Kapitel 1

4.8K 109 4
                                    

Ich liege in meinem Bett, meine Augen sind gerötet. Vom weinen. Heute ist mein 30. Geburtstag -nein deswegen heule ich nicht!- und mein Freund Sebastian hat mir das schönste Geschenk der Welt gemacht: er hat mit mir Schluss gemacht, per whatsapp! Er hat mich nicht nur an meinem Geburtstag verlassen, nein es war gleichzeitig auch noch unser erster Jahrestag! Genau vor einem Jahr an meinem Geburtstag waren wir zusammen gekommen, hatten uns geküsst und-... Ich musste irgendwas unternehmen, mich bewegen...!

Ablenkung!

Ich kam zu dem Schluss, dass ich aufstehen sollte. Erhob mich träge, schlurfte ins Bad und warf nur einen schnellen Blick in den Spiegel, denn ich sah beschissen aus. Meine Augen und meine Nase waren gerötet, meine langen, dunkelbraunen, lockigen Haare waren zerzaust, standen strohig von meinem Kopf ab.

Ich bin schlank, habe keine Modelmaße, eher eine Knabenhafte Figur, trotzdem bin ich relativ zufrieden mit mir.

Gerade als ich mich unter die Dusche stellen wollte, klingelte mein Handy. Es war Selina, meine beste Freundin. "Hey Mali! Alles gute zum Geburtstag!", sie klang ziemlich aufgedreht, und irgendwie wusste ich, dass sie etwas vorhatte... Ich wollte (und brauchte) zwar Ablenkung, allerdings hatte ich für DIESE Art von Ablenkung keinen Nerv. Selina: Partyqueen, Modelmaße, langes blondes Haar und hat ein engelsgleiches Gesicht. Alle Männer, und wirklich ALLE, standen total auf sie! Das erklärt doch schon alles, oder? Ich wollte am liebsten ins Kino oder ins Schwimmbad. Etwas wo man sich nicht anstrengen musste, aber trotzdem abgelenkt war. "Hey Selina...", antwortete ich, wohl nicht ganz so euphorisch wie sie gerne hätte, denn sofort fragte sie mit diesem besorgten Unterton in der Stimme, ob alles ok sei. "Nein, Sebastian hat Schluss gemacht", erwidere ich trocken.

Wie es natürlich kommen musste, stand Selina eine Stunde später vor meiner Türe. "Du siehst ja schrecklich aus!"-"Danke Selina, du weißt wirklich wie man jemanden aufmuntert!", sagte ich schmollend. "Ach, tut mir leid!", sie sah mich mit ihren blauen Augen flehend an, stöhnend gab ich nach und sie viel mir in die Arme. In meinem Hals bildete sich ein Klos, meine Augen brannten...

Selina meinte es -vorerst- sehr gut mit mir: sie ließ mich in meinen chiller-Klamotten, und wir schauten den ganzen Tag irgendwelche Baller-Filme (bloß keine schnulzen, denn das Vertrug ich jetzt nicht!) und stopften uns mit Schokolade voll. Leider hatte Selina gegen Abend andere Pläne mit mir, ignoriert meinen genervten Gesichtsausdruck und schleifte mich ins Bad. Widerstand zwecklos!

Also duschte ich, anscheinend etwas zu lange, denn Selina klopfte genervt an die Türe. Sie wirkte schon wieder so aufgeregt wie heute morgen... Seufzend stellte ich mich auf die bevorstehende Tortur ein.

Sie fing an mich zu schminken, meine Haare zu frisieren und drückte mir schließlich ein Kleid in die Hand. Als ich das Resultat sah, stockte mir der Atem: ich trug ein kurzes, enges schwarzes Kleid, meine Haare waren geglättet und zu einer wunderschönen flechtfrisur frisiert. Das make-up war beeindruckend. Nicht aufdringlich, aber dennoch auffallend! Meine grünen Augen waren so geschminkt, dass sie gut zur Geltung kamen, und auf meinen Lippen schimmerte ein kräftiges rot. Ich sah wirklich hübsch aus. Zwar ganz und gar nicht meins, aber typisch Selina eben.

Ehe ich mich versah, hatte sie mich zum Auto gezogen und schon fuhren wir los.

Wir machten einen kurzen Zwischenstopp bei Selina. Sie flitze kurz in ihre Wohnung und kam nach 15 Minuten -ich erwartete sie schon genervt- wieder raus. Sie war heute morgen schon gestylt gewesen, hatte ihr make up nochmal aufgefrischt, und einen engen schwarzen rock, und ein etwas weiteres Oberteil angezogen, welches ihre Figur allerdings trotzdem gut betonte, wessen sie sich auch bestimmt bewusst war! Sie konnte einfach alles tragen... Ein kurzer Anflug von Neid überviel mich, wieso hatte ich nicht eine so perfekte Figur?

Doch ich vergaß meine Eifersucht schnell wieder als wir bei der Disko ankamen. Ich war beeindruckt. Wir waren nicht nur in irgendeinem club, wir waren im schicksten Club der Stadt.

Wir setzen uns zu erst an die Bar, ich wollte eigentlich nichts trinken. "Glaubst du Sebastian sitzt gelangweilt in der Disko rum??" Danke selina, dass du mich wieder an ihn erinnern musstest! ich entschloss mich also doch was zu trinken: sex on the Beach.

Nach zwei weiteren Drinks waren wir beide angetrunken und Selina zog mich auf die Tanzfläche. Sie hatte schon den ganzen Abend irgendeinen Typen im Visier gehabt, an den sie sich auch gleich ranmachte. Bevor sie aber verschwand stellte sie mir seinen Freund vor. Er war das komplette Gegenteil von Sebastian: Durchtrainiert, hatte schulterlanges braunes Haar, und trug einen Bart. Er sah irgendwie... verwegen aus.

Wir tanzten eine Weile und er lud mich auf einen Drink ein. Ich hatte seinen Namen vergessen, irgendwas mit M...

War mir aber auch egal.

Irgendwann küsste er mich und ich lies es zu. Es fühlte sich aber so falsch an, es war eben nicht Sebastian.

Ich konnte das nicht, alles in mir sträubte sich dagegen, weshalb ich ihn unsanft von mir weg schubste und raus rannte. Ich musste mit jemanden reden der mich verstand, nicht mit Selina die gerade eh nur Jungs und andere Dinge im Kopf hatte!

Ich fuhr mit dem Taxi nach Hause, und als ich auf mein Handy schaute hatte ich eine Nachricht von ihm. Zum ersten mal an diesem trüben Tag huschte mir ein Lächeln über die Lippen.

Behind blue eyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt