Der Schnee und die Kälte gingen mir langsam aber sicher auf die Nerven, denn wenn der Untergrund nicht so rutschig wäre würde ich viel schneller vorankommen. Aber da dies nun mal nicht der Fall war musste ich viel langsamer fahren als es mir lieb war. Warum konnte es auch nicht Frühling oder Sommer sein? Es hätte alles viel einfacher sein können, wenn es warm gewesen wäre. Wobei ich dann wohl keine gut sichtbaren Spuren hätte, die ich jetzt verfolgen könnte, wenn kein Schnee läge. Trotz alledem nervte mich dieses einheitliche Weiß noch immer.Nun da aber mein Gejammer nichts an den Jahreszeiten oder meiner verzwickten Situation änderte, seufzte ich ein letztes Mal genervt auf, bevor ich meine Lippen fest aufeinander presste und stumm weiter fuhr, meinen Blick auf Basels vermutliche Fußspuren fixiert. Allein das Geräusch des Motors war im komplett weißen Wald zu hören. Es war ein seltsam beruhigendes Geräusch, obwohl es in meinen Ohren zu klingen begann und sich so anhörte, als würde es immer weiter in den Hintergrund rücken.
Kurz wanderte mein Blick zum ergrauten Himmel empor. Durch die dichte Wolkendecke konnte ich nur ungefähr erahnen wie viel meiner kostbaren Zeit ich bereits verloren hatte, in der ich nun schon den Fußspuren folgte. Es war bereits spät nachmittags, wenn nicht sogar schon fast abends. Das Licht des Tages, welches es noch durch die schweren, grauen Wolken schaffte wurde Minute für Minute schwächer, weshalb ich beschloss den Motorradscheinwerfer anzuschalten. Doch trotzdem wurde es immer schwerer Bäumen auszuweichen und noch rechtzeitig zu erkennen, wenn Basels Spuren mal nach links oder rechts abbog, was seit einiger Zeit nicht selten vorkam.
Immer wieder kam in mir die Frage auf, wohin er unterwegs war. Wobei ich mich allerdings auch langsam fragte wie schnell er überhaupt unterwegs sein konnte. Wie lange würde es noch dauern bis ich ihn eingeholt hätte? Hoffentlich nicht mehr allzu lange, denn ich konnte nicht verhindern, dass mir immer wieder meine Augen zu fielen. Der Drang endlich anzuhalten und sich auszuruhen zerrte immer stärker an mir. Der Schlafmangel der letzten Nächte verstärkte dieses Gefühl zu meinem Bedauern nur weiter. Müsste ich noch allzu lange auf dem Motorrad sitzen, würde ich wohl noch während der Fahrt einschlafen ...
Erschrocken zuckte ich zusammen, als ich bemerkte, wie mich erneut die Müdigkeit überkam und sich mein Griff um den Motorradlenker kaum merklich gelockert hatte. Sofort verkrampfte sich mein Körper, während ich verzweifelt versuchte das Zittern meiner Hände zu unterdrücken. Mein Blick schoss für den Bruchteil einer Sekunde in die Höhe, als ich neben den stetigen Motorgeräuschen einige Äste in meiner Nähe zerbrechen hörte. Es als flüchtendes Tier abschüttelnd, versuchte ich mich wieder auf meine Aufgabe zu konzentrieren, was allerdings nicht so ganz funktionierte wie ich das wollte. Wieder und wieder, in immer kleiner werdenden Abständen, sackte mein Kopf nach unten. Und jedes Mal aufs Neue riss ich ihn wieder erbost nach oben, schüttelte ihn, um meine ebenso müden Gedanken zuordnen. Nur noch abgehakt kam mein Atem über meine Lippen, während mir vor Anstrengung Schweißperlen über das Gesicht liefen.
"Es hat keinen Zweck ...", murmelte ich nach einer Weile und stoppte das Motorrad abrupt. Inzwischen war es komplett dunkel im schneebedeckten Wald, alleine der kleine Scheinwerfer des Fahrzeugs erleuchtete einen schmalen Weg direkt vor mir. Mein Gesicht in meinen Händen vergraben atmete ich mehrere Male tief ein und aus, um wieder einen klaren Kopf für meine nächste Entscheidung, die ich fällen musste, zu bekommen. Denn entweder fuhr ich die Nacht durch, fasste Basel noch in Zeit, riskierte aber dabei einem Unfall aufgrund meiner zunehmenden Müdigkeit zu machen, oder ich suchte mir eine einigermaßen geschützte Stelle, schlief einige Stunden und fuhr ausgeruht weiter. Allerdings riskierte ich bei dieser Variante zu viel Zeit zu verbrauchen, Basel nicht rechtzeitig zu finden und von Hydra wegen Missachtung eines Befehls gnadenlos bestraft zu werden ...
Lange rang ich mit mir selbst. Versuchte die Nachteile etwas in den Hintergrund zu rücken, um besser abschätzen zu können bei welcher Option ich wohl einen größeren Gewinn machen würde. Anschließend beleuchtete ich dann doch noch die Nachteile. Meine Fingernägel gruben sich schmerzhaft in meine wirren Haare und Kopfhaut. Der Schmerz half mir mich besser auf das hier und jetzt zu konzentrieren, dennoch fiel es mir nicht leichter jetzt eine Entscheidung zu fällen. Mein Gehirn riet mir zwar die erste Möglichkeit, doch der Rest meines Körpers stellte sich dabei quer. Würde ich es überhaupt noch so lange aushalten mit dem Motorrad zu fahren bis ich Basel gefunden hatte? Oder würde ich davor bereits zusammenbrechen? Ich konnte nicht wirklich einschätzen, wie lange mein Körper noch auf Hochtouren arbeiten könnte. Eine Stunde? Zwei? Vielleicht sogar weniger als es mir lieb war. Es machte mir furchtbare Angst nicht zu wissen wie viel ich noch aushalten konnte. Also sollte ich mich doch für die zweite Variante entscheiden, auch wenn die Konsequenzen härter ausfallen würden? Auf wen sollte ich hören? Auf meinen Kopf oder auf den Bauch? Auf mich im Ganzen? Langsam aber sicher stieg Panik in mir auf. Warum konnte ich nicht einschätzen wie lange mein Körper noch aushalten kann?
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How to become a Winter Soldier
Fanfiction//PAUSIERT// ||Jeder kennt die Geschichten, in denen der Winter Soldier eine Frau trainiert, doch was passiert, wenn eine Frau den Soldier trainiert?|| Hydra ist erbarmungslos. Es gibt keinen Platz für Schwächlinge. Gilt man aber als ein solcher, m...