Der Kampf [KAPITEL 28]

178 14 2
                                    

Mit verkrampfen Körper und aufgerissenen Augen stand ich vor Zola, welcher sich allerdings von mir abgewandt hatte und nun auf Barnes' zitternde Gestalt zuschritt. Mein Atem kam nur noch stoßweise über meine Lippen. Was hatte dieser Mann nur geplant? Die Augen auf den Boden vor mir gerichtet versuchte ich etwas aus meinen wirren Gedanken herauszufiltern, etwas was mir helfen könnte, doch ich fand nichts. Ich hatte keine Idee, keine Ahnung, was bevorstehen würde.

Ich konnte Schritte hören, die sich mir näherten, doch ich nahm sie nicht wirklich wahr, zu fokussiert war ich auf mich selbst, auf den Sturm der in mir tobte. Ich konnte fast schon die gewaltige Kraft der ungestümen Wellen spüren, wie sie an mir zerrten. Erst als sich eine Hand auf meine Schulter legte konnte ich wieder auf meine Umgebung reagieren. Wie ein aufgeschrecktes Tier wirbelte ich herum, griff dabei reflexhaft nach der Hand, wollte sie verdrehen und den Angreifer dadurch zu Boden schleudern, als ich den blonden Soldaten erkannte. Einige Sekunden starrte ich einfach in seine aufgerissenen Augen, ehe ich mit rasendem Herzen seine raue Hand langsam los ließ. Sein erschrockener Gesichtsausdruck verschwand nach einigen Momenten und er räusperte sich unsicher, versuchte den Rest Professionalität zu wahren.

"Ich soll ihnen noch ihre zugeordneten Waffen zeigen.", sprach er mit noch leicht schwankender Stimmlange. Er zupfte den Stoff an seinem Ärmel zu Recht, bevor er sicheren Schrittes auf den Tisch zu lief. Ich folgte ihm mit erhobenem Kopf und gespielter Sicherheit, allerdings etwas langsamer. Wie sehr ich noch durcheinander war wollte ich keinem zeigen, obwohl sich die verurteilenden Blicke der anderen noch immer in meinem Rücken einbrannten.

An dem Tisch angelangt erklärte mir der Blonde irgendwas, doch ich war zu sehr abgelenkt. Mein Blick huschte immer wieder zum anderen Tischende, an dem Barnes noch immer flach atmend auf dem Stuhl saß. Mit aufgerissenen Augen und verkrampfen Händen starrte er in Zolas, der über ihn gebeugt da stand. Sein Mund bewegte sich, Barnes schüttelte heftig mit dem Kopf, doch ich konnte nichts verstehen. Ich zuckte erschrocken zusammen, als der Braunhaarige seinen Kopf plötzlich in den Nacken warf und bestialisch aufschrie. Welche Worte konnten ihm solch physische Schmerzen bereiten? Sein Kopf fiel langsam wieder auf seine ursprüngliche Position, seine Brust hob und senkte sich noch immer schwer. Etwas hatte sich verändert. Prüfend ließ ich meinen Blick über die Personen um Barnes schweifen, ehe er an ihm selbst hängen blieb. Seine Augen lugten nun emotionslos durch seine Haare, die nach vorne gefallen waren, und fixierten Zola, der sich zufrieden grinsend von ihm abwandte. Er nickte zu Barnes' Wachen, welche zurück nickten. Was hatten sie getan? Was ist mit ihm passiert?

"Timeless!"

Leicht erschrocken wandte ich mich wieder zum blonden Soldaten, der mich nun mit einem harten Blick bedachte. Sofort spürte ich die Wut in mir brodeln, der Zorn auf diesen verdammten Namen. Ich wollte ihn ankeifen, wie zur in meinem Zimmer schon, als er auf den Tisch vor uns deutete. Etwas verwirrt folgte ich seinem Blick. Der Ärger wieder ins Vergessen sinken lassend.
"Sie sollen sich eine Waffe aussuchen", sprach er in einem befehligenden Tonfall. Er war nun voll und ganz ein Soldat. Langsam nickend ließ ich meine Augen über die vielen Messer und Dolche wandern. Es war egal welchen ich wählte, da ich keine Klinge gegen Barnes erheben würde. Nicht in seinem jetzigen Zustand. Nicht einmal wenn mein Leben davon abhängen würde ...

Ich achtete nicht weiter darauf und griff einfach willkürlich nach einem Dolch, den ich anschließend am Gürtel meines Anzuges befestigte. Der Blonde sagte nichts dazu und führte mich zurück in den am Boden gekennzeichneten Bereich. Dort stellte ich mich in die entfernteste Ecke und wartete ab, ließ meinen wachsamen Blick durch den Raum schweifen, ehe er wieder an Barnes hängen blieb, der mittlerweile vom Stuhl aufgestanden war. Zu meiner Überraschung konnte er nun alleine stehen und suchte sich bereits eine Waffe aus, welche er ebenfalls an einem Gürtel befestige, den man ihm gegeben hatte. Zola und die beiden Soldaten, die Barnes hergebracht hatten, gingen zu der kleinen Gruppe höher stehender Agenten zurück, während Barnes mit großen, sicheren Schritten zur markierten Ecke gegenüber meiner lief. Ich versuchte einen Blick auf sein Gesicht zu erhaschen, doch seine Haare versperrten mir die Sicht. Mein Herz pochte unerträglich laut und schnell in meiner Brust, ich glaubte, dass es jeder in diesem Raum hören konnte, doch dem war natürlich nicht so. Das pulsierende Blut in meinen Adern, und vor allen in meinen Ohren ließ mich dieser Illusion dennoch etwas Glauben schenken. Meine Hände immer wieder schließend und öffnend wartete ich auf Zolas Signal, auf das Zeichen, dass der Kampf beginnen würde. Es dauerte gefühlte Jahrhunderte bis Zola sich von den anderen Agenten abwandte, kurz Barnes dann mich fixierte, und schließlich den Mund öffnete. Seine Worte nahm ich allerdings nur noch verschwommen war, realisierte nicht einmal genau, was er eigentlich sagte, denn kaum eine Sekunde später stürzte sich Barnes auch schon auf mich. Ich hatte kaum Zeit zu reagieren, schaffte es gerade noch irgendwie aus seiner Reichweite zu gelangen, um nicht unsanft auf den Boden geworfen zu werden. Mein Puls raste, als ich geschockt zu Barnes sah, der sich quälend langsam zu mir umdrehte. Seine Augen glitzerten vor Wut und Angriffslust.

How to become a Winter SoldierWo Geschichten leben. Entdecke jetzt