-Malis Sicht-
Ich wusste nicht, wie lange ich hier noch stand und die Stelle anstarrte, an der das Taxi verschwunden war. Irgendwie darauf hoffend, dass das gelbe Auto mit meinem Finnen wieder auftauchen würde. Allerdings war die Realität grausam und mein Wunsch wurde nicht erhört, wurde von dem kalten Wind der aufkam davon getragen. Fröstelnd verschränkte ich die Arme vor meiner Brust und ging langsam in meine Wohnung zurück. Als ich die Türe hinter mir schloss, bemerkte ich einen weißen Umschlag auf dem Boden. Erstaunt griff ich danach, denn den Postboten hatte ich gar nicht bemerkt. Ich drehte den Umschlag um, aber auch da strahlte mich das weiße, blanke Papier an. Seltsam, weder Absender noch meine Adresse standen darauf. Mit gerunzelter Stirn öffnete ich ihn zögerlich. Hoffte, dass mein aufkeimender Gedanke falsch sein würde. Doch als ich rein schaute, bestätigte sich meine Vermutung: rote Herzchen und sonst nichts. Genervt schmiss ich ihn in den Müll, Liebesbekundungen von Mr. Anonym konnte ich jetzt nicht gebrauchen! Auf dem Weg in die Küche blieb ich geschockt stehen. Wie ein Blitzschlag war ein Gedanke aufgekommen, der mich erstarren ließ. In Zeitlupentempo drehte ich mich um, mein Puls war auf 180, Angst füllte mich aus, mein Blick schoss nervös umher, musterte jeden Winkel meiner Wohnung.
Kein Absender drauf... Keine Adresse... Wie war der Brief hier her gekommen...? Vor allem: wann hatte diese Person den Brief hier eingesteckt? Vorhin war er noch nicht da gewesen, da war ich mir ziemlich sicher! War... War sie etwa hier, in... meiner Wohnung?
Zischend holte ich Luft, das... das konnte nicht wahr sein. Oder etwa doch?
Ich versuchte meine Gedanken zu sortieren, denn im Moment herrschte das reinste Chaos in meinem Kopf. "Die Türe war zu, also kann er gar nicht mehr hier gewesen sein bzw überhaupt hier drinnen gewesen sein", beruhigte ich mich selber, schaute aber trotzdem sicherheitshalber noch in jedem Zimmer nach und spürte, wie mein Herzschlag, mit jedem Raum in dem ich nichts fand, langsamer wurde. Trotzdem blieb ein unwohles, ekelhaftes Gefühl in mir zurück.
Erschöpft lies ich mich auf das Sofa fallen und versuchte jeden Gedanke zu verdrängen. Ich griff nach der Gitarre die noch neben mir lag und begann die ersten Töne von
'afraid of the midnight' zu spielen. Leise sang ich den Song mit, stellte mir Samus tiefe Stimme vor, stellte mir vor, er wäre jetzt bei mir. Hier. Um mich mich zu beschützen, zu beruhigen, um mich in seine Arme zu schließen.'Coming 'round at lonely time
Running up and down your spine
Darkness does a job on you
Nothing else inside the room
But incriminating truth
Silence like a sonic boom
Don't be afraid of the midnight, baby
Don't go running scared
Don't be afraid of the midnight , baby
You're not the only one out there
You're not the only one....
Mit geschlossenen Augen lauschte ich dem letzten Gitarrenton, der langsam und leise verklang.
Mir ging es zwar schon besser, aber ich musste etwas Unternehmen. Gedanken waren immer am lautesten, wenn man alleine war und totenstille herrschte. Das wollte ich auf alle Fälle vermeiden. Sie würden sich sonst erbarmungslos auf mich stürzen, mich zerfleischen, mich zerfetzten...
Schnell griff ich nach meinem Handy und wählte Selinas Nummer.
Wir verbrachten den Nachmittag gemeinsam im Café. Wir redeten ziemlich viel, holten die paar Tage nach, in denen wir uns nicht gesehen hatten. Am Abend schlug ich vor, dass ich bei ihr Übernachten könnte und wir uns noch einen gemütlichen Filmeabend machen könnten. Freudig stimme sie zu. Ein Stein fiel mir vom Herzen. Sie wusste nichts von den Briefen, deshalb sagte ich ihr auch nicht, dass ich nicht alleine schlafen wollte, dass mir eine unbekannte Person Angst einjagte, sie raubte mir den Atem, raubte mir das Gefühl von Sicherheit...
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Behind blue eyes
FanfictionFreundschaft – Liebe! Zwei verschiedene Welten und doch so nah bei einander. Malina Sanders und Samu Haber sind seit langer Zeit befreundet, sind sich vertraut, kennen sich in und auswendig. Doch plötzlich sind da kleine Dinge, neue Gefühle, unbekan...