Kratzige Decke und schleppende Suche [KAPITEL 16]

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Aufgeregt aufgrund dieser zufälligen Entdeckung trat ich auf die schwer wirkende Tür zu, hoffend dieses Mal dann auch wirklich etwas zu finden, was mich weiter bringen würde. Den Anklopfring in meine rechte Hand nehmend hielt ich noch einmal kurz inne, atmete tief durch, um meine kühle Fassade wieder um mich herum zu errichten, ehe ich dann drei Mal den goldenen Ring gegen das alte Holz schlug.

Einige Zeit geschah nichts, ehe ich Schritte auf die Tür zukommen hörte, die anschließend verstummten. Es klackte einmal, als das Schloss von Innen entriegelt und die rote Tür anschließend aufgeschoben wurde. Zum Vorschein kam eine braun –teils grau- haarige Frau mittleren Alters, die mich verwirrt beäugte. Sofort schlang ich meine Arme um meinen Oberkörper und begann zu zittern.

"Ent-entschuldigen Sie bitte die Störung, a-aber ich wo-llte fragen, ob S-sie zufällig eine Decke ha-haben, die Sie ent-entbehren könnten?", ich versuchte mein Glück einfach mit Deutsch, was ich allerdings nur gebrochen sprach. Aber die Frau schien mich trotzdem gut zu verstehen, denn sie öffnete die Tür etwas weiter und ging zur Seite, sodass ich eintreten konnte. Erleichtert, dass sie auf meine kleine Schauspieleinlage reingefallen ist, kam ich ihrer Aufforderung nach und betrat mit langsamen, schleppenden Schritten den Empfangsraum.

"Warten Sie bitte einen Moment.", sprach die Braunhaarige, nachdem sie die Tür hinter mir wieder geschlossen und den Riegel davor geschoben hatte. Ich nickte einfach nur stumm und während sie in irgendeinem anderen Raum verschwand, fing ich an mich umzusehen. Mit schnellen Schritten ging ich zur Empfangstheke, mein Blick auf ein ganz besonderes Objekt fixiert ... das Gästebuch. Wenn ich einen Hinweis bezüglich Basels Aufenthaltsorts finden wollte, dann würde er zu hundert Prozent da drinnen stehen.

Mein Blick huschte rasch von der einen Seite des Raumes zur anderen, ehe ich das Buch aufschlug, es aber für mich weiterhin verkehrt herum liegen ließ. Es war zwar nur ein kleines Detail, was jedem Menschen wohl nicht direkt auffallen würde, aber man konnte ja nicht vorsichtig genug sein. So schnell ich konnte suchte ich nach der zuletzt beschriebenen Seite und fing von dieser aus an mich vorzuarbeiten. Ich schätzte zwar, dass er höchstens einen oder zwei Tage dort geblieben war, allerdings wusste ich ja nicht genau wie weit diese Tage zurück lagen ...

Relativ früh hielt ich aber auch schon inne, nicht weil ich Schritte hörte, nein, sondern weil ich einen mir bekannten Namen entziffern konnte ... Wilhelm Basel. Mein Blick huschte sofort weiter zum Datum, als ich eine Tür sich öffnen hörte. Blitzschnell schlug ich das Buch zu, stellte mich wieder mehr in die Raummitte und begann, Arme um den Oberkörper geschlungen, erneut zu zittern.

"Hier, bitte schön.", ertönte keine Sekunde später die Stimme der braunhaarigen Frau hinter meinem Rücken. Ich drehte mich langsam zu ihr um und nahm die Wolldecke entgegen, welche sie mir reichte. Ich bedankte mich überschwänglich, während sie mich auch schon wieder zur Eingangstür begleitete. Sie war sichtlich von meinem, für mich mehr als untypischen, Verhalten genervt, doch falls irgendetwas dazu führen sollte, dass mein Gesicht auf der Weltoberfläche auftaucht, dann sollte man mich soweit es ging nicht wiedererkennen ... jetzt mal nur vom Verhalten ausgehend.

"Vielen Dank, noch einmal.", wiederholte ich mich zum gefühlt tausendsten Mal, als ich wieder auf der Straße vor dem Gasthaus stand, meinen Blick auf die noch offene Tür gerichtet. Ich lächelte ein letztes Mal herzlich, während ich die Decke über meine Schultern legte. Die Frau lächelte kurz zurück, ehe sie die Tür, wahrscheinlich ein wenig erleichtert, schloss. Mein warmes Lächeln erstarb sofort, als ich aus der Sicht der Frau verschwunden war und stattdessen setzte ich wieder meine kühle Miene auf, während ich mich Richtung Motorrad, welches ich ja versteckt hatte, bewegte.

Meine Schritte hallten wieder als einziges Geräusch von den kahlen Wänden ab, während ich über die neuen Informationen, die ich sammeln konnte, nachdachte. Meine grauen Augen funkelte kurz vor Begeisterung und Unglauben auf. Basel hat das Dorf einen Tag bevor man mir diese Mission zugewiesen hatte verlassen und mit etwas Glück könnte ich noch Spuren finden ... denn in dieser Zeitspanne von drei Tagen hatte es nur einmal kurz geschneit ... jedenfalls nach dem Schnee in der kleinen Stadt und auf den Straßen ausgehend. Es hatte geschneit, keine Frage, aber so wenig, dass hoffentlich noch etwas Brauchbares zu erkennen war.

How to become a Winter SoldierWo Geschichten leben. Entdecke jetzt