrend vor seinem Gesicht haltend. Meine geballte Faust noch immer erhoben ließ ich langsam zu, dass sich mein Körper wieder entspannte. Erst als ich meine linke Hand aus seinem Hemd löste ließ ich die andere vorsichtig sinken. Mir langsam der Situation bewusst richtete ich mich so schnell wie möglich auf. Erkenntnis flutete meine Gedanken, als ich mich umsah. Erschrockene und wütende Gesichter überall. Ich hörte wie sich Jon ächzend vom Boden hievte und seine Klamotten anschließend richtete. Die Soldaten starrten mich an, tuschelten etwas, ehe sie sich abwandten. Wütende, kleine Augen überall.
"Ravenna?", Jon legte eine Hand auf meine Schulter, doch ich wich zurück. Mein Blick streifte den seinen, bevor ich mich hastig abwandte und meinen Weg zum Aufzug fortführte. Einfach nur weg von hier. Weg und nie wieder zurück.
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How to become a Winter Soldier
Fanfiction//PAUSIERT// ||Jeder kennt die Geschichten, in denen der Winter Soldier eine Frau trainiert, doch was passiert, wenn eine Frau den Soldier trainiert?|| Hydra ist erbarmungslos. Es gibt keinen Platz für Schwächlinge. Gilt man aber als ein solcher, m...